Jede Sekunde zähltAsklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin trainiert immer wieder für den Notfall

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Herz- und Kreislaufstillstand bei einem sechs Monate alten Baby. An einer Puppe wird die Reanimation geübt.

Herz- und Kreislaufstillstand bei einem sechs Monate alten Baby. An einer Puppe wird die Reanimation geübt.

Jährlich werden rund 25.000 Notfallpatienten in die Kinderklinik eingeliefert. Weil in diesen Situationen Sekunden zählen, muss jeder Handgriff sitzen.

Bei Notfällen geht es um Sekunden. Jeder Handgriff muss sitzen, schnelle Entscheidungen sind gefordert. Routine bei der Versorgung der Patienten kann Leben retten. „Wir machen nun jährlich zusätzlich ein extern supervidiertes Trainingsprogramm für unsere Mitarbeitenden der Zentralen Notaufnahme“, berichtet Dr. Beatrix Wiebe. „Zahlreiche Trainings für Notfallsituationen in unserem Kindernotfall-Trainingszentrum bieten wir selbst allerdings auch schon immer an.“

Wiebe ist als Leitende Ärztin Chefin der Intensivabteilung an der Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin. Bei Piloten seien diese regelmäßigen Trainingseinheiten schon immer selbstverständlich. Wenn sich etwas bewähre, dann könne man es auch abschauen, so die Intensivärztin.

Sankt Augustiner Kinderklinik überprüft immer wieder Routinen

Der Vorteil der Schulungen liege auf der Hand. Neue Mitarbeitende bekämen einen Einblick in die Arbeitsabläufe; Kolleginnen und Kollegen, die schon seit Jahren dabei seien, würden ihre Routinen noch einmal überdenken. Wichtig sei, dass ein Team von außerhalb die Schulung leite und damit einen neutralen Blick habe. Zehn Trainer sind deswegen extra aus Hamburg gekommen, um die 25 Mitarbeitenden zu schulen.

Die Kinderklinik gehört zum Asklepios Konzern. Das Trainingsprogramm für medizinische Notfallsituationen wurde dort unter dem Namen „S.A.V.E.“ entwickelt. Es steht für: „Sicher Arbeiten Vertrauen Erhalten“. Dazu gehört auch der Abbau von Hierarchien. Die Zeiten, in denen nur die Ärztin oder der Arzt das Sagen hat, seien schon längst vorbei. „Wir arbeiten bei Notfällen Hand in Hand“, berichtet Elisabeth Stoll, Fachärztin für Anästhesiologie, über die Arbeit des Teams.

Eine solche Situation wird gerade an einer lebensechten Puppe trainiert: Ein sechs Monate altes Baby ist mit Herz-Kreislauf-Stillstand in die Notaufnahme eingeliefert worden. Das Herz soll massiert werden, bei gleichzeitiger künstlicher Beatmung. Viele Hände sind da nötig, auch die Koordination bei der Eingabe von Medikamenten gehört dazu. Jede Information muss vom Team registriert werden, sie darf nicht in der Hektik der lebensbedrohlichen Situation untergehen.   

Es wird in der Asklepios-Kinderklinik Sankt Augustin alles getan, um das Leben von Kindern zu retten

Fachkinderkrankenschwester Nicola Brauksiepe ist von dem neuen Projekt überzeugt. „Jeder bringt sein Fachwissen ein, gemeinsam kann alles getan werden, um Leben in der Notfallaufnahme zu retten.“ Das bestätigt auch Assistenzärztin Dr. Loenie Casimir. „In der strukturierten Notfallbehandlung arbeitet das Team auf Augenhöhe.“ Hierarchien seien irrelevant, wenn es um Notfälle ginge, ergänzt Kinderchirurg Dr. Andreas Richenhagen. 

Dr. Beatrix Wiebe, Leitende Ärztin und Leiterin der Intensivabteilung für Kinder, im Gespräch mit  Sina Demel, pflegerische Leitung der zentralen Notaufnahme der Asklepios-Kinderklinik Sankt Augustin

Dr. Beatrix Wiebe (l.), Leitende Ärztin und Leiterin der Intensivabteilung für Kinder, im Gespräch mit Sina Demel, pflegerische Leitung der zentralen Notaufnahme der Asklepios-Kinderklinik Sankt Augustin

„Jährlich kommen an die 25.000 Notfallpatienten zu uns in die Kinderklinik“, berichtet Dr. Tobias Hannes. Der Privatdozent ist Leiter der Notfallversorgung.  Immer wieder gebe es Komplikationen, die man früh erkennen müsse. Das RS-Virus sei ein typischer Fall. Kinder würden mit schweren Atemproblemen gebracht. „Innerhalb von Minuten kann die Situation wegen plötzlicher Luftnot gefährlich werden“, so der Mediziner. Da sei es wichtig, dass Symptome richtig erkannt werden.

Auch dazu diene das Training, das Dinge im Fokus habe, die nicht täglich vorkämen, die Behandlung von Atemstörungen, Fieberkrämpfen oder starker Blutverlust zum Beispiel. Bei Kindern könnten lebensbedrohliche Situationen schneller akut werden, als bei erwachsenen Patienten, weiß Hannes. „Eine Bagatelle kann sich plötzlich zum Notfall entwickeln.“ Deswegen seien alle im Team gefragt, wenn Symptome bewertet werden müssten.

Bei kranken Kindern können lebensbedrohliche Situationen schnell auftreten

Das kann Sina Demel bestätigen. Sie verantwortet die pflegerische Leitung der Notaufnahme. „Leider konnten diesmal nicht alle Mitarbeiter des pflegerischen Teams der Notaufnahme teilnehmen, da der Routinebetrieb ja weiter lief – aber ein großer Teil.“ Dass dafür sogar Experten aus Hamburg gekommen seien, „ist eine Wertschätzung unserer täglichen Arbeit in der Klinik“, betont sie.

Gerade in der Medizin seines wichtig, dass man immer Abläufe optimiere. Notfälle seien sehr dynamisch und könnten nicht einfach nach einem Standardprogramm behandelt werden. Um dafür Routinen zu erarbeiten, seien die Fortbildungen sehr wichtig.

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