Erster Schultag in Rhein-SiegPlüschseepferde, Griechenland und 56 Kinder
- Der erste Schultag ist für jeden Menschen etwas Besonderes.
- Im Rhein-Sieg-Kreis geht diese Woche die Schule wieder los. Bekannte Persönlichkeiten erinnern sich an ihren ersten Schultag.
- Bei Christa Feld etwa gab es 56 Kinder in einer Klasse, andere verbrachten ihn gar nicht in Deutschland.
Rhein-Sieg-Kreis – Heute ist der große Tag für i-Dötzchen im Rhein-Sieg-Kreis: Das Leben als Schulkind beginnt. Doch wie war das früher? Wir haben bekannte Menschen aus dem Kreisgebiet gefragt.
Burkard Sondermeier
„Ich wurde schon mit fünf Jahren eingeschult“, berichtet Burkard Sondermeier (73). Der Inhaber des Kunsthauses Seelscheid wurde 1951 in die Kölner Waldschule eingeschult, „nicht Waldorfschule“. Freude habe er nicht empfunden. „Schon damals spürte ich, dass die Art der Schule, wie sie damals üblich war, nichts für mich war.“ Mit einem Schulfreund habe er viel angestellt. Der an die drei Kilometer lange Schulweg ging durch das Wildgehege im Stadtwald. „Rehe, Esel und Kaninchen waren damals unsere Begleiter“, so Sondermeier. „Auch ein schillernder Pfau hat sich ab und an dazugesellt.“ Der Heimweg habe nicht nur deshalb oft deutlich länger gedauert. (vr)
Hans Dahl
Für Hans Dahl (70), Vorsitzender des Troisdorfer Festausschusses, war der erste Schultag im Januar 1955 als Sechsjähriger ein Schritt in ein neues Leben. „Ich war nicht im Kindergarten, sondern hatte bislang zu Hause immer mit meinen ein Jahr jüngeren Bruder Manfred gespielt.“ Die selbst gebastelte Schultüte war mit einer Tafel Schokolade und einem Apfel gefüllt. Nicht freundlich war der Empfang von den älteren Mitschülern am ersten Schultag in der Grundschule an der Schloßstraße. „Sie saßen auf der Mauer, die die ganze Schule eingefasst hatte, und spotteten: I-a-Köttela, du kannst ja gar nicht I und A.“ Gewöhnungsbedürftig sei auch die Strenge der Lehrer gewesen. „Erst Jahre später habe ich erfahren, dass manche von ihnen ehemalige Frontsoldaten waren, die als Lehrer arbeiteten.“ (vr)
Christa Feld
56 Kinder in der Klasse – und dazwischen die fünfjährige Christa. „Ich war sehr ängstlich“, erinnert sich Christa Feld (70), geborene Greskowiak, an ihren ersten Schultag in der Volksschule Siegburg-Zange im April 1955. Mutter Gertrud ging mit ihr die zwei Kilometer vom Deichhaus. Ein Foto sei später daheim gemacht worden, erinnert sich die pensionierte Grund- und Hauptschullehrerin, die zuletzt in der Humperdinckschule unterrichtete. Das Brimborium heute mit Restaurantbesuchen und Party sieht sie skeptisch. Mit ihren Kindern, heute 43 und 41 Jahre alt, habe sie es ähnlich gehalten: keine Geschenke, nur eine Zuckertüte, so Feld, die sich sozial engagiert: „Man sollte dran denken, wie wenig Flüchtlingsfamilien haben.“ (coh)
Felix Knopp
Angst habe er an seinem ersten Schultag nicht gehabt, sagt Felix Knopp (47), „aber aufgeregt war ich, das war großes Kino“. Der Wegemanager des Natursteigs Sieg wurde 1978 in Hennef-Uckerath eingeschult, die Familie wohnte in Lichtenberg. Vater und Mutter waren Lehrer, so dass Schule für den kleinen Felix ein vertrautes Thema war. Besonders habe ihm der Sachunterricht gefallen. Mit dem Bus oder mit dem Fahrrad fuhr er hin. Ganz genau weiß Knopp noch, was die größte Überraschung in seiner Schultüte war: ein Modellauto. Den weißen Jaguar, ein Cabrio, gebe es noch. „Da spielen jetzt meine Kinder mit.“ (kh)
Karl-Heinz Löbach
So dramatisch war der Schuleinstieg für Karl-Heinz Löbach (62), dass der Künstler keine Erinnerung mehr hat an den ersten Tag in Siegburg-Wolsdorf 1963. Der Sechsjährige haute bei jeder Gelegenheit in der Pause vom Schulhof ab, rannte über die Papagei nach Hause: „Ich war ein Mamakind.“ Lehrer May lief hinterher und fing den Kleinen ein. „Das ging bis zur zweiten Klasse so.“ Dem Herrn May, später Leiter der Deichhausschule, sei er heute noch dankbar für dessen Einsatz und Verständnis, so der zweifache Vater: „Ich bin halt ein gefühlvoller Mensch.“ (coh)
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Alexandros Papadopoulos
Im Rock wurde Huma-Manager Alexandros Papadopoulos (51) Anfang September 1974 im nordgriechischen Dorf Kastoria eingeschult. Dieser gehörte zur Schuluniform der Jungen und Mädchen, entsprechend der griechischen Nationaltracht. „Wir hingen an den Rockzipfeln der Mütter, weil wir nach der Kindergartenzeit auch ein wenig Angst vor der neuen Situation hatten.“ Die ersten zwei Monate begleitete ihn die Mutter noch auf dem rund zwei Kilometer langen Schulweg. Später brauchten er und seine Freunde etwa 20 Minuten. „Wenn wir auf dem Heimweg rumgealbert habe, konnte es schon mal deutlich länger werden.“ Röcke trugen die Jungs einige Zeit. „Erst Jahre später durften wir Hosen anziehen.“ (vr)
Michiko Park
Die pinkfarbene Schultüte mit Plüschseepferd hatte es Michiko Park (47) damals angetan: „Sie gehörte meiner Freundin und war viel toller als meine blaue“, erinnert sie sich an den Sommertag 1978. Mutter und Vater kamen mit zur Deichhaus-Grundschule, der vier Jahre jüngere Bruder und die Omas – aus Bonn und aus Korea. Nachmittags gab’s Kaffee und Kuchen. „Ich gehöre jetzt zu den Großen“, das sei ihr vorherrschendes Gefühl gewesen, erzählt die Familientherapeutin und Sozialpädagogin im Troisdorfer Frauenhaus. Park fühlte sich gleich wohl: „Ich kannte viele Kinder aus der Deichhaus-Kita.“ (coh)
Anke Riefers
Verständigung: schwierig. Die sechsjährige Anke sprach Hochdeutsch, andere i-Dötzchen im norddeutschen Büsum nur Platt. Am 10. April 1947 begann die Schule mit die 46 Kinder der 1a mit normalem Unterricht, wie sich die heute 78-jährige Anke Riefers (78), geborene Grütt, erinnert. Die Mutter war daheim geblieben auf dem Bauernhof, der Vater war noch in Kriegsgefangenschaft. „Wir hatten keine Schultüten“, erinnert sich die Sankt Augustiner Altbürgermeisterin, langjährige Lions-Präsidentin und Vorsitzende des Freundeskreises Mewasseret Zion. Alle trugen Sonntagskleidung, auf die schicken, weißen Kniestrümpfe musste sie verzichten, es war zu kalt. Die Schwester von zwei kleinen Brüdern freute sich vor allem auf die Gleichaltrigen – „und aufs Rechnen“. (coh)