Aus wirtschaftlichen GründenRSVG stellt pauschale Busreisen ein
Rhein-Sieg-Kreis – Das Fotoalbum von Ute Rausch aus Sieglar ist in den vergangenen drei Jahren um viele Motive reicher geworden: Die Bilder zeigen den Besuch im ZDF-Fernsehgarten in Mainz oder die Fahrt ins Kleinwalsertal in Österreich, alle mit einem Bus der Rhein-Sieg Verkehrsgesellschaft (RSVG). Mehrmals im Jahr ging das Unternehmen neben dem normalen Linienverkehr auf Tour, mal für einen Tag, mal eine ganze Woche inklusive Hotelübernachtungen.
Doch seit diesem Jahr bleiben die Reisebusse an diesen besonderen Tagen im Depot. „Das Aus für die Busreisen hat vor allem wirtschaftliche Gründe“, sagt Volker Otto, Geschäftsführer der RSVG. „Im Preiswettbewerb mit privaten Reiseunternehmen können wir da nicht mithalten. Die können sich ja ausschließlich auf solche Reisen konzentrieren, unser Kerngeschäft ist der Linienverkehr.“ Auch hinsichtlich der Gehälter gebe es große Unterschiede. „Die Bezahlung bietet bei privaten Unternehmen erhebliche Vorteile, das ist für uns aber zu teuer“, erläutert Otto.
Bereits im vergangenen Jahr mussten vier von sieben Tagesreisen und vier von 14 mehrtägigen Touren abgesagt werden. „Da kamen wir leider nicht auf die Mindestteilnehmerzahl von 20 Personen, es waren aber auch so oft weniger als 30. Für uns waren das natürlich finanzielle Einbußen, weswegen wir uns dazu entschieden haben, die geführten Bustouren einzustellen“, resümiert Otto.
Reisen waren bei der RSVG lange im Angebot
75 Jahre lang hatten die RSVG und ihre Vorgängergesellschaften diese Pauschalreisen im Angebot, sie führten die Gäste durch ganz Deutschland und halb Europa. Auf dem Programm standen der Teutoburger Wald, Nordfriesland, die französische Riviera. „Das Interesse an Bustouren lässt natürlich auch nach, jüngere Leute reisen lieber im Flugzeug; das Problem kennen aber alle Busunternehmen“, sagt Otto. „Man muss sich da spezialisieren – ich kenne jemanden, der bietet ausschließlich Fahrten an die Mosel an. Er bringt die Leute auf ein Schiff, die fahren ein Stück auf dem Fluss und er holt sie am Zielort wieder ab. Sowas ist lukrativ, das können wir aber nicht leisten.“
Kündigen musste die RSVG den Fahrern der Reisebusse nicht – einer war ohnehin kürzlich in Rente gegangen, die anderen beiden steuern weiterhin die großen Fahrzeuge. „Die Kunden können weiterhin Fahrten bei der RSVG buchen, wenn sie selbst einen Ausflug machen wollen. Wir unterstützen sie auch gerne bei der Suche nach Hotels und der Planung der Reise. Nur wir als Unternehmen bieten keine Reisen mehr an“, erklärt der Geschäftsführer.
Darüber will auch Ute Rausch nachdenken: „So lang es noch geht und Beine und Füße in Ordnung sind“, will die 78-jährige Europa erkunden – genau wie ihre Freunde, die sie auf den Reisen kennengelernt hat. „Wir sind wie eine Familie, man kennt sich, wir haben uns auch schon mal zum Kaffee trinken getroffen“, berichtet Rausch. „Es ist sehr schade, aber wir werden uns wohl einen anderen Anbieter suchen müssen, es geht ja nicht anders“, sagt sie. Besonders die Erfahrung der Fahrer habe sie sehr geschätzt. „Vielleicht fahre ich auch mal in die Schweiz – dann aber mit der Bahn.“