Medizin, Automobilindustrie, Möbelherstellung: Der Maschinenbauer aus Sankt Augustin ist gut aufgestellt, mit Kunden in der ganzen Welt.
FirmaWie E-Mobilität die Arbeit beim Sankt Augustiner Maschinenbauer Hennecke verändert

Ingenieur Marc Wendt an der neuen Hochdruck-Dosiermaschine Highline MK2 von Hennecke.
Copyright: Stefan Villinger
Wenn es um Leben und Tod geht, dann hat die Firma Hennecke einen Anteil daran, dass zum Beispiel entnommene Organe gekühlt vom Spender zum Empfänger kommen können. Auch der Transport von gekühlten Impfstoffen wäre ohne die Technik von Hennecke nicht möglich.
Die Hochdruck-Dosiermaschinen des Maschinenbauers aus Birlinghoven sorgen dafür, dass Isoliermaterial an die richtigen Stellen der Transportbehälter kommt. Zurzeit stellt das Unternehmen auf der Internationalen Messe für Kunststoffverarbeitung (Fakuma) in Friedrichshafen am Bodensee seine neuen Modelle vor.
Breit gefächert ist der Einsatz der Maschinen mit Tanks bis zu tausend Liter für Großserienproduktionen oder 60 Liter für kleinere Baureihen oder Stückzahlen.

CEO Thomas Wildt (l.) im Gespräch mit Produktionsleiter Christian Fuchs an der neuen Hochdruck-Dosiermaschine Topline MK2
Copyright: Stefan Villinger
„Weil wir gut aufgestellt sind, spüren wir den Auftragsrückgang im Maschinenbau weniger“, berichtet Hennecke-Geschäftsführer Thomas Wildt im Gespräch mit der Redaktion. Er kam im Jahr 2019 als Chief Executive Officer (CEO) der Hennecke Group und ist auch für die Töchter des Unternehmens in Europa, USA und Asien zuständig.
Hennecke aus Sankt Augustin ist beim Wandel in der Autoindustrie vom Verbrenner zum E-Auto mit dabei
Gut aufgestellt bedeutet zum Beispiel, dass Hennecke den Wandel in der Autoindustrie vom Verbrenner zum Elektroauto begleitet. In der großen Werkhalle werden gerade Maschinen konfiguriert, die für die Ausschäumung von den Batteriezellen zuständig sind.
„Im E-Auto sind eine Vielzahl von Speichereinheiten in einer Wanne zusammengefügt, sie werden mit Schaum umrandet, damit sie fest justiert sind“, erklärt Hennecke-Produktionsleiter Christian Fuchs. Große Deutsche Hersteller setzen auf diese Technik aus dem Rhein-Sieg-Kreis.

Eine historische Dosiermaschine von Hennecke, zu erkennen sind die beiden Vorratsbehälter für Polyol und Isocyanat.
Copyright: Stefan Villinger
Auch Autositze vieler Marken werden schon seit Jahrzehnten mit Dosiermaschinen von Hennecke produziert. „Die Kunst ist, dass sie außen hart und innen weich sind“, so Fuchs über die Feinheiten der Produktion. Das müsse die Dosiermaschine bei der Injektion des Materials berücksichtigen. Das Geheimnis besteht darin, dass die beiden unterschiedlichen Komponenten Polyol und Isocyanat erst in letzter Sekunde zusammengefügt werden. In der Form dehnen sie sich um das bis zu Achtfache aus und so entsteht der Sitz im Auto oder aber eine Isolierschicht im Kühlschrank.
Sankt Augustin: Hennecke will bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein
Der Einsatzbereich der Hennecke-Dosiermaschinen ist enorm. Bei der Herstellung von Matratzen, Turnschuhen, Isoliermaterialien oder Pro - und Orthesen kommt das Prinzip zur Anwendung. „Wir sind aber kein Kunststoff verarbeitender Betrieb“, betont Wildt. „Wir liefern die Maschinen, um die unterschiedlichsten Produkte an den weltweiten Standorten unserer Kunden zu schäumen.“
„Bis zum Jahr 2050 will die Hennecke Group klimaneutral sein. Ende nächsten Jahres werden wir mindestens 50 Prozent erneuerbare Energien für die Herstellung unserer Maschinen nutzen. Und das weltweit“, verspricht Wildt.
Zu den klimaschonenden Zukunftsprodukten gehöre auch, dass Prozessenergie zurückgewonnen wird. Bei der Reaktion von Polyol und Isocyanat entstünde Wärme, die an anderer Stelle genutzt beziehungsweise in Energie gewandelt werden könnte. „Wir sind mit den Lösungen da schon sehr weit.“