Auf eine durchwachsene Saison 2023 blickt das studentische Motorsportteam der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin zurück.
HochschuleNach Fehlstart doch noch ein Triumph für Motorsportteam aus Sankt Augustin
Wie berichtet, hatte das Team den G23e „Moni“ genannten Elektro-Rennwagen mechanisch nahezu vollständig neu konstruiert und mit zahlreichen technischen Finessen versehen, bevor er Ende Juni öffentlich präsentiert wurde. Das erste Rennen der Saison auf der Strecke von Varano in Norditalien sollte den Beweis erbringen, dass der neue Wagen in der studentischen Rennsportklasse auf Augenhöhe mit den besten Teams der Welt zu fahren konnte.
Für Testfahrten war vor der Abreise keine Zeit geblieben. So endete das mit Euphorie begonnene Wagnis in einem Desaster: Ein Bruch am Fahrgestell während der technischen Abnahme beförderte den vielversprechenden Elektro-Rennwagen vorzeitig ins Aus. Es schien, als sei die neue Rennsaison gelaufen.
Analyse in der Werkstatt
Die Analyse in der heimischen Werkstatt ergab: An der aus Verbundwerkstoffen gefertigten tragenden Struktur des G23e war eine Querlenkeranbindung abgerissen. Sieben arbeitsintensive Tage und Nächte später wagten sich die Motorsportlerinnen und Motorsportler mit dem reparierten Rennwagen auf ihre vertraute Teststrecke auf dem Flugplatz Hangelar.
Nach behutsamer Leistungssteigerung über mehrere Tage hinweg und erfolgreichen Bremstests fiel der Entschluss des Teams, beim letzten internationalen Rennen, der Formula-Student-Wettbewerb im tschechischen Most noch einmal anzutreten. Auf das große Rennen zum Abschluss des Wettbewerbs sowie das zugehörige Qualifying verzichtete das Team schon im Vorfeld.
Weil das kaum erprobte Auto in den fahrerischen Disziplinen nur zurückhaltend belastet werden sollte, rechneten sich die Sankt Augustiner gute Platzierungen bestenfalls in den statischen Disziplinen abseits der Rennpiste aus.
Umso größer war der Jubel als das Team den zweiten Platz in der prestigeträchtigen Kategorie „Cost and Manufacturing“ zugesprochen bekam. Hier galt es unter anderem, für den gesamten Herstellungsprozess eine detaillierte Kostenübersicht zu erstellen. In der Königsdisziplin „Engineering Design“ konnten die Studierenden mit dem ersten Platz noch einen draufsetzen und so in den drei statischen Disziplinen rekordverdächtige 302 von 325 Punkten erringen.
„Ich bin daher mehr als zufrieden mit der Saison, denn ohne Risiko kein Fortschritt“, blickt Teambetreuer Professor Dirk Reith auf die Saison zurück. „Und wir haben die Bestätigung, dass wir mit den Entwicklungen einmal mehr das Potenzial haben, weit vorne dabei zu sein. Ich finde, eine der wichtigsten Erfahrungen dieses Projekts ist es, aus Fehlern zu lernen und Probleme lediglich als Anlass zu nehmen, weiter zu wachsen. Wir haben tolle junge Menschen, die genau diesen Spirit mitbringen, so dass wir alle uns auf die nächsten Schritte freuen können.“
Die Daten
Die Studierenden von BRS Motorsport bauen in ihrer Werkstatt auf dem Campus Sankt Augustin für jede Rennsaison ein neues Rennauto. Die Gruppe besteht seit 2006 und nimmt regelmäßig an der Formula Student in Europa teil. Seit 2014 baut sie ausschließlich elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Die Mitarbeit in der interdisziplinären Motorsport-Gruppe ist eingebettet in das Lehrangebot der Hochschule und wird betreut von Professor Dirk Reith. Die Entwicklung und der Bau des Rennwagens werden von Sponsoren unterstützt.
Die Daten fr den G23e aus der Simulation: 80 kW Leistung, 112 PS, circa 1300 Nm am Rad, 120 km/h Höchstgeschwindigkeit, 2,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 1480N Antriebskraft bei 100 km/h, 209 kg Fahrzeuggewicht, bis zu 3G Querbeschleunigung bei Kurvenfahrten. (sp)