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Solo-WeltmeisterMika Einmal aus Sankt Augustin lebt für Tanz und Politik

Lesezeit 4 Minuten
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Mika Einmal tanzt.

Sankt Augustin – Mit 22 Jahren hatte Mika Einmal sein Lebensziel erreicht, danach hätte er eigentlich aufhören können. Der Sankt Augustiner gewann mit seinem Solo den Weltmeister-Titel im Modern Dance, einer Variante des Bühnentanzes mit Elementen des klassischen Balletts.

Doch er hat noch weitere Ziele: Um in seiner Heimat etwas zu bewegen, engagiert er sich in der Lokalpolitik in der SPD. Besonders möchte er sich für die Bildungs- und Umweltbelange seiner Stadt einsetzen.

Eigentlich, sagt Mika Einmal, müsse er noch viel mehr Zeit in die Politik investieren. Trotzdem steht der heute 24-Jährige wieder in der Trainingshalle. Das ist ein großer Raum, eine Säule in der Mitte, eine Spiegelfront.

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Mika Einmal tanzt nicht nur, er engagiert sich auch bei der SPD.

Auf dem Boden sind Verfärbungen zu erkennen, die seine vielen Schritte und Sprünge dort verursacht haben. Um erfolgreich im Leistungssport zu sein, bedarf es viele Stunden harten Trainings in der Woche.

Der Spagat zwischen beiden Leben ist für Mika Einmal zum Alltag geworden: auf der einen Seite sein Wunsch, in der Welt etwas zu bewirken, auf der anderen Seite die Leidenschaft für den Sport, die ihn nicht loslässt.

Mika Einmal begann mit drei Jahren zu tanzen

Seinen Weg in den Leistungssportsport beschreibt er trocken mit zwei Worten: „Trainerkind halt!“ Er fing mit drei Jahren an zu tanzen, seine Schwester mit zwei. Heute arbeitet die ganze Familie in der Lepehne-Herbst- Tanzschule in Bonn. Mit Workshops und Vertretungen in der Tanzschule verdient er sich etwas dazu.

Obwohl seine Mutter auch seine Trainerin ist, habe er nie einen Druck empfunden, in die Fußstapfen der Eltern zu treten, erzählt er. Zwischendurch habe er als Kind einmal aufgehört zu tanzen, habe dann aber eine Aufführung seiner Mutter gesehen und sei aufs Neue fasziniert gewesen.

Tanzen bestimmt den Familienalltag, aber es gibt auch Ausnahmen: „Wenn wir mal keinen Bock haben, über das Tanzen zu reden, dann sagen wir das einfach.“ Mika Einmal studiert Chemie und Sport für den Master-Abschluss, und wohnt noch in seinem Elternhaus in Sankt Augustin.

2020 kandidierte der Tänzer für die SPD für den Stadtrat

Seit er 18 Jahre alt ist, engagiert er sich in der Lokalpolitik und betreut einen eigenen Wahlkreis. 2020 ließ er sich als SPD-Kandidat bei der Kommunalwahlen aufstellen. Er möchte ökologische Themen stärker in den Fokus rücken.

Sein Engagement füllt seinen Terminkalender zusätzlich. „Das macht es echt nicht so einfach. Der Wahlkampf ist immer in einer Phase, wo ich eigentlich gar keine Zeit hätte, dann habe ich die ganze Verantwortung, und es wird richtig kritisch.“

Hinzu kommen die Wettkämpfe, meist an den Wochenenden. Hier hat er am liebsten seine Mutter und seine Schwester zur Unterstützung dabei. Früher war er vor Turnieren nervös, hatte einen flauen Magen. Dagegen helfen ihm kleine Rituale, erzählt er, und klatscht lachend mit seinen Händen seine Knie- und Fußgelenke ab.

Es muss immer die gleiche Umarmung mit den selben Leuten sein

Damit setzt er einen mentalen Fokus auf mögliche Schwachstellen. Auch muss es immer die gleiche Umarmung mit denselben Leuten, immer in einer bestimmten Reihenfolge sein. „Meine Schwester kommt immer zuletzt und dann umarmen wir uns, klatschen und nicken“, erzählt Mika Einmal.

Heute ist er eher nervös, wenn er in kleiner Runde, vortanzen muss. „Da geht dann die Pumpe.“ Seine Erfolge feiert er mit Familie und Freunden, so war es auch nach seinem WM- Sieg: „Es war unbeschreiblich, ich hätte das nicht erwartet, meine erste Runde lief nicht so gut.“

Während er auf sein letztes Ergebnis wartete, stand seine Tanzgruppe nah bei ihm. Als dann das Ergebnis der letzten Runde verkündet wurde, war die Freude riesig. „Ich habe nur noch geheult, dann läuft da im Hintergrund noch diese merkwürdige Nationalhymne. Alleine wäre das sicher nicht so cool geworden.“

Der große Durchbruch in der Politik ist noch nicht gelungen

In der Politik ist ihm der große Durchbruch noch nicht gelungen. Bei den Kommunalwahlen 2020 sei er um 30 Stimmen gescheitert. „Die Urnenwahl hatte ich. Ich hätte vermutlich mehr Haustürbesuche machen müssen.“ Den zusätzlichen Stress nimmt Mika in Kauf, er handelt aus Überzeugung: „Ich will mich nicht nur über das Weltgeschehen aufregen, sondern etwas machen.“

Sein Training findet an drei Abenden in der Woche statt, montags, freitags und samstags jeweils für mehrere Stunden, dazu kommt die Fraktionssitzung – ebenfalls am Montag. Wenn er teilnimmt, muss er sein Training auf einen anderen Wochentag verschieben.

„Ich bin nicht glücklich damit, dass ich dann meinen Team-Kollegen absagen muss.“ Mika fällt es schwer zu akzeptieren, dass seine Zeit nicht für alles reicht. Würde er tatsächlich ein Mandat erringen, müsste er beim Tanzen wohl kürzer treten. „Es wird immer schwieriger, die Verletzungen werden mehr“, sagt er.

Die gesamte letzte Weltmeisterschaft habe er mit Schmerzen getanzt. Zudem ist er bald fertig mit dem Studium und wird als Lehrer arbeiten. Mika Einmal hat akzeptiert, dass er nicht ewig auf diesem Niveau tanzen kann. „Das Tanzen macht mein Leben so besonders“, sagt er. „Solange ich kann, mache ich weiter.“