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„Titelverteidigung? Warum nicht?“Rhöndorfs neuer Trainer Marko Zarkovic bläst zum Angriff

Lesezeit 4 Minuten
Dragons Rhöndorf

Viele Anhänger der Dragons Rhöndorf bedauern den Weggang von Meistertrainer Stephan Dohrn.

Die Entlassung von Meistertrainer Stephan Dohrn hat bei den Rhöndorfer Fans für Unmut gesorgt. Der Coach selbst kritisiert die Neuausrichtung des Klubs.

Die Trennung von Meistertrainer Stephan Dohrn hat beim Pro-B-Ligisten Dragons Rhöndorf gemischte Reaktionen ausgelöst. Während das Management die Entscheidung als notwendigen Schritt (zum sportlichen Fortschritt) bezeichnet, äußern Fans Unverständnis und Bedauern. Gerade in den sozialen Medien dominiert Kritik am plötzlichen Trainerwechsel. Die große Mehrheit der Anhänger hält die Entscheidung für überstürzt und empfindet sie als undankbar gegenüber einem Coach, der die Dragons erst vor wenigen Monaten zur Meisterschaft geführt hat. Trotz der bislang durchwachsenen Saison verfügt Dohrn offenbar noch über viel Kredit in der Fangemeinde.

Dragons-Vorsitzender Klaus Beydemüller betont, dass der moderne Basketball mitunter schnelle Entscheidungen erfordere: „Der Einfluss unseres Kooperationspartners Telekom Baskets Bonn ist größer geworden, was ich gar nicht negativ beurteile. Sie unterstützen uns mit mehr Spielermaterial. Die Kooperation ist essenziell für unsere Zukunft.“ Zudem unterstreicht er die wirtschaftliche Bedeutung der Playoff-Qualifikation: „Nach der Meisterschaft in der Folgesaison gegen den Abstieg zu spielen – das darf nicht sein. Auch, weil es uns finanziell wehtun würde.“

Stephan Dorhn

Stephan Dohrn (links) ist offen für ein neues Engagement.

Der entlassene Coach zeigt sich indes überrascht und hinterfragt die mittelfristige Ausrichtung des Vereins: „In der letzten Saison sind wir Meister geworden und der Aufstieg in die Pro A war nicht machbar. Und jetzt reicht es nicht, obwohl man noch alle Chancen auf die Playoffs hat? Da fragt man sich schon, was der Verein eigentlich will.“ Weil die strategische Neuausrichtung der Dragons nicht mit seinen Vorstellungen übereinstimme, hätte er die Rhöndorfer ohnehin im Sommer verlassen: „Es geht nun mehr um die Entwicklung junger Spieler als klassisches Farmteam von Bonn.“

Die fehlende sportliche Konstanz begründet er so: „Die Chemie zwischen den Spielern stimmt noch nicht. Manchmal passen Charaktere auf dem Feld nicht zusammen.“ Dennoch betont er, dass die Zusammenarbeit mit dem Team gut funktioniert habe. Sein Management sondiere nun bereits Optionen: „Ich bin offen für Angebote aus ganz Deutschland.“

Der neue Headcoach Marko Zarkovic sieht das Potenzial des Teams, hebt aber ebenfalls die mangelnde Team-Chemie hervor: „Dabei ist es eine tolle Mannschaft, der es aber an Identität fehlt.“ Nach den ersten Einheiten zeigt sich der U-18-Baskets-Coach der Vorsaison optimistisch: „Alle waren mit hoher Intensität dabei. Wir müssen schleunigst die Defense verbessern, denn: Von allen Teams in der Nord- und Südgruppe kassieren wir die meisten Punkte (91 pro Spiel, Anm. d. Red.).“

Wir sind gut genug für die Playoffs. Alles ist möglich. Titelverteidigung? Warum nicht?
Marko Zarkovic, Trainer der Dragons Rhöndorf

Er betont, dass er als Trainer für alle Spieler da sei: „Es geht nicht nur um die Entwicklung junger Spieler. Wer gut trainiert, wird Einsatzzeit bekommen. Natürlich geht es auch um die Zusammenarbeit mit den Baskets, aber die Dragons sind ein Traditionsklub mit eigenen Ansprüchen.“ Um dies zu unterstreichen, sagt er: „Wir sind gut genug für die Playoffs. Alles ist möglich. Titelverteidigung? Warum nicht? Wir haben keinen Druck.“

Der Bonner Sportchef Savo Milovic hebt derweil die Bedeutung der jungen Spieler und die Kooperation mit Rhöndorf hervor: „Wir haben im Sommer in eine gute Mischung aus Routiniers und Talenten investiert.“ Gleichzeitig betont er den besonderen Stellenwert der Dragons: „Wir haben mit Rhöndorf etwas Besonderes. Volle Halle, tolle Fans, Atmosphäre und Tradition: Das hat schon nahezu BBL-Eventcharakter.“

Dragons Rhöndorf wollen Playoffplatz zurückerobern

Die sportliche Entwicklung habe ihm jedoch „Sorgen bereitet, ob es für die Playoffs reicht“. Eine Balance zwischen Spielerentwicklung und sportlichem Erfolg sieht er als notwendig an: „Die Dragons sind der Standort für unsere Talente. Und was die Pro A angeht: Rhöndorf hat diese Spielklasse eines Tages verdient. Dafür stehe ich und dabei helfe ich gerne mit.“

Für die nahe Zukunft fordert Milovic ein intensiveres Miteinander: „Ich erwarte mehr Teamspirit. Die Playoff-Qualifikation ist das Minimalziel. Dann müssen wir abwarten, wer der Gegner ist und wie hungrig das Team bis dahin ist. Ich würde mich jedenfalls darüber freuen, wenn wir am Ende wieder den Druck haben, über das Thema Pro A zu sprechen.“ Am Samstag (19 Uhr) können die Dragons im Spiel gegen Fellbach vorerst wieder auf einen Playoffplatz vorrücken.