Gesundheitswesen im Rhein-Sieg-KreisMehr als 400 Ungeimpften droht ein Arbeitsverbot
Rhein-Sieg-Kreis – Im Rhein-Sieg-Kreis sind noch immer über 400 Menschen, die im Pflege- und Gesundheitswesen arbeiten, ungeimpft. Das teilt Rita Lorenz, Pressereferentin des Kreises, auf Anfrage mit. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht, für deren Umsetzung am 15. Juni ein zweiter Stichtag war, scheint allerdings trotzdem Wirkung zu zeigen: Insgesamt seien von 225 Einrichtungen im Kreis 722 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeldet worden, die nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft waren. „Bei 306 Mitarbeitenden konnte der Vorgang nach der Vorprüfung wieder geschlossen werden“, so Rita Lorenz.
Aktuell – Stand 26. Juni – überblicke der Kreis eine Gruppe von 415 Personen, die keine ausreichende Immunisierung nachweisen könnten.
Ungeimpften Pflegekräften im Rhein-Sieg-Kreis droht Arbeitsverbot
Tätigkeits- oder Betretungsverbote und Bußgelder wurden bisher nicht verhängt. „In jedem Einzelfall muss eine aufwendige Abwägung zwischen einem Eingriff in das Grundrecht der Berufsfreiheit und dem Schutz vulnerabler Personen erfolgen“, begründet Kreissprecherin Lorenz. Aktuell liefen noch die durch das Land vorgegebenen Verfahrensvorstufen, die vor der Anordnung eines solchen Verbotes einzuhalten seien. Hierzu gehöre zunächst die Möglichkeit für die Betroffenen, sich in der Sache zu äußern.
Eines, so Lorenz, sei aber klar: „Am Ende der Kette geht es um die Frage, ob sie arbeiten können oder nicht.“ Warum sich mehr als 400 Personen bis jetzt nicht haben impfen lassen? „Die Beweggründe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auch jetzt noch nicht geimpft sind, liegen vielfach darin, dass sie gegen das Impfen sind.“
Troisdorfer GFO-Kliniken: "Riesenaufwand" für gute Impfquote
An den Troisdorfer GFO-Kliniken seien das „auf jeden Fall unter fünf Prozent“ der Beschäftigten, die sich bis zum Stichtag 15. Juni nicht hatten impfen lassen, sagt der kaufmännische Direktor Philipp Heistermann. Für diese gute Quote habe der Klinikträger „einen Riesenaufwand“ betrieben; es gab große Impftermine, Informationen und Gespräche mit den Zögernden. Aber: „Es gibt welche, die das partout nicht wollen“, so Heistermann.
Deren Namen seien pflichtgemäß an das Gesundheitsamt des Kreises gemeldet worden, eine Rückmeldung steht bislang noch aus. Adressaten eines ersten Schreibens vom Amt sind laut Heistermann die Beschäftigten, die dann um den Impfnachweis gebeten werden. Möglich ist auch, dass der Arbeitgeber die Unabkömmlichkeit bescheinigt. „GFO sagt da eigentlich nein“, so Heistermann. Zugleich wolle man das ebenso wenig generell ausschließen. „Wir müssen uns jeden Einzelfall anschauen“ – verlangt doch das Amt ohnehin eine ausführliche Begründung für die Ausnahme.
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Ob er die Pflegeberufe durch eine Impfpflicht ungerecht behandelt sieht, wo doch im Fußballstadion längst wieder Tausende sich drängen? Nein, sagt Heistermann. „Wir haben die Schutzbefohlenen bei uns“, anders als den Stadionbesuch könne da niemand selbst wählen.
Johanniter-Regionalverband konnte alle Ungeimpften überzeugen
Über „eine Mischung aus Aufklärung und Glück“ freut sich unterdessen Julian Müller, Mitglied des Vorstands im Johanniter-Regionalverband Bonn/ Rhein-Sieg/Euskirchen, der allein in der ambulanten Pflege rund 120 Menschen beschäftigt. Schon im Januar hatte Müller von einer sehr hohen Impfquote berichtet. „Am Ende waren es noch zwei oder drei“ Beschäftigte, die Bedenken hatten. Und auch diese habe man schließlich überzeugen können.
„Wir haben niemanden entlassen oder freigestellt“, sagt Müller. Unter den 70 Personen, die im Johanniter-Rettungsdienst arbeiten, war die Impfung „gar kein Thema“, schließlich „waren die ja unter den ersten“.