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Mobiles Beten in RuppichterothWie ein Bauwagen zur Kapelle auf Rädern wurde

Lesezeit 3 Minuten
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Mit buntem Fenster, kleinem Altar, Kirchenbank und Heiligenstatuen hat Arno Schiefen das Miniatur-Gotteshaus ausgestaltet.

  1. Schon 2005 wollte Arno Schiefen eine eigene Kapelle bauen. Aber „für einen Bau aus Stein gab’s keine Genehmigung“, so der Mechaniker.
  2. Also schwenkte Schiefen auf eine mobile Lösung, einen ausgedienten Bauwagen, um. Mit viel Humor und Beharrlichkeit überzeugte er auch seine Familie von der Idee.
  3. Doch die Kapelle auf Rädern soll nicht nur ein privater Rückzugsort sein.

Ruppichteroth – Ein Mann ist auf Sendung: Mit Drei-Tage-Bart und flotten Sprüchen schneit Arno Schiefen bei jedem hinein, der ihn anklickt – und das sind regelmäßig Hunderte. „Ganz egal, was andere treiben, immer schön barmherzig bleiben“ ist der Leitspruch des 35-Jährigen mit eigenem Fenster auf der Internetseite „Katholisch im Bröltal“. Der Mechaniker und Macher von „Arnos Welt“ setzt aber nicht nur auf die virtuelle Glaubensverkündung, er werkelt momentan an seinem eigenen kleinen Gotteshaus.

Es steht auf einer Wiese im Weiler Scheid, ist drei mal zwei Meter groß, überwiegend aus Holz und in unscheinbarem Hellgrau gestrichen. Der Zugang erfolgt über eine Leiter, nichts weist von außen aufs Innere hin. Fast nichts. Wer den Bauwagen umrundet, entdeckt an der hinteren, schmalen Seite ein buntes Fenster mit einem Mönch rechts und flatternden Tauben auf dem linken Flügel.

Ein wenig half der Zufall

Eine eigene Kapelle wollte der heute 35-Jährige schon nach dem Weltjugendtag errichten. Doch die 2005 geborene Idee ließ sich nicht umsetzen. „Für einen Bau aus Stein gab’s keine Genehmigung.“ Schiefen schwenkte irgendwann um auf eine mobile Lösung, musste aber zunächst die Familie überzeugen.

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Von außen wirkt er noch unscheinbar, der Kapellen-Bauwagen im privaten Garten in Ruppichteroth-Scheid.

Denn auf dem Grundstück leben nicht nur er und seine Freundin, dort wohnen mehrere Generationen zusammen. Und die waren nicht unbedingt begeistert von der Vorstellung, einen baufälligen Zirkuswagen mit abblätterndem Lack vor Augen zu haben. Doch Arno Schiefen, der auch als Pfarrgemeinderatsmitglied von St. Severin in Ruppichteroth für Bewegung sorgt, besiegte die Skeptiker mit seinen „Waffen“: Humor und Beharrlichkeit. Ein wenig half der Zufall. So gehörte die Hütte auf Rädern, die er im Internet für kleines Geld entdeckt hatte, einem Nachbarn. „Sie stand in Köln, und er hat sie sogar zu mir gebracht.“

Nicht nur ein privater Rückzugsort

Der handwerklich begabte Neueigentümer, der als Anlagenmechaniker im Dienste der Stadt Overath seine Brötchen verdient, machte sich nach Feierabend an die Arbeit, ersetzte morsche Bodenbretter, dichtete Dach und Wände ab, „alles nur laienhaft“, räumt er ein. Die sakralen Gegenstände, die den Bauwagen erst zum Gebetsort mit geistlichem Ambiente machen, stammen aus seinem Fundus. Ein kleiner Tisch dient als Altar, vom Speicher stammt die alte Kirchenbank. Jesus, Maria und der Heilige Aloisius schaffen geistliches Ambiente.

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Ein schöner Ort für einen Rosenkranz zwischendurch. Oder auch, um die Ostermesse per Live-Stream auf dem Laptop zu verfolgen. Das Kapellchen, das auch noch eine Glocke bekommen wird, soll aber nicht nur ein privater Rückzugsort sein, sagt Schiefen.

Videos aus „Arnos Welt“

Nach der Corona-Krise können die Firmlinge Hand anlegen an der ungewöhnlichen aber noch unauffälligen Kapelle, sie zum Beispiel mit Farbe fröhlicher und sichtbarer gestalten. Arno Schiefen hat als Nikolausdarsteller, Katechet und Firmgruppenbegleiter einen guten Draht zur jungen Generation.

Das zeigen auch die kurzen Videos unter dem Motto „katholisch, aber trotzdem lustig“: In „Arnos Welt“ gibt es neben dem originellen Glaubenserklärer auch etliche jugendliche Mitstreiter vor und hinter der Kamera. Der letzte Spot dreht sich übrigens um die Pandemie – und um andere Seuchen. Nicht nur der Körper, auch die Seele brauche Schutz, so Schiefen. Gegen den „Virus des Hasses“ helfe allerdings kein Mundschutz.