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Besonderer UnterrichtHund Paul ist der Star der Hauptschule Niederpleis

Lesezeit 3 Minuten

Celine Schanski (11) kuschelt mit Schulhund Paul.

Sankt Augustin – „Paul, hier!“ ruft Younes und schon flitzt der braune Labrador-Retriever zu dem Schüler, um sich das Leckerli zu schnappen, das ihm angeboten wird. Er leckt mit der Zunge über die gesamte Hand, Younes zieht sie verdutzt zurück. „Labradore sind zwar Jagdhunde, aber sehr menschenfreundlich; sie wollen immer gestreichelt werden“, erklärt Hundetrainerin Isabelle Jacobs.

Sie leitet die Stunde des „Mensch und Tier“-Kurses in den sechsten Klassen der Gemeinschaftshauptschule (GHS) Niederpleis. Die Kinder kennen Paul längst, er ist ihr Schulhund. Seine Anwesenheit in den Klassenräumen soll die Unterrichtsatmosphäre verbessern.

„Der Hund ist ein Ruhepol in den Klassen. Es herrscht eine ganz andere Stimmung, wenn er da ist“, sagt Jacobs. Derzeit führt sie zweimal in der Woche die fünften und sechsten Klassen der GHS an den Hund heran. „Wenn Paul bei euch ist, gibt es gewisse Regeln: Er braucht immer Wasser und es muss sauber sein im Klassenzimmer, er frisst nämlich alles, was er finden kann“, erklärt Jacobs den Schülern.

Der 19 Monate alte Labrador-Retriever ruht zu ihren Füßen, während sie spricht. Die Kinder reagieren mit Respekt, manche sehr zurückhaltend, als Jacobs den Hund herumführt. Auf den Befehl „Tap“ hin gibt er Pfötchen . Das ist nur eines der Kommandos, die er schon gelernt hat. Jacobs belohnt ihn jedes Mal mit einem Leckerli.

Prüfung in den Sommerferien

An der Schule ist Paul schon seit vergangenem Jahr. In dieser Zeit wurde er zum Schulhund ausgebildet und an die Kinder gewöhnt, bevor er in den Sommerferien seine Prüfung absolvierte. Zu bestimmten Zeiten in der Woche soll er sich in Zukunft auch ohne Hundetrainerin in den Klassenzimmern aufhalten können. In der Pause liegt Paul in einem Körbchen vor dem Büro der Schulleitung.

„Hier können alle vorbeikommen und ihn streicheln“, sagt Pauls Frauchen, Susanne Schleebaum. „Es kommen sogar Schüler vom Gymnasium herüber.“ Die Rektorin der Gemeinschaftshauptschule hatte sich schon lange einen Hund gewünscht. „Wir hatten hier drei Jahre lang eine Kollegin, die mit ihrem Hund auch regelmäßig in den Klassen war, das kam sehr gut an“, erzählt sie. Als die beiden erkrankten, habe sie beschlossen, Paul zum Therapiehund ausbilden zu lassen. Schon als Welpe begann er in Isabelle Jacobs’ Hundeschule. Die Kosten für die Ausbildung trägt Schleebaum größtenteils selbst. Nur den Anteil, der sich gezielt auf den Einsatz in der Schule bezieht, übernehmen Sponsoren. Schleebaum ist es das wert: „Wenn mich eines an Schule interessiert, dann die Frage, wie ich Schule für die Kinder attraktiver machen kann“, sagt sie.

Der Hund sei ein „sozialer Katalysator“, weil er jeden akzeptiere. „Die Schüler reagieren darauf sehr gut. Es gibt zum Beispiel einen Schüler der siebten Klasse, der mit seinen Klassenkameraden in engeren Kontakt kam, seit Paul da ist.“ Er fördere die Inklusion und gleiche ein wenig aus, was aufgrund des Lehrermangels nicht zu leisten sei. „Wenn ein Schüler nervös ist, kann er zu Paul gehen und ihn streicheln. Es ist wissenschaftlich belegt, dass dabei die Herzfrequenz sinkt“, sagt Jacobs. Das Tier reagiere auf die Körpersprache und die Konzentration der Kinder, die deshalb behutsam an den Umgang mit ihm herangeführt werden müssten. „Auch der Hund ist ein Lebewesen mit Bedürfnissen.“

Es sei geplant, Schüler nachmittags auch allein für den Hund sorgen zu lassen. „Dafür wählen wir Kinder aus, die sich im Umgang mit Paul hervortun“, sagt Schleebaum. Sie können in der Hundeschule von Isabelle Jacobs dann weiter ausgebildet werden.

In den sechsten Klassen springt Paul an diesem Morgen durch Reifen, läuft durch gespreizte Beine oder legt sich auf Kommando auf den Boden. Auch die Gelegenheit, mit dem Hund zu kuscheln, lassen sich einige Kinder nicht entgehen.