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LadesäulenkonzeptExperte warnt in Sankt Augustin vor drohendem „Blackout“ durch E-Autos

Lesezeit 3 Minuten
E-Ladesäule im Sankt Augustiner Zentrum

Wo sollen weitere Ladesäulen für E-Autos stehen? Die Stadt Sankt Augustin erarbeitet ein Konzept.

Ladesäulen für E-Autos gibt es nicht an jeder Ecke. Sankt Augustin plant nun ein Netz-Konzept. Ein Experte warnt vor einem „Blackout“.

Tankstellen gibt es fast an jeder Ecke. Doch wo bekomme ich Strom her für mein E-Auto? Bislang entstanden die Ladesäulen-Standorte eher zufällig, so der Beigeordnete der Stadt Sankt Augustin, Rainer Gleß. Die Stadt will nun strategisch vorgehen und ein Netz nach Bedarf knüpfen.

Wie viele Stromer gibt es, wo stehen diese, wo bekommen die Akkus ihre Energie her? Wo gibt es Garagen, Parkplätze, Besucherhotspots, woher kommen die Leute und wie lange bleiben sie? Die Troisdorfer Firma EcoLibro erhebt diese Geo-Daten, das führte Experte Volker Gillessen bei einer Bürgerinformation im Technischen Rathaus aus.

Fahrzeuge sind überwiegend Stehzeuge
Volker Gillessen (Firma EcoLibro) erarbeitet ein Ladeinfrastrukturkonzept für Sankt Augustin

Auf dieser Basis entstehe das Konzept für die zweitgrößte Kommune des Rhein-Sieg-Kreises. EcoLibro habe bereits 51 Planungen erarbeitet, für kleinere Gemeinden, für Kreise wie Oberberg und Rhein-Erft und für Großstädte wie Frankfurt. Er selbst beschäftigte sich seit 2010 mit der Elektromobilität.

Fahrzeuge seien überwiegend „Stehzeuge“, so Gillessen. Tagsüber parkten sie meist am Arbeitsplatz, abends und über Nacht daheim. Wenn alle Heimkehrer nun nach Feierabend ihre E-Autos ans Netz hingen, drohe eine Überlastung bis hin zum Black Out. Besser sei es, diese langsam über Nacht zu laden. Problem: Wenn es dunkel ist, gibt es keinen Solarstrom.

An den Straßen Sankt Augustins reichen drei bis 15 Schnelllader aus

Am besten seien Ladesäulen am Arbeitsplatz. Firmenparkplätze werden ebenso wie Stellplätze von Eigenheimen und Tiefgaragen von Mehrfamilienhäusern zu den privaten Aufstellorten gezählt; öffentliche sind zumeist an Autohöfen, Einkaufszentren sowie in Parkhäusern. Ladesäulen am Straßenrand spielten nur eine untergeordnete Rolle, unter anderem wegen der Begrenzung auf zwei Stunden, danach fielen hohe Standkosten an.

Schnellladesäulen (DC), heute noch selten, werde es künftig mehr geben, die Preise pro Kilowattstunde würden mit zunehmendem Angebot sinken. Wenn 20 Prozent aller Fahrzeuge Stromer seien, reichten laut Berechnung drei im öffentlichen Raum in Sankt Augustin aus.

Zuschüsse gibt es auch für Garagenhöfe in Sankt Augustin

27 müssten im halböffentlichen Raum hinzukommen und 112 bei Unternehmen; für private Haushalte genügten 3754 Langsamlader (AC). Bei 100 Prozent brauche es demnach 15 öffentliche Stationen, 260 halböffentliche, 425 bei Unternehmen. Im privaten Bereich seien 17.748 AC-Stationen, üblicherweise Wallboxen, nötig.

Vermieter und Hauseigentümer seien häufig noch nicht bereit zu investieren, andererseits gebe es noch in diesem Jahr Zuschüsse in NRW, anders als in den übrigen Bundesländern, so der Tipp des Fachmanns für die etwa zwei Dutzend Zuhörer. Das gelte für Ein- und Mehrfamilienhäuser, aber auch für Installationen und Netzanschlüsse an Garagenhöfen und Stellplatzkomplexen an Wohngebäuden.

Bei mehreren Nutzern seien Absprachen wichtig. Wer Geld haben möchte, müsse die Reihenfolge einhalten: Angebot einholen, Förderantrag stellen, Zuwendungsbescheid abwarten und erst dann den Auftrag vergeben.

Ein konkretes Konzept für Sankt Augustin werde derzeit erarbeitet, teilte der Beigeordnete Gleß mit, und nach Fertigstellung öffentlich vorgestellt.


Geld vom Land

  1. Für private Ladestationen und Wallboxen gibt es 40 Prozent Zuschüsse, maximal 1000 Euro pro Ladepunkt.
  2. Voraussetzung: Der Strom muss aus erneuerbaren Energien kommen, entweder aus einer Photovoltaik-Anlage oder über einen Ökostrom-Liefervertrag.
  3. Für Garagenhöfe und Stellplatzkomplexe an Wohnhäusern mit mindestens 20 Stellplätzen gibt es einen 20-Prozent-Zuschuss (maximal 50.000 Euro) für die Grundinstallation: Schaltschränke und Verkabelung.
  4. Für die Netzanschlüsse für solche Anlagen mit mindestens vier Stellplätzen ebenfalls 20 Prozent, Höchstsumme 10.000 Euro.