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NotrufRettungskräfte frustriert – Zahl der vermeidbaren Einsätze in Rhein-Sieg steigt

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Notfall Symbolbild Telefon Feuerwehr 112

Notfall Symbolbild Telefon Feuerwehr 112

131.000-mal wurde im letzten Jahr die 112 im Rhein-Sieg-Kreis gewählt. Die Zahl der Bagatell-Einsätze steigt – bei einer immer knapper werdenden Personaldecke.

Sie ist eine der beiden Telefonnummern, die Kinder in der Regel schon kennen, bevor sie überhaupt lesen und schreiben können: Die 112 wird an diesem Samstag in Deutschland 50 Jahre alt. Der heutige Samstag, der 11. Februar, in Ziffern: 11.2., ist zudem der jährlich wiederkehrende europäische Tag des Notrufs. An Rhein und Sieg wurde im vergangenen Jahr im Schnitt täglich 360-mal, insgesamt 131.000-mal, die 112 gewählt.

66.000-mal wurde der Rettungswagen, 20.000-mal der Notarzt von der Rettungsleitstelle losgeschickt. Die Feuerwehr rückte so zu 4800 Hilfs- und 2300 Brandeinsätzen aus.

„Bagatelleinsätze“ fristrieren Rettungskräfte im Rhein-Sieg-Kreis

Dass die Zahl der Bagatelleinsätze, die über die 112 ausgelöst werden, nicht nur im Rhein-Sieg-Kreis steigt, ist ein offenes Geheimnis. Zahlen dazu gebe es nicht, heißt es aus dem Kreishaus. Die Leitstelle führe da keine Statistik, begründet die Pressestelle. In der Diskussion um knapp werdende Einsatzkräfte vor allem in Großstädten wie Berlin fiel bundesweit aber auch schon das Wort von „Taxifahrten“, für die Rettungskräfte gerufen würden.

Auch Praktiker an Rhein und Sieg werden etwas konkreter. „Anrufende empfinden ihre Lage schlimmer, als sie tatsächlich ist“, sagt Frank Malotki, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes im Rhein-Sieg-Kreis. „Der Anteil der lebensbedrohlichen Einsätze nimmt ab“, berichtet er. „Früher wurde auf eine Schnittwunde ein Pflaster geklebt und der Arzt aufgesucht“, erinnert sich Julian Müller, hauptamtlicher Regionalvorsitzender bei den Johannitern Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen.

Dass sich die jeweilige Situation für die Patienten „schlimm anfühlt“, stellen beide nicht in Frage. Müller unterstellt jedoch „gar keine Böswilligkeit, sondern nur Hilflosigkeit“. Allerdings, so räumt er ein, sei ein Bagatelleinsatz auch für die engagierten Rettungskräfte frustrierend. Ein Stadt-Land-Gefälle sieht Malotki – noch.

112 ist neben der 110 die einzige Nummer ohne Geschäftszeiten

Im ländlichen Raum gebe es noch die Nachbarschaftshilfe. Menschen in Not werde beigestanden. In der Stadt lebe eher jeder für sich und stehe folglich auch in einer Notlage allein da. Hinzu komme, dass die 112 – abgesehen von der 110 der Polizei – die einzige Rufnummer ohne Geschäftszeiten sei. Wenn der Hausarzt nicht erreichbar sei, werde dort angerufen.

Einig sind sich die Vertreter der Rettungsorganisationen, dass die bundeseinheitliche Rufnummer für den Bereitschaftsdienst niedergelassener Ärzte, 116 117, im kollektiven Gedächtnis noch nicht angekommen sei.