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Gefesselt und gewürgt19-Jährige beim Sex-Treff vergewaltigt – Freier verurteilt

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Symbolbild

Bonn/Sankt Augustin – Damit hatte die junge Prostituierte nicht gerechnet: Der Freier, den sie im Internetportal kennengelernt und mit dem sie bereits das vierte Mal verabredet war, verhielt sich plötzlich ganz anders.

Nach dem verabredeten Sex, für den er vorab wie immer 150 Euro bezahlt hatte, fesselte er sie an beiden Armen. Ihr Protest, ihr Widerstand interessierten ihn nicht. Als die junge Frau schließlich um Hilfe schrie, verstopfte er ihren Mund mit schwarzem Klebeband.

Dann würgte er sie am Hals und machte weiter. In dieser Nacht zum 4. März 2016 erlitt die 19-Jährige Todesängste, wie sie als Zeugin berichtete.

Wiederholungsgefahr

Die Erste Große Strafkammer hat den 30-Jährigen jetzt wegen Vergewaltigung zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Bis zum Schluss hatte der angeklagte IT-Kaufmann beteuert, dass nicht nur der Sex, sondern auch das Fesseln und Knebeln einvernehmlich gewesen seien. Er habe das Fesseln mal ausprobieren wollen, sagte er.

Aber die Bonner Richter glaubten nicht ihm, sondern der jungen Frau. Denn noch in derselben Nacht hatte sie sich zunächst einer Freundin anvertraut, war anschließend zum Arzt gegangen und hatte den Freier bei der Polizei angezeigt.

Als Zeugin hatte sie vor Gericht auch von ihren verzweifelten Versuchen erzählt, sich aus den Fängen des gewalttätigen Mannes zu befreien. Zunächst hatte sie ihm vorgeschlagen, etwas essen zu gehen. Aber er wurde misstrauisch und vergewaltigte sie erneut. Schließlich rettete sie sich mit einer Lüge und behauptete, sie bräuchte wegen ihrer Diabetes das Insulin, das sie nicht dabei habe. Da ließ er sie gehen.

„Das war eindeutig eine Grenzüberschreitung“, so der Kammervorsitzende Hinrich de Vries im Urteil. „Auch wenn es sicher etwas anderes ist, wenn man den Sexualpartner kennt.“

Aber an diesem Abend habe die 19-Jährige, die kaum 60 Kilo wog, keine Chance gegen ihren übergewichtigen Freier gehabt. Er wog 125 Kilo. Ein halbes Jahr nach der Vergewaltigung der Prostituierten konnte der Mann verhaftet werden und kam in Untersuchungshaft.

Die Haftstrafe muss der 30-Jährige absitzen. Wegen Wiederholungsgefahr. Denn der Angeklagte soll 2013 bereits eine junge Frau vergewaltigt haben: Eine 21-Jährige, die ihn in Sankt Augustin auf der Straße angesprochen und nach dem Weg gefragt hatte. Zur Anklage war es noch gekommen, aber die Frau verstarb auf tragische Weise kurz vor Prozessbeginn. Das Verfahren war vom Gericht daraufhin eingestellt worden.