Die Anschläge der vergangenen Wochen und Monate haben die Sicherheit der Karnevalszüge in den Fokus gerückt.
Mit Lastwagen gegen TerrorSo schützen Veranstalter die Karnevalszüge im Rhein-Sieg-Kreis
Von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch sollen im Rhein-Sieg-Kreis vermehrt Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungsbehörden in der Öffentlichkeit präsent sein und Kontrollen durchführen. Das geht aus einer Erklärung zum Thema „Sicherheit an Karneval“ hervor, in der die Polizei Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam mit den elf Kommunen und der Straßenverkehrsbehörde vereinbarte Sicherheitsmaßnahmen festhält.
Vor allem beim Eintritt von Veranstaltungen müssen Feiernde mit Taschenkontrollen rechnen. Waffen, Messer und andere potenziell gefährliche Gegenstände werden dabei konfisziert, bei Verstößen gegen das Waffengesetz werden entsprechende Verfahren eingeleitet.
Rhein-Sieg-Behörden haben „keine Hinweise auf konkrete Gefährdung“
„Aktuell liegen den Sicherheitsbehörden keine Hinweise auf konkrete Gefährdungen durch politisch motivierte Kriminalität vor“, heißt es in der Erklärung von Polizei und Kommunen, „eine 100%ige Sicherheit kann es allerdings nicht geben.“ Daher appellieren Ordnungsbehörden und Polizei an alle Feiernden: „Seid wachsam und meldet Verdächtiges!“
Um Verletzungsrisiken zu vermeiden, bitten Polizei und Kommunen darum, bei Veranstaltungen auf Glasflaschen zu verzichten. Glasverbotszonen in bestimmten Regionen seien möglich. Im Sinne des Jugendschutzes möchte die Polizei Rhein-Sieg-Kreis weiterhin einen Schwerpunkt auf die Kontrollen von Minderjährigen setzen, um Alkoholmissbrauch zu verhindern.
Betonsperren gibt es in Much schon lange
Die Teilnahme an einer jährlichen Zusammenkunft von Vertretern der kommunalen Ordnungsbehörden und der Kreispolizeibehörde steht in Much am Anfang der Vorbereitungen auf die Karnevalszüge. „Wir machen das seit vielen Jahren“, gibt Stefan Mauermann Auskunft, der Leiter des Ordnungsamts der Gemeinde. Dort, so Mauermann, stellten die Ordnungsämter ihre Konzepte vor.
Lange schon schütze die Gemeinde Much die Züge durch Betonsperren an den Hauptzufahrten zum Zugweg. Damit Rettungswege im Bedarfsfalle genutzt werden können, werden Fahrzeuge unter anderem der Johanniter dort abgestellt. Dauerhaft mit Einsatzkräften besetzt, könnten diese im Notfall schnell zur Seite gefahren werden.
Zum Konzept in Much, das zwischen Ordnungsamt und Polizei abgestimmt wird, gehört laut Mauermann eine verstärkte Präsenz von Uniformierten, die mit mehreren Bezirksbeamten im Einsatz seien, und ebenso vielen Mitarbeitenden der Gemeinde. Veränderungen gegenüber früheren Jahren habe es nicht gegeben, sagte Mauermann.
„Schon der letzte Anschlag in Magdeburg war ja nicht der erste dieser Art“, bereits nach den ersten vergleichbaren Angriffen hätten die Kommunen reagiert und Betonsperren gegen Amokfahrten eingeführt. „Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit“, sagte Mauermann. „Wir haben unser Möglichstes getan und hoffen, dass alles gut abläuft.“
Die Stadt Hennef hat mehr Ordnungskräfte im Einsatz
Die Stadt Hennef erstelle jedes Jahr neue Sicherheitskonzepte für die Karnevalszüge vor Ort, teilt Pressesprecher Dominique Müller-Grote mit. „Verständlicherweise können wir keine Details bekanntgeben“, sagt Müller-Grote, „allerdings werden mehr Ordnungskräfte als in den Vorjahren im Einsatz sein und wir haben auch noch einmal die Pkw-Sperren verstärkt.“
Bei der Stadt Königswinter werden nach dem Anschlag in Magdeburg zurzeit keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen bei den Karnevalszügen erwogen, teilte die Sprecher auf Anfrage mit. Grundsätzlich seien Karnevalszüge anders zu betrachten als Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte. Stadtsprecher Florian Striewe verweist auf eine Besprechung mit der Bonner Polizei am 11. Februar. Sollten dann neue Erkenntnisse vorliegen, könnte eine Neubewertung nötig werden.
Bad Honnef bewertet die Lage gemeinsam mit der Polizei
Auch Silke Florijn, Pressesprecherin der Stadt Bad Honnef, weist auf das geplante Gespräch mit der Polizei am 11. Februar hin. Man sei aber schon im engen Austausch auch mit Feuerwehr, dem Deutschen Roten Kreuz und den jeweiligen Zugleitern in Bad Honnef und Aegidienberg, um einen möglichst sicheren Ablauf der Karnevalszüge zu erreichen. „Gemeinsam mit der Polizei bewerten wir die Lage.“ Für das Sicherheitskonzept und die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen seien die Veranstalter verantwortlich.
„Wir arbeiten mit der Stadt zusammen,“ gibt Hans Josef Tannenbaum Auskunft, der Vorsitzende des Festausschusses Troisdorfer Karneval: In der größten Stadt des Kreises sind die Veranstalter der insgesamt neun Karnevalszüge für die Aufstellung von Sicherheitskonzepten zuständig. Die müssen bei der Stadt vorgelegt und genehmigt werden.
Für den größten Zug am Karnevalssonntag in Troisdorf-Mitte stelle die Stadt den Terrorschutz sicher, sagte Tannenbaum. Schon im vergangenen Jahr wurden sämtliche Zufahrtsstraßen zum Zugweg mit Lastwagen zugestellt. Bei Gesprächen Mitte des vergangenen Jahres sei über eine Beschränkung dieser Maßnahme auf die Hauptstraßen gesprochen worden – ein Gedanke, der nach dem Anschlag von Magdeburg schnell verworfen wurde.
Gewünschte Änderung des Zugwegs in Troisdorf klappt nicht
Etwa 25 Straßen werden nun auf diese Weise blockiert. Die Stadt hätte gerne auch eine Modifikation des 3,6 Kilometer langen Zugwegs zwischen Blücherstraße/ Moselstraße und der Stadthalle gesehen, um den Aufwand zu verringern, sagte Tannenbaum der Redaktion. Das aber sei nicht machbar gewesen: „Da kommen die Gespanne nicht um die Ecke“.
Etwa 2000 angemeldete Teilnehmer werden sich am Karnevalssonntag auf den Weg machen, 800 Meter lang sei der Tross am Aufstellort. Einmal unterwegs, werde sich der Zug auf etwa 1,5 Kilometer ausdehnen. Mit dabei wird Sicherheitspersonal sein, das der Festausschuss stellt und bezahlt.
Etwa 30 Personen seien „an neuralgischen Punkten“ verteilt, berichtet der FTK-Vorsitzende. Außerdem ist natürlich die Polizei am Schutz des Zuges beteiligt. „Mehr ist ja eigentlich nicht drin“, so Tannenbaum; „was soll man machen gegen Menschen, die mit Messern rumlaufen?“