Nur durch Verlegungen wird Platz für neue Fälle in der Asklepios-Kinderklinik geschaffen.
„Influenza-Virus nicht unterschätzen“Infektionsstation der Kinderklinik Sankt Augustin ist voll belegt
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Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin, Team der Kinderintensivstation und Neonatologie. Dr. Beatrix Wiebe (3.v.r.), Leiterin, und Privatdozent Dr. Tobias Hannes (links).
Copyright: Stefan Villinger
Die Infektionsstation in der Kinderklinik ist voll belegt. Auch in der Neonatologie, auf der Kinder kurz nach der Geburt unter anderem intensivmedizinisch betreut werden, sind keine Betten mehr frei. Die Grippewelle hat auch die Kleinsten voll erwischt. „Nur durch Verlegungen innerhalb des Hauses können wir Platz für Notfälle schaffen“, so Professor Gerd Horneff, ärztlicher Leiter der Kinderklinik.
Rund 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen auf der Infektionsstation sind mit dem Grippevirus Influenza A infiziert. Die anderen Patienten haben Infektionen mit Influenza B und dem RS-Virus. „Kinder mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet“, berichtet Dr. Beatrix Wiebe, Leiterin beider Intensivstationen. Der Influenza-Virus dürfe nicht unterschätzt werden. Er greife unter Umständen auch die inneren Organe an. „So kann es zu Komplikationen in Leber, Lunge, Herz und sogar im Gehirn kommen.“
Der Grippevirus greift die Zellen der Organe an, die Krankheitsverläufe können dramatisch werden
Multiples Organversagen nennen die Mediziner dies. „Der Virus greift zum Beispiel die Zellen in der Niere an und macht sie vorübergehend funktionslos“, erklärt Wiebe den Krankheitsverlauf. Deshalb würden Patientinnen und Patienten zum Teil auch an die Dialyse angeschlossen, damit sich das Organ wieder erholen könne.
„Krankheitsverläufe bei Kindern können oft dramatisch sein“, berichtet Dr. Tobias Hannes, ärztlicher Leiter Notfallversorgung in der Kinderklinik. Deshalb müssten Anzeichen einer Krankheit „unbedingt ernst genommen werden.“ Bei starkem Fieber und Luftnot sollte sofort ein Kinderarzt aufgesucht werden, der dann eine Überweisung ins Krankenhaus veranlassen könne.
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An der Kinderklinik befindet sich auch eine Notdienstpraxis für akute Fälle.
Copyright: Stefan Villinger
„Allerdings sollte nicht mit Panik auf die derzeitige Grippewelle reagiert werden“, so Wiebe. Sie sei für diese Jahreszeit normal. Kinder und Jugendliche sollten deswegen nicht übervorsichtig geschützt werden. „Dazu gehört sicherlich auch, dass Karneval gefeiert werden darf“, betont Wiebe. Wer am Zugweg stünde und richtig angezogen sei, der dürfe gerne feiern. Die Angst vor Erkältungen solle nicht die Freude am Karneval verderben.
Fürs Impfen sei es zurzeit eigentlich schon zu spät, so Wiebe. „Bis Karneval ist wahrscheinlich kein ausreichender Schutz mehr aufgebaut.“ Grippeimpfungen seien in den Monaten Oktober bis spätestens Mitte Dezember sinnvoll. Dann hätte der Körper genug Zeit, die Abwehrkräfte aufzubauen.
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Die Kinderklinik in Sankt Augustin behält ihre Intensivstation für Neugeborene.
Copyright: Stefan Villinger
Das gesamte Team der Intensivstation freut sich, dass das NRW-Gesundheitsministerium die Zusage gegeben hat, dass die Neonatologie weiter in Hause bestehen kann. Wir haben hier auch wenige Tage alte Kinder, die mit dem Grippevirus infiziert sind, so Wiebe. „Mit unserem Wissen und dem Engagement des gesamten Teams können wir schnell helfen.“ Deshalb sei diese Entscheidung richtig gewesen, um die Versorgung von Kindern kurz nach der Geburt auch weiterhin in der ganzen Region zu gewährleisten.