Frust und Freude bei Robin Willemsen: Erst gewinnt der Spicher das Kriterium, dann schrammt er beim 55-Runden-Rennen am Podium vorbei.
RadsportRobin Willemsen nutzt den Heimvorteil beim Klassiker „Rund in Spich“
Diesmal spielte das Wetter mit. Nachdem das Traditionsrennen „Rund in Spich“ (inklusive Deutscher Meisterschaft) im Vorjahr quasi ins Wasser gefallen war, herrschte diesmal an beiden Veranstaltungstagen optimales Spätsommerwetter. Auch sportlich lief es rund aus Sicht des ausrichtenden RV Blitz Spich, denn Robin Willemsen vom Team Kern-Haus sorgte für den erhofften „Heimsieg“ – und zwar beim Kriterium am Samstag. Beim 55-Runden-Rennen (66 km) durch Spich mit Start und Ziel auf der Telegrafstraße fuhr der 25-jährige Elite-Amateur auch tags darauf in der Spitzengruppe mit, wurde aber „nur“ Vierter.
Bereits nach wenigen Runden hatte sich Willemsen beim Kriterium zusammen mit Sven Thurau (Rose Racing Circle) und dem Niederländer Steyn van der Veen abgesetzt. Der Spicher legte ein solch hohes Tempo vor, dass seine Mitstreiter bald nicht mehr folgen konnten und ihn ziehen lassen mussten. So gelang Willemsen der alleinige Rundengewinn.
Diesen nutzte er, um sich direkt wieder an die Spitze des Feldes zu setzen und zusammen mit seinen Teamgefährten Tempo zu machen. Dadurch verhinderte man weitere Rundengewinne anderer Fahrer und sicherte den Erfolg von Willemsen ab. Niklas Mäger (8.), Richard Weinzheimer (9.), Claudio Heinen (12.), Jan Madalinski (13.), Malte Dittmann (14.) und Tim Neffgen (17.) rundeten das starke Spicher Ergebnis ab.
„Ich habe mich heute gut gefühlt. Mal sehen, was morgen noch so geht. Es kommt auch darauf an, wie wir als Team auftreten“, sagte Willemsen im Ziel. „Ein Doppelsieg wäre natürlich ein Traum.“
Paulina Brändlin holt Sieg für den RV Blitz Spich
Dieser sollte am späten Sonntagnachmittag von der Konkurrenz vereitelt werden: Als sich eine zehnköpfige Spitzengruppe löste, waren Weinzheimer und Willemsen mit dabei. Wie am Vortag verschärfte letzterer plötzlich das Tempo und dezimierte die Spitzengruppe auf vier Fahrer. Im Schlusssprint zog der Spicher diesmal allerdings den Kürzeren und musste sich mit dem undankbaren vierten Platz zufriedengeben.
Teammanager Kurt Werheit war dennoch zufrieden: „Die Mannschaft hat funktioniert und den geforderten Heimsieg bereits am Samstag nach Hause gefahren.“ Ebenfalls siegreich war „Blitz“-Fahrerin Paulina Brändlin im Jedermann-Rennen. Sie behauptete sich über die gesamte Distanz im vorderen Teil des Feldes und kam schließlich als schnellste Frau ins Ziel. „Ich wollte eigentlich nur mithalten, war dann aber froh, dass ich in der ersten Verfolgergruppe bei den Männern mit dabei war“, kommentierte die 26-jährige Elite-Amateurin ihren ersten Platz.
Im Rennen der Amateure schrammte Marco Müller-Sciacca als Vierter knapp am Podium vorbei. Bei den Junioren fuhr Silas Ritter bei seinem ersten Rennen prompt auf den achten Platz. „Für eine Premiere war das eine sehr ordentliche Leistung“, lobte Nachwuchstrainer Georg Gessmann den Auftritt seines Schützlings. In der U-13-Schülerklasse schaffte Teamkollege Lennard Hündgen den Sprung aufs Treppchen (3.).
Insgesamt waren die Spicher Verantwortlichen mit der traditionell an zwei Tagen stattfindenden Veranstaltung zufrieden. „Das Wetter hat uns diesmal keinen Strich durch die Rechnung gemacht und auch mit der Zuschauerresonanz waren wir zufrieden“, so Geschäftsführer Andreas Wagner. Vereinschef Dieter Kirchartz haderte nur ein wenig mit den Teilnehmerzahlen: „Die Entwicklung in den Nachwuchsklassen ist besorgniserregend. In den Schüler- und Jugendkonkurrenzen standen zum Teil weniger als zehn Fahrer am Start.“
Zumindest die Spicher versuchen diesem Trend entgegenzuwirken: „Wir haben seit dem vergangenen Jahr neue Nachwuchstrainer. Das trägt langsam Früchte.“ Ähnlich sieht es Nachwuchstrainer Gessmann: „Wir haben einige erfolgversprechende Talente an Land ziehen können, die in Spich ihr erstes Rennen gefahren sind und sich gut verkauft haben. Das macht Hoffnung für die kommenden Jahre.“
Frank Lütters sagt Ade
Frank Lütters ist von Bord gegangen. Am Rande der zweitägigen Veranstaltung „Rund in Spich“ wurde das langjährige Mitglied des Teams Kern-Haus offiziell verabschiedet, nämlich von Sponsor Bernhard Sommer, Teammanager Kurt Werheit und dem Vereinsvorsitzenden Dieter Kirchartz. Der 35-Jährige nahm die Geschenke mit einem Lächeln entgegen – und mit einem lädierten rechten Ellenbogen.
Bei einem Sturz hatte er sich unlängst eine Knochenabsplitterung zugezogen. „Jetzt muss ich erst mal ein paar Wochen Gips tragen“, sagte Lütters. „Ich habe beschlossen, dass ich keine Rundstreckenrennen mehr fahre und komplett auf Mountainbike umsattele. Das bedeutet gleichzeitig den Abschied vom Team Kern-Haus.“