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„Macht uns kaputt“Taxifahrer in Rhein-Sieg sehen Existenz durch Uber-Konkurrenz bedroht

Lesezeit 4 Minuten
Taxiunternehmen in Rhein-Sieg wollen Fahrten im neuen Jahr verteuern.

Der Siegburger Taxifahrer Sahin Atamer befürchtet, dass durch die Preiserhöhung noch mehr Kunden zu Anbietern wie Uber wechseln.

„Ich kenne viele Fahrer, die pleite gegangen sind“, sagt ein Taxifahrer am Siegburger Bahnhof. Seine Frührente hat er abgehakt.

Wer im Rhein-Sieg-Kreis mit dem Taxi unterwegs ist, wird dafür voraussichtlich schon bald tiefer in die Tasche greifen müssen. Die Taxiunternehmen in der Region haben bereits im Sommer bei der Kreisverwaltung eine deutliche Erhöhung der Taxigebühren beantragt.

Diese waren zuletzt im August 2022 erhöht worden. Die Branche beklagt massiv gestiegene Kosten und hofft darauf, diese durch höhere Taxigebühren kompensieren zu können. In ihrem Antrag verweisen die Taxiunternehmen unter anderem auf den erhöhten gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2025, auf gestiegene Anschaffungskosten für die Fahrzeuge und zusätzliche Investitionen in neue Taxameter.

Wie hoch die Kostensteigerung ausfallen wird, soll der Kreistag am Donnerstag kommender Woche (12. Dezember) entscheiden. Beginn der Sitzung, bei der unter anderem über die Tarifordnung zur Taxenordnung beraten wird, ist um 16 Uhr im Dr.-Franz-Möller-Saal des Siegburger Kreishauses. Folgt der Kreistag der Beschlussvorlage der Kreisverwaltung, dann steigt die Grundgebühr für Taxifahrten zum 1. März kommenden Jahres von bislang 4,40 Euro auf künftig 4,80 Euro.

Taxiunternehmen wollten die Grundgebühr von 4,40 Euro auf 5,50 Euro anheben

Die Taxibranche hatte eine Erhöhung auf 5,50 Euro beantragt. Für jeden gefahrenen Kilometer werden werktags von 6 bis 22 Uhr künftig 2,70 Euro fällig. Bislang sind es 2,50 Euro. Für Fahrten zwischen 22 und 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen erhöht sich der Preis ebenfalls um 20 Cent auf dann 2,90 Euro. Auch in diesem Fall würde die Erhöhung geringer ausfallen als von der Taxibranche beantragt.

Ablehnen wird der Kreistag aller Voraussicht nach den Antrag der Taxiunternehmen, die Grundgebühr für Großraum-Taxis von bislang 4,40 Euro auf 10,50 Euro mehr als zu verdoppeln. Hier schlägt die Kreisverwaltung eine deutlich moderatere Erhöhung auf 4,80 Euro vor.

Eine klare Absage erteilt die Kreisverwaltung dem Wunsch der Branche, eine gesonderte Grundgebühr für Rollstuhltransporte in Höhe von 49 Euro inklusive zehn Freikilometern erheben zu können. Zusätzlich wollen die Taxiunternehmen ab dem elften gefahrenen Kilometer wochentags 3,30 Euro erheben dürfen, sonn- und feiertags 3,50 Euro pro Kilometer.

Die Unternehmen begründen ihre Forderung unter anderem damit, dass Taxen mit großem finanziellen Aufwand von bis zu 15.000 Euro umgebaut werden müssten, um Fahrgäste in ihrem Rollstuhl sitzend transportieren zu können.

Rhein-Sieg-Taxiunternehmen kritisieren Uber und Bolt

Ein solches Angebot sei für die Taxiunternehmen wichtig, „um das Abwandern der Angebote zur Sitzend-Beförderung im eigenen Rollstuhl in das Mietwagensegment abzubremsen“. Dies sei wichtig, um die Taxis in den vernetzten öffentlichen Nahverkehr einzubinden und um ein „angemessenes Mobilitätsangebot für schwerbehinderte Menschen“ sicherzustellen. Die Kreisverwaltung schlägt für diese Fälle vor, den Großraumtaxi-Zuschlag zu erheben, der von bislang acht auf künftig neun Euro erhöht werden soll.

Hilfe von der Kreispolitik erhoffen sich die Taxibranche in der Region auch im Wettbewerb mit der Mietwagenbranche, vor allem mit dem amerikanischen Anbieter Uber sowie mit Bolt aus Estland. Für deren Fahrten soll der Kreis nach dem Willen der Taxiunternehmen ein Mindestentgelt festsetzen. „Mittlerweile ist bekannt, dass die günstigen Preise unter anderem von Uber oder Bolt usw. ‚ihren Preis‘ haben, nämlich den Wettbewerb zu Lasten des Fahrpersonals“, heißt es im Antrag an den Kreis. Das Taxigewerbe sei durch "Dumpingpreise diverser plattformbasierter Fahrtenvermittler" auf mittlere Sicht gefährdet.

Uber macht uns kaputt.
Sahin Atamer, Taxifahrer

„Uber macht uns kaputt“, sagt der Siegburger Taxifahrer Sahin Atamer. Er sei gegen die Erhöhung der Taxigebühren, da durch die steigenden Preise wahrscheinlich noch mehr Kunden zu Uber gehen würden: „Seit Corona haben wir sowieso schon sehr viel weniger Kundschaft, in den letzten Jahren hat sich das noch verstärkt. Ich kenne viele Fahrer, die pleite gegangen sind.“

Ein anderer Taxifahrer erzählt: „Oft kommen Leute zu uns, die sagen, ‚Uber nimmt für diese Fahrt aber nur 30 Euro‘. “Diese Erfahrung hat auch Sahin Atamer gemacht. „Bei Uber zahlen die Kunden jetzt schon nur den halben Preis, wie funktioniert das?“, fragt er. Der Taxifahrer ist 62 Jahre alt und wollte eigentlich mit 67 in Rente gehen, „aber da habe ich wohl keine Chance“.