Straßen wurden aufgerissen, tausende Glasfaser-Verträge abgeschlossen – auf Vollzug warten dennoch zahlreiche Kunden im Rhein-Sieg-Kreis.
Schnelles InternetWarum der Glasfaser-Ausbau im Rhein-Sieg-Kreis nur schleppend vorankommt
Wer im Rhein-Sieg-Kreis auf schnelles Internet durch einen Glasfaseranschluss hofft, den erwartet vielerorts eine Geduldsprobe. Straßen wurden aufgerissen, Verträge abgeschlossen – auf Vollzug warten dennoch zahlreiche Kunden.
Für Haushalte und Unternehmen in Niederkassel-Mondorf steht weiter in den Sternen, wann die Telekom sie mittels Glasfaserkabel ans schnelle Internet anschließen wird. Wie Vertreter des Bonner Telekommunikationsunternehmens jetzt im Stadtrats-Ausschuss für Bauen und digitale Infrastruktur erläuterten, gibt es für den Anschluss des Stadtteils bislang keinen Zeitplan. Das Vorhaben sei zwar noch „auf der Roadmap“ der Telekom, wann mit den Arbeiten begonnen werde, stehe bislang noch nicht fest. Klar sei allerdings, dass man im kommenden Jahr nicht starten werde. Mit einer Entscheidung des Konzerns sei im Frühjahr oder Sommer 2025 zu rechnen.
Bei den Mitgliedern des Ausschusses und der Stadtverwaltung stoßen die vagen Ankündigungen der Projektverantwortlichen der Telekom auf wenig Verständnis. Sie beharren auf der Zusage, das ganze Stadtgebiet werde ans schnelle Internet angeschlossen, die die Telekom beim Projektstart im Jahr 2021 gegeben hatte. „Wir sind in Mondorf nicht irgendwo auf der grünen Wiese“, kritisierte Rudolf Wickel (FDP). Nicht nur für die Haushalte im Stadtteil Mondorf sei der Glasfaseranschluss wichtig. „Wir haben dort auch ein nicht unerhebliches Gewerbegebiet, wo die Unternehmen auf das Glasfaserkabel warten“, so Wickel.
Beigeordneter wurde bei der Telekom in Bonn vorstellig
Stephan Smith, Erster Beigeordneter der Stadt, schilderte im Ausschuss, dass er auf Bitten des Rates bereits bei der Telekom-Zentrale in Bonn vorstellig geworden sei, um das Unternehmen an dessen vollmundige Versprechungen zu erinnern. Beschleunigend habe dieser Besuch aber offenbar nicht gewirkt. Trotzdem sei er bereit, erneut das Gespräch mit dem Konzern zu führen.
Dessen ungeachtet zog die Telekom im Ausschuss eine positive Zwischenbilanz des Glasfaser-Ausbaus im Stadtgebiet. So habe der Ausbau in Niederkassel- Ort Ende August dieses Jahres mit leichter Verzögerung abgeschlossen werden können. Dort seien inzwischen mehr als 3600 Haushalte angeschlossen. Auf einer Länge von rund 35 Kilometern habe man Tiefbauarbeiten durchgeführt, 44 Netzverteil-Kästen seien aufgestellt worden.
Im Stadtteil Rheidt laufe der Glasfaser-Ausbau seit Juli 2023, schilderten die Telekom-Vertreter. Um rund 6000 Haushalte anzuschließen, würden insgesamt 80 Netzverteiler aufgestellt. Anders als in den Stadtteilen Lülsdorf und Ranzel, wo mit dem Ausbau begonnen wurde, habe es in Rheidt keine nennenswerten Beschwerden über Probleme bei den Tiefbauarbeiten gegeben. Der offizielle Abschluss der Arbeiten in Rheidt sei für das Jahresende 2025 geplant.
Unterdessen wundern sich auch Siegburger darüber, wie und wann es weitergehen soll: In einem größeren Mietshaus in Wolsdorf etwa, wurde der Vermieterin unterbreitet, vom Treppenhaus aus die acht Wohnungen anzuschließen und Dosen im Flur zu installieren. Die alten Anschlüsse befinden sich allerdings jeweils mehrere Meter weiter entfernt in den Wohnzimmern, Interessenten für Glasfaser fanden sich kaum. Ein neuer Hausbesuch und alternative Vorschläge lassen auf sich warten. Das im Auftrag von Glasfaser Plus/Telekom verlegte Kabel liegt seit August in der Straße Auf der Papagei.
An der Hohenzollernstraße auf der Zange fragt sich ein Telekomkunde, ob überhaupt noch etwas passiert: So prange zwar auf einem Verteilerkasten eine Reklame für das schnelle Kabel, zu Tiefbauarbeiten sei es aber noch nicht gekommen. „Ich habe einen Vertrag, werde aber immer weiter vertröstet.“
UGG bestätigt Verzögerungen beim Ausbau in Siegburg und Hennef
Die UGG schildert auf Anfrage der Redaktion den Stand der Arbeiten in der Kreisstadt und in Hennef: „In Siegburg haben wir aktuell bereits circa 4000 Haushalte von circa 24.000 Haushalten ausgebaut“, so Pressesprecher Jens Lauser, in Hennef seien es 2300 von 22.800 Haushalten. Zu Anschlüssen und Verträgen veröffentliche UGG, so wie andere Anbieter auch, keine Zahlen. Während UGG angekündigt hat, ganz Siegburg inklusive Kaldauen zu versorgen, sind es bei der Telekom nur bestimmte Bereiche.
Lauser bestätigt, dass es auch bei UGG zu Verzögerungen komme: „Die Gründe dafür sind unterschiedlich, jedoch beide auf die angespannte Situation am deutschen Tiefbaumarkt zurückzuführen.“ In Hennef sei UGG mit der Qualität der ausgeführten Arbeiten unzufrieden, in Siegburg wünsche man sich ‚„aktuell viel mehr Manpower“‘.
Telekom sieht herausfordernde Situation beim Tiefbau in Hennef
Ähnlich schildert die Telekom die Lage in Hennef: „Aufgrund der herausfordernden Situation am Tiefbaumarkt und dem Fachkräftemangel im Bereich der Montage konnten wir den Ausbau bisher nicht wie ursprünglich geplant starten“, teilt die Pressestelle mit. Mit dem zwischenzeitlich akquirierten Tiefbauunternehmen plane man den Baubeginn ab Mitte nächsten Jahres. „Einen Bauzeitenplan für das erste Ausbaubaugebiet (Süd und umliegende Dörfer) werden wir demnächst mit der Stadt erörtern.“
UGG will erste Siegburger Haushalte im ersten Quartal 2025 ans Netz bringen
UGG arbeite jedoch mit Hochdruck an einer Verbesserung der Situation, „sodass beide Projekte im nächsten Jahr richtig Schwung aufnehmen“. Positiv sei, dass in Siegburg spätestens kommende Woche die Verbindung zu einem Hauptverteiler hergestellt werde. Die ersten Haushalte sollen dann im ersten Quartal 2025 ans Glasfasernetz gehen.
Dezernent Bernd Lehmann, in der Siegburger Stadtverwaltung für den Glasfaserausbau zuständig, schildert, wie komplex der Ausbau ist. So müsse UGG etwa, um den Brückberg anzuschließen, von der Autobahnraststätte aus die Alte Poststraße und die Aulgasse queren. Die Telekom müsse, um den Stallberg zu versorgen, die Zeithstraße queren, was die Stadt aber in der Weihnachtszeit nicht zulassen könne. Für alle Unternehmen gelte, dass die Arbeiten ab dem 20. Dezember ruhen und erst Mitte Januar wieder aufgenommen würden.