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Tradition zum 1. MaiTrotz Pandemie und Ausgangssperre ist Maibaum stellen möglich

Lesezeit 4 Minuten
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Hier werden die Birken für die Mai-Nacht abtransportiert.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Nacht auf den 1. Mai ist für viele Menschen eine besondere. In diesem Jahr erschweren die Ausgangssperre und die weiteren Coronaschutzmaßnahmen aber das Aufstellen der Maibäume. Wir haben uns umgehört, wie die Tradition dennoch gepflegt werden kann.

Die Baumschule

Jedes Jahr im Frühjahr pickt sich Michael Schmitz die schönsten Bäume heraus: Auf seinem Hof in Lohmar-Breidt baut er nebenberuflich die Maibäume an. Auch jetzt herrscht vor der Mainacht Hochbetrieb: Gemeinsam mit seinen Söhnen und Bekannten belädt er Anhänger um Anhänger, um sie zu den Verkaufsstellen in Lohmar und Rösrath zu bringen. „Wir schneiden nur so viele Bäume ab wie vorbestellt“, sagt er. Der Verkauf soll in Corona-Zeiten vollkommen kontaktfrei vonstatten gehen.

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Ausgeschnitten und angemalt: Ole Schmitz hat die roten Herzen für die Bäume vorbereitet.

Mit dem Quad ziehen Ole Schmitz (12) und Colin Ternes (15) die Bäume nach oben, wo sie verladen werden. Dem Wechselunterricht haben die Jungs es zu verdanken, dass sie in den Tagen vor dem 1. Mai bei der Ernte dabei sein können. Nicht ohne Stolz zeigt Ole die frisch lackierten Herzen, die in der Scheune trocknen. „Die haben wir in den vergangenen Tagen alle selbst ausgeschnitten, die Bänder gibt’s dazu!“

Das Maibaumtaxi von Michael Schmitz wird Freitagabend unterwegs sein, aufgrund der Ausgangssperre aber nur bis 22 Uhr. „Früher haben wir die Bäume auch aufgestellt, das geht während der Pandemie nicht. Deswegen liefern wir die Bäume nur bis vor die Tür.“

Der Künstler

Wenn Abstandsregeln und Ausgangssperre das Baumaufstellen erschweren, muss eine Alternative her: Bereits 2020 griff Thomas Clever aus Lohmar-Süd zur Säge und begann, dreidimensionale Maibaum-Herzen in Baumstämme zu schnitzen. Zwischen 30 und 40 Bestellungen habe er in diesem Jahr erhalten, schätzt er.

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Die haltbare Alternative zum Maibaum für die Liebste sägt Thomas Clever mit der Kettensäge aus Baumstämmen.

„Es waren etwas weniger als im vergangenen Jahr, weil die meisten ja schon ein Herz haben. Das hält halt länger als so ein Baum – davon braucht man in jedem Jahr einen neuen“, sagt Clever. Mit seinen fünf Kettensägen – eine davon in Handgröße – schnitzt er auf Wunsch Initialen, Daten oder Namen in seine Kunstwerke. Die können die verliebten Herren am Freitag abholen.

Die Vereine

Zwei Siegburger Vereine haben das Maibaum-Stellen vorgezogen, um Menschenansammlungen am Vorabend der Walpurgisnacht zu vermeiden. Mit 13 statt der üblichen 20 Meter fällt der Baum des Junggesellenvereins Eintracht in Wolsdorf zwar etwas kürzer aus, soll aber als „Zeichen der Hoffnung für ein bald wieder etwas normaleres Leben nach der Pandemie“ verstanden werden, so die Alt-Wolsdorfer Junggesellen.

Auch der Junggesellenverein Rosenhügel im selben Stadtteil hat seinen Baum einige Tage früher aufgestellt, als „Zeichen für Gemeinschaft, Tradition und Zuversicht“. Vor dem Schlagen einer „repräsentativen Birke“ habe man Schnelltests gemacht und Abstand- sowie Hygieneregeln eingehalten.

Wo es Maibäume zu kaufen gibt

Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft wird wie im Vorjahr keinen Maibaumverkauf anbieten. Die Behörde ist der Ansicht, dass ein Vorkauf unter Einhaltung aller gängigen Hygieneregeln nicht möglich ist. Die Verkaufsstellen in Troisdorf-Altenrath, an der Siegburger Steinbahn und in Eitorf-Rodder bleiben also leer. Dennoch warnen die Förster davor, Bäume einfach im Wald abzusägen. Dies stellt eine Straftat dar.Michael Schmitz‘ Forstbetrieb verkauft bis 20 Uhr Bäume Im Alten Breidt 25 in Lohmar-Breidt, ebenso an der Gaststätte Schlor, Krahwinkeler Straße 46. Außerdem an der Sülztalstraße 135 in Rösrath-Rambrücken.

Außerdem gibt es Maibäume am Ortseingang von Sankt Augustin-Meindorf, an der Geislarer Straße. Sie können bis 18 Uhr abgeholt werden. Eine Verkaufsstelle befindet sich außerdem bis 20 Uhr an der Oelgartenstraße 27 in Niederpleis. An der Burg Niederpleis werden Bäume im Topf verkauft.

„In der Mainacht und am 1. Mai verzichtet der Verein auf Aktivitäten und appelliert auch an andere, auf Treffen zu verzichten, damit es bald besser wird und wir wieder Traditionen leben können“, so JGV-Schriftführer Dirk Martin.

Nicht alle Vereine konnten ihr Fest vorziehen: In Sankt Augustin ist es den Vereinen verboten. „Stattdessen erhalten sie die Möglichkeit, auf der Marktplatte vor dem Rathaus symbolisch einen kleinen Maibaum aufzustellen“, so Stadtsprecherin Carolin Trost.

Die Behörden

In Siegburg werde es verstärkt Kontrollen geben, sagt Jan Gerull, Pressesprecher der Stadt. „Die Ausgangssperre gilt ab 22 Uhr, außerdem darf sich ein Haushalt nur mit einer weiteren Person treffen. Ein Verstoß gegen das Kontaktverbot werde mit 250 Euro belegt, Maskenverweigerer erhielten ein Bußgeld zwischen 50 und 150 Euro.

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Verstöße gegen die Ausgangssperre würden mit bis zu 200 Euro geahndet. „Das kann insbesondere für junge Leute, die da unterwegs sein werden, ziemlich schmerzhaft werden“, warnt Gerull. Auch in Sankt Augustin werde das Ordnungsamt Streife fahren und Verstöße kontrollieren, teilt Pressesprecherin Carolin Trost mit.

Aus Hennef meldet ihr Kollege Dominique Müller-Grote: „Es ist nicht verboten, einen Maibaum aufzustellen, sofern die Corona-Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Die Kolleginnen und Kollegen suchen immer zunächst das Gespräch und appellieren an die Einsicht der Menschen. Grobe Verstöße werden aber natürlich geahndet, insbesondere bei der Ausgangssperre.“ (mit ah)