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SpurensucheWas hinter den teils kuriosen Ortsnamen im Rhein-Sieg-Kreis steckt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Ortsschild steht an einem Waldweg.

Spielen die 50 Einwohner dieses Örtchens sich unentwegt Streiche? Wer weiß?

Wassack, Mülldorf, Schabernack: Manche Orte im Rhein-Sieg-Kreis tragen kuriose oder lustige Namen. Woher kommen sie? Eine Spurensuche.

Wassack, Mülldorf, Schabernack: Manche Ortsnamen verleiten zum Schmunzeln oder geben zumindest Rätsel auf. Was steckt dahinter? Wir haben bei ein paar Beispielen nachgehört.

Mondorf, Niederkassel

Ungefähr 7000 Menschen leben im Niederkasseler Stadtteil Mondorf. Erstmals urkundlich erwähnt als Munnendorp, entwickelte sich der Name über Munnenthorp und Mundorp bis hin zum heutigen Mondorf. Der Name lässt sich tatsächlich einfach übersetzen: Er steht für Mündungsdorf, denn dort mündet die Sieg in den Rhein. Am Mondorfer Hafen verbindet eine Fähre den Niederkasseler Stadtteil mit Bonn-Graurheindorf.

Wassack, Eitorf

Vor 600 bis 700 Jahren wurden in der Gegend einige Flächen gerodet, um sie für die Landwirtschaft und zum Siedeln zu nutzen. Dazu zählt auch das Örtchen Wassack. Die genaue Namensherkunft lässt sich heute nicht mit Sicherheit klären. Die Autoren der Eitorfer Heimatblätter gehen davon aus, dass der Name dem mundartlichen „Waaßack“ nahekommt, was „Wachs-Acker“ bedeutet. Also vielleicht einfach ein Acker mit gutem Wachstum.

Heute leben etwa 280 Menschen dort. Vor knapp 200 Jahren gab es allerdings nur drei Gebäude „Aufm Waßsack“, wie aus einer alten Karte von Reinhard Stiel vom Heimatverein Eitorf, hervorgeht. Es handelt sich um einen landwirtschaftlichen Hof mit Schmiedegebäude. Die Schmiede war besonders wichtig für die spätere Postkutschenverbindung nach Eitorf, denn dort konnten dann etwa die Pferde neu beschlagen werden.

Hodgeroth, Ruppichteroth

So wie die Gemeinde selbst tragen einige Örtchen das „roth“ im Namen. Doch wofür steht es? Laut dem historischen Archiv der Gemeinde ist Hodgeroth vor vielen Hundert Jahren durch Waldrodung entstanden. Das gilt für alle Orte in der Region mit dieser Endung. Das vorangestellte Hodger ist eine frühe Form des Vornamens Rüdiger. Ein Siedler namens Hodger hat also vor schätzungsweise 800 bis 1300 Jahren diesen Platz gerodet und erschlossen.

Todtenmann, Much

Das Dorf liegt im Wahnbachtal zwischen Seelscheid und Much. Der Name kommt aber nicht etwa von einem toten Mann, wie einige Mythen und Legenden rund um den Ortsnamen behaupten. Sondern: Der Ort Todtenmann ist der älteste Hinweis auf Bergbau in Much. 1582 wurde er zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Begriff „Toter Mann“ steht im Bergbau-Fachjargon für eine taube Lagerstätte, also einen Ort, wo Erz vermutet, aber nicht gefunden wurde. Das Dorf hat seinen Namen also von einem verlassenen Bergwerksstollen.

Das Bild zeigt ein grünes Ortsschild.

Nichts zu beweinen: Todtenmann hat etwas mit Bergbau zu tun.

Mülldorf, Sankt Augustin

Obwohl der Name eindeutig klingt, hat der Ortsteil nichts mit Müll zu tun. Der Name kommt von einer alten Wassermühle am linken Siegufer. Erstmals wurde diese erwähnt im Jahr 1121, und der Name wandelte sich von Mölendorp über Mühldorf und Mullendorp bis hin zu Mülldorf. Der 9000 Einwohner große Stadtteil ist also nicht das Dorf des Mülls, sondern das Dorf der Müller.

Schabernack in Windeck

Spielen die 50 Einwohner dieses Örtchens sich unentwegt Streiche? Wer weiß? Jedenfalls ist das nicht der Grund, warum der Ort diesen Namen trägt: Auch er geht auf die langjährige Bergbautradition der Region, hier in Windeck, zurück. Vor rund 450 Jahren trugen die Bergleute noch keine festen Helme wie heute, sondern meist Filzhüte.

Das Bild zeigt ein grünes Ortsschild.

Die Amtsknechte gaben diesem Ort seinen Namen – nicht der Wahn.

Diese wurden Schlapphüte genannt, weil hinten ein recht langer Schlappen aus Filz den Nacken bedeckte. Immer, wenn also ein Bergmann nach getaner Arbeit einen kräftigen Schluck zu sich nahm, schabte der kratzige Filzstoff im Nacken.

Kriegsdorf, Troisdorf

Keine kriegerische Auseinandersetzung ist für den Namen des rund 900 Jahre alten Ortsteils verantwortlich. Die ursprüngliche Bezeichnung Criek kommt aus dem Keltischen. Bis heute hat sich das Wort zu dem englischen Creek weiterentwickelt und bedeutet im Grunde das Gleiche, nämlich ein kleines, trockenes Flussbett. Damit ist wohl der Annonisbach gemeint, der durch Kriegsdorf fließt. Am Ende bedeutet der Name also nur „Dorf am Bach“.

Amtsknechtswahn, Much

Kurz vor dem Ortseingangsschild Much liegt dieses Dorf. Die Herkunft des Namens lässt sich allerdings ziemlich einfach erklären. Amtsknechte waren früher die Exekutive der Gemeinde, sie sollten für Sicherheit, Recht und Ordnung in Much sorgen. Diese Männer wohnten zwischen 1630 und 1806 in Amtsknechtswahn, das Haus existiert sogar heute noch. Die Amtsknechte sind in dem Dorf aber nicht etwa wahnsinnig geworden, sondern der Zusatz steht für den Wahnbach, der direkt an dem Dorf entlangführt.