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KarnevalWas soll man im Zug werfen? Tipps von den Kamelle-Profis im Rhein-Sieg-Kreis

Lesezeit 4 Minuten
Im Restposten-Center Niederkassel von Marco Bohlen herrscht in den Wochen vor Weiberfastnacht Hochbetrieb.

Im Restposten-Center Niederkassel von Marco Bohlen herrscht in den Wochen vor Weiberfastnacht Hochbetrieb.

Vereine und Gruppen müssen sich jetzt, wenige Wochen vor den tollen Tagen, um Wurfmaterial kümmern.

Bis am Karnevalswochenende die Umzüge starten, dauert es zwar noch fünf Wochen. Doch die Vereine müssen sich bereits jetzt um Wurfmaterial kümmern. Drei Karnevalsprofis geben Tipps für jecke Trüppchen, die sich für eine Zugteilnahme eindecken wollen.

Stephan Placke ist Zugleiter des Spicher Rosenmontagszugs, der Ortsring besorgt für die Teilnehmenden einen Großteil des Wurfmaterials. Ebenso das Festkomitee Eitorfer Karneval, verantwortlich ist hier Ralph Steinbach. Kamelle bekommen Jecke im Rhein-Sieg-Kreis im Restposten-Center von Marco Bohlen, wo in den Wochen vor Weiberfastnacht Hochbetrieb herrscht.

Was sollten Karnevalisten kaufen?

Das billigste Material zu werfen, kommt für Karnevalisten nicht in Frage: „Was immer geht, sind Kaubonbons, Schokolade, Gummibärchen, Waffelriegel und Brezeln“, sagt Stephan Placke. „Und der Dauerbrenner: Chips. Die werden immer aufgehoben.“ Bonbons, Lollis und Popcorn blieben dagegen liegen. „Wir achten darauf, dass die Sachen eine mittlere bis hohe Qualität haben und fest verschweißt sind, damit sie bei Regen nicht nass werden. Denn das ist bares Geld, das man da wirft. Das sollte nicht in der Kehrmaschine landen.“ Auch Non-Food-Artikel wie Stofftiere, Taschentücher und Bälle seien möglich. „Das ist aber eine Kostenfrage.“

Mit wie viel Geld sollten Gruppen rechnen?

„Wie viel die Gruppen ausgeben, ist völlig unterschiedlich: Manche geben für 20 Mitglieder einen fünfstelligen Betrag aus, andere weniger“, sagt Placke. Ralph Steinbach fügt hinzu: „Das ist alles eine Kostenfrage: Aber die Leute wollen hochwertige Sachen und die Preise für Schokoladenprodukte sind um 50 bis 60 Prozent gestiegen.“ Er rät, auch ein paar Billigmarken zu kaufen und drunter zu mischen: „Ein idealer Wurfbeutel hat Volumen, das erreicht man mit Chips. Und er braucht Gewicht, das bekommt man mit günstigeren Produkten.“

Wo gibt es Kamelle?

Steinbachs Festkomitee setzt auf Großhändler wie Metro, die auf Bestellung lieferten. Placke hat sich ein Netzwerk aus lokalen Händlern aufgebaut. „Ich kaufe eigentlich nur noch bei Kamelle Tom in Kalk, bei der Tomescheit Schokowelt in Spich und, je nach Angebot, auch bei Metro und Handelshof“, sagt Placke. Es lohne sich aber auch ein Blick in zahlreiche Restposten-Lager in der Region. Eines davon steht in Mondorf in Niederkassel: „Wir haben zahlreiche Markenprodukte günstiger, weil wir falsch befüllte Ware günstig aufkaufen“, sagt Geschäftsführer Marco Bohlen. „Auf der Tüte steht zwölf Schokoriegel, es sind aber 13 drin. Das können die Händler nicht mehr verkaufen – aber ich kaufe es ihnen günstig ab.“

Lohnt sich vergleichen?

Auf jeden Fall, findet der Spicher Zugleiter Placke: „Wir setzen uns zu dritt zusammen und schauen in Preislisten und Prospekte. Teilweise rechnen wir das auf zehn Gramm genau herunter.“ Das Restposten-Center sei teilweise mehrere Euro günstiger, sagt Bohlen. „Das hat auch mit der Menge zu tun. Eigentlich verdient man mit Kamelle nicht viel, für eine Palette Popcorn erhalte ich vier Euro. Also muss ich viele davon verkaufen.“ Viele Produkte, etwa Traubenzucker-Rollen, lasse Bohlen im europäischen Ausland produzieren, hält auf einige sogar ein Markenschutzrecht. „Da spare ich die Transportkosten gegenüber in China produzierter Ware – zugleich schmeckt sie besser und ist frischer“, sagt Bohlen.

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Bestellung?

Wer langfristig plane und große Mengen bestellen wolle, sollte bereits im September/Oktober anfangen zu planen – und vorbestellen, rät Placke. „Viele Händler haben eine Mindestabnahme.“ Das Eitorfer Festkomitee werde dagegen erst im Dezember tätig. Spätestens jetzt, also Ende Januar, sollten Gruppen aktiv werden. „Die Händler haben die Lager voll und wollen die Ware loswerden“, sagt Steinbach.

Können Karnevalsgruppen auch spontan einkaufen?

„Man kann auch eine grobe Liste machen und mit dem Transporter spontan bei den Händlern vorbeifahren. Da gilt: Nimm, was du kriegen kannst. Denn je näher Karneval rückt, desto schneller ist alles ausverkauft“, rät Placke. Besonders am Wochenende und am Nachmittag sei das Restposten-Center voll mit Kundinnen und Kunden. „An so einem Samstag kriege ich die Halle bis auf den letzten Beutel leer“, sagt Bohlen. Doch er hat vorgesorgt, noch viele zehntausend Kisten Chips, Gummibärchen und Marshmallows auf Lager. „Die Preise können variieren, je nachdem, wo ich die Lkw-Ladung Chips gerade kaufen kann“, sagt er.

Wie teilt man die Kamelle am besten auf?

„Da gibt es verschiedene Systeme: Zum Beispiel mit Bons, für das man einen Wurfbeutel bekommt. Dann muss man sich das einteilen“, sagt Stephan Placke. Ein ideales System gebe es in den Wirren eines Karnevalszugs nicht, findet Ralph Steinbach. In Eitorf ist der Karnevalssamstag der Tag, an dem die Wagen bepackt werden. „Kinder werfen am meisten, weil die auch am meisten Spaß daran haben. Vielleicht können sich die Älteren ein bisschen zurückhalten. Ganz genau kann man das nicht reglementieren, da ist Eigenverantwortung gefragt.“