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Mütter verzweifeltSeit acht Monaten gibt es in einer Sankt Augustiner Kita Notbetreuung

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Zwei junge Frauen sitzen an einem Tisch mit Schriftstücken.

Mercedes Cannella und Anna Ehler (r.) haben Kinder in der Kita Wunderland in Sankt Augustin. Seit über zwei Jahren läuft der Betrieb nur mit Notbetreuung.

Seit der Eröffnung der Kita Wunderland in Niederpleis ist kein durchgehender Regelbetrieb möglich – laut Träger wegen massiver Krankmeldungen.

Wenn Toni zur Kita nach Niederpleis gebracht oder dort abholt werden muss, dann ist das ein logistischer Aufwand, an dem bis zu fünf Erwachsene beteiligt sind: seine Mutter, sein Vater, ein Onkel, die beiden Omas. Denn in der Kindertagesstätte des Sechsjährigen herrscht fast immer Notbetreuung, die Familie muss flexibel sein.

Ob ihr Sohn früher aus der Kita abgeholt werden oder gar zu Hause betreut werden muss – das erfährt Anna Ehler aus Sankt Augustin per E-Mail von der Kitaleitung erst am Vorabend, manchmal auch erst am nächsten Morgen.

Den Job verloren, weil die Kinder zu oft zu Hause betreut werden mussten

„Das ist sehr belastend. Wir können eine Betreuung oft gar nicht so schnell organisieren, wenn es am Abend heißt, am nächsten Morgen könnten die Kinder nicht gebracht werden“, sagt die 36-jährige Mutter. Obwohl ihre ganze Familie helfe, sei die Organisation nicht einfach: Nicht nur ihr Mann und sie, auch ihr Bruder und eine Großmutter seien schließlich voll berufstätig.

Noch schwerer trifft es die alleinerziehende Mutter Mercedes Canella. Zwei ihrer drei Kinder besuchen die Kita. Bleibt die Einrichtung geschlossen, verkürzen sich die Betreuungszeiten oder dürfen nur wenige Kinder kommen, hat sie ein Problem: „Ich habe keine Familie, die mich unterstützt!“ Nur ihr Ex-Mann helfe, sagt Canella, als selbstständiger Dachdeckermeister könne er aber auch nicht hoppla hopp alles stehen und liegen lassen.

Genau wie Ehler ist Cannella in Vollzeit berufstätig. Sie sei darauf angewiesen, dass ihre Töchter in der Kita betreut werden, die Hausarbeit und andere Aufgaben erledige sie nachts, erzählt die 31-Jährige. Durch die Ausfälle und verkürzte Zeiten habe sie bereits einmal einen Job verloren: „Die Kinder werden ja auch mal krank, dazu kam die Notbetreuung in der Kita – ich habe zu oft gefehlt“, berichtet sie. Auch einer weiteren Mutter, die im Einzelhandel beschäftigt war, sei es so ergangen.

Kita Wunderland in Sankt Augustin-Niederpleis

Der Eingang der Kita Wunderland in Sankt Augustin-Niederpleis.

Der Betrieb in der Kita Wunderland am Niederpleiser Kreisel läuft seit der Eröffnung im September 2023 nur mit Einschränkungen. Auch davor, als die Einrichtung in der alten Grundschule untergebracht war, habe es mehrmals im Monat Notbetreuungssituationen gegeben, berichten die Mütter, die im Elternbeirat sitzen. Ehler hat Buch geführt: Seit August 2022 müssen die Kinder an vier bis fünf Tagen im Monat früher abgeholt werden, gibt es Notdienst, können nur wenige Kinder betreut werden oder hat die Einrichtung komplett geschlossen.

Träger nennt als Ursache „massive Krankmeldungen“ des Personals

Noch vor dem Umzug nach Niederpleis wurde Betreuungszeit von 45 Stunden in der Woche auf 35 Stunden reduziert. „Wir hatten alle die Hoffnung, dass es im neuen Gebäude besser wird“, sagt Ehler. Das habe sich nicht bewahrheitet: Auch in der viergruppigen, inklusiven Einrichtung setzten sich die Probleme fort. „Es ist schon so schlimm, dass mein Sohn nicht mehr gerne in die Kita geht“, sagt die 36-Jährige.

„Massive Krankmeldungen“ des Personals führten zu der schwierigen Betreuungssituation in der Kita Wunderland mit ihren 75 Plätzen, erläutert Isabelle Arrenbrecht von der Projektleitung des privaten Trägers Kinderzentren Kunterbunt (KiKu). An anderen KiKu-Einrichtungen in Sankt Augustin und Troisdorf werde die volle Betreuungszeit von 45 Stunden geboten.

Notbetreuung in Kita in Sankt Augustin: Springerpool soll helfen

Das wäre auch in Niederpleis möglich, so Arrenbrecht: „Alle Stellen sind hier besetzt, wir haben sogar zwei Stellen Puffer.“ 15 Prozent mehr als die vom Kinderbildungsgesetz (KiBiz) vorgeschriebenen Fachkraftstunden rechne der Träger in jeder Kita bereits für den Fall von Personalausfällen ein, habe zusätzlich einen Springerpool gebildet, um Engpässe aufzufangen.

Die Krankmeldungen kämen aber oft kurzfristig, dauerten mehrere Tage oder Wochen, „das ist schwierig für uns alle“. Der Träger sei im engen Austausch mit Kitaleitung und Qualitätsleitung, beim zuständigen Jugendamt habe man die Situation der krankheitsbedingten Ausfälle bereits geschildert. Als Mutter könne sie nachvollziehen, vor welchen Problemen Ehler und Canella stünden. Bevorzugt betreuen könne man Kinder von Berufstätigen im Sinne der Chancengleichheit nicht, sagt Arrenbrecht: „Das müssen wir oft diskutieren. Aber jedes Kind hat ein Recht auf Teilhabe.“

Cannellas mittlere Tochter ist mit fünf Jahren im letzten Kita-Betreuungsjahr, ihr Jüngste ist drei Jahre alt: „Sie muss noch drei Jahre in die Kita, sagt die Alleinerziehende. Wenn das aber so weiter geht – das schaffe ich nicht.“