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AsklepiosÄrzte wechselten von Sankt Augustin nach Bonn – So läuft ihre Arbeit an der Uniklinik

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Professor Martin Schneider (l.) und Professor Boulus Asfor an einem Intensivbett für Kleinkinder.

Professor Ehrenfried Schindler (l.) und Professor Boulus Asfor an einem Intensivbett für Kleinkinder.

Boulos Asfour und Ehrenfried Schindler verließen vor fünf Jahren die Asklepios-Kinderklinik Richtung Bonn. So läuft die Arbeit der Herzspezialisten heute.

Bei Operationen des Kinderherzzentrums der Uniklinik Bonn (UKB) sind Präzision und Fingerspitzengefühl gefragt. Das gilt insbesondere für die vielen Neugeborenen, die ohne eine Herzoperation nicht überleben würden. Professor Boulos Asfour mit seinem Team der Kinderherzchirurgie ist als Kapazität weltweit bekannt. Patienten, die jünger sind als ein Jahr, stellen einen Schwerpunkt in der Versorgung dar, wie den Zahlen des aktuellen Herzberichts der Deutschen Herzstiftung zu entnehmen ist. Das Kinderherzzentrum der UKB ist damit in diesem Fach eine der führenden Kliniken in Deutschland.

Vor fünf Jahren wechselte das gesamte Team von der Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin zum Kinderherzzentrum im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) des UKB. Die Bonner Kinderherzchirurgen arbeiten weiterhin mit der Asklepios-Kinderklinik zusammen. „Das war auch schon vor unserem Wechsel vor fünf Jahren so“, betont Asfour. Patienten würden zum Beispiel nach erfolgreichen Operationen zur weiteren Genesung manchmal nach Sankt Augustin verlegt. Auch Assistenzärzte seien von der Uniklinik in Oberarztpositionen dorthin gewechselt.

Ehrenfried Schindler aus Bonn war der erste Professor in Deutschland mit Lehrstuhl für Kinderanästhesie

„Zwei Operationssäle, ein Hybrid-Saal, dazu fünf Geburtsräume und eine eng benachbarte Intensivstation befinden sich auf einer Ebene im ELKI. Diese eigene Kinderherzintensivstation ist mit 13 Betten speziell personell und apparativ ausgestattet und bietet somit ideale Voraussetzungen für eine optimale Versorgung“, berichtet Asfour, der mit seinem Team mehr als 400 Kinderherz-Operationen im Jahr durchführt.

Es komme manchmal auf wenige Minuten an, wenn das Herz eines Babys geschädigt sei. „Wir können den Eingriff dann mit minimalem Zeitverlust in unserem Hybrid-OP gleich nebenan durchführen“, sagt der Operateur über schnelle Hilfe, die Leben rettet. Es ist ein langer Weg, wenn man Kinderherzchirurg werden will. „Erst wenn man sechs Jahre lang Erwachsene am Herzen operiert hat, kann man sich auf diese Disziplin spezialisieren“, erklärt Asfour.

Professor Ehrenfried Schindler ist als Kinderanästhesist ebenfalls europaweit bekannt. Er ist der erste Mediziner in Deutschland, der einen solchen Lehrstuhl besetzt. „Die Planung und Durchführung einer Narkose bei kritisch kranken Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern ist komplex und erfordert viel Wissen und Erfahrung“, so Schindler. Winzige Mengen der Medikamente müssten kalkuliert werden.

Fast 800 Herzkathetereingriffe werden pro Jahr durchgeführt

„Daher ist eine Spezialisierung in der Kinderanästhesie sehr wichtig, um einerseits der Seltenheit und andererseits der Verschiedenheit, nicht nur bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern, Rechnung zu tragen“, so Asfour. „Wir sind am UKB eines der wenigen Zentren, wo in Deutschland solch eine Kompetenz für die Behandlung der Herzfehler mit interdisziplinärer Unterstützung angrenzender Disziplinen vorhanden ist“, betonen beide Professoren.

Nicht immer muss operiert werden. Oft können Probleme am Herzen durch einen schonenden Herzkathetereingriff behoben werden. Auch hier ist das Team an der Bonner Uniklinik in Deutschland führend. Fast 800 dieser Eingriffe werden jährlich von der Klinik für Kinderkardiologie durchgeführt, die Prof. Martin Schneider und Prof. Johannes Breuer als Direktoren leiten. „Auf unserer Kinderherzintensivstation und den 36 Betten der Normalstation ist die weitere Betreuung sichergestellt“, berichtet Schindler.

Das Blut kann an der Uniklinik in Bonn auch außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert werden

Ein Vorteil der breit aufgestellten Bonner Universitätsklinik sei auch, „dass geballte Kompetenz auf einem Raum vorhanden ist“, so Asfour, der Direktor der Kinderherzchirurgie des UKB ist. „Die Zusammenarbeit hochkompetenter Spezialisten der beteiligten Disziplinen bis hin zur Neonatologie und Humangenetik sind sehr wichtig bei der Diagnose und Heilung von multiplen Fehlbildungen“, erklärt Schindler.

Schwerkranke Patienten, die zum Beispiel aufgrund von Herzversagen, über ein konservatives Beatmungsgerät hinaus eine ECMO-Therapie benötigen, können nur an einem speziellen Behandlungszentrum wie dem Kinder-ECMO-Zentrum des UKB therapiert und dabei engmaschig überwacht werden. Ecmo steht für ein Verfahren, bei dem das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert wird.

Uniklinik Bonn, Kinderherzzentrum, Anästesiepflegerin Mirjam Schmidt zieht zieht eine Spritze auf

Uniklinik Bonn, Kinderherzzentrum, Anästhesiepflegerin Mirjam Schmidt zieht eine Spritze auf

Die beiden Professoren führen durch den Operationsbereich des Kinderherzzentrums. Die Räume sind hochmodern ausgestattet. Zwei Operationen werden gerade vorbereitet. Anästhesiefachpflegerin Mirjam Schmidt zieht gerade eine Spritze auf. Das Team ist wichtig, darauf kommt es an. „Die Operationssäle haben Tageslicht, das war früher nicht unbedingt üblich“, so Schindler.

Das würde aber zu einer entspannten Atmosphäre führen. Etwas Weiteres fällt auf: Teile der Decken, in der Schleuse zum OP und dem Aufwachraum, sind mit bunten Motiven bemalt. „Zur Operation werden die Patienten liegend transportiert und blicken nach oben. Sie brauchen dann nicht auf kahle, weiße Flächen schauen und können sich an den beruhigenden Unterwasserwelt-Motiven erfreuen“, erklärt Schindler den Grund. Unterschiedlich gestaltete Kunstbereiche finden sich im gesamten ELKI des UKB wieder.

In Bonn weltweit sie erste Ausbildungsstation auf einer Kinderherzintensivstation

Der Fokus der Kinderherzchirurgie des UKB liegt, wie auch in anderen Fachabteilungen einer Uniklinik, neben Krankenversorgung auf Lehre und Forschung. Vor etwa zwei Jahren ist die erste Interprofessionelle Ausbildungsstation (IPSTA) in der Kinderherzchirurgie des UKB gestartet. Pflegeauszubildende sowie Ärzte im praktischen Jahr übernehmen bei diesem Konzept gemeinsam die Verantwortung für kleinste Patienten mit komplexen kardiologischen Erkrankungen unter fachärztlicher Aufsicht. Vor einem Jahr ist die weltweit erste interprofessionelle Ausbildungsstation auf einer Kinderherzintensivstation am UKB gestartet.