Sankt AugustinAnwohner protestieren gegen Bauprojekt
Sankt Augustin – In der ruhigen Sackgasse regt sich Protest. Etliche Bewohner der älteren, spitzgiebligen Einfamilienhäuser haben Unterschriften gesammelt, einen Anwalt und die Bauaufsicht des Rhein-Sieg-Kreises eingeschaltet, um ein Bauprojekt zwischen Nordstraße und Kastanienweg zu verhindern. „Es ist ein Klotz und sprengt den Rahmen“, empört sich Volker Gawellek. Doch das städtische Bauamt sieht keine Möglichkeit, den Investor zu stoppen.
Denn für das Wohngebiet in Niederpleis gibt es keinen Bebauungsplan. Das ist keine Ausnahme, etwa die Hälfte des Stadtgebiets sei „ebenfalls nicht mit einem Bebauungsplan versehen“, schätzte der Vertreter der Grünen im Umwelt- und Planungsausschuss, wo das Thema auf der Tagesordnung stand. Nur mit diesem Instrument könne die Stadt genauere Vorgaben machen. Einen solchen Plan aufzustellen sei allerdings sowohl zeit- als auch arbeits- und somit kostenintensiv.
Kommunalpolitik ist nun beim „Jein“
In der Nordstraße steht die Frage im Mittelpunkt, ob sich der Neubau in die Umgebung einfügt, wie es der Paragraf 34 Baugesetzbuch verlangt. Die Nachbarn sagen „Nein“, die Verwaltung „Ja“, die Kommunalpolitik äußerte anfangs starke Bedenken und ist nun beim „Jein“.
Ursprünglich sollte ein großes Mehrfamilienhaus mit acht bis zehn Wohnungen entstehen und einem Parkplatz an der Straßenfront. Nach der Kritik der Nachbarn, die zum Großteil seit Jahrzehnten dort leben, gab es einen Ortstermin. Der Investor legte eine veränderte Planung vor.
Veränderte Planung
Der Baukörper wurde geteilt, ein Mehrfamilienhaus mit vier bis fünf rund 100 Quadratmeter großen Wohnungen soll an der Straße errichtet werden, das zweite in gleicher Größe im hinteren Teil des großen Grundstücks. Dort lebte einst ein hochbetagter, stadtbekannter Hobbyimker in seinem Einfamilienhaus, nach seinem Tod verkauften die Erben die Immobilie.
Eine Tiefgarage verbindet die Gebäude. Die Firsthöhe wurde abgesenkt, orientiert sich an den Einfamilienhäusern ringsum, allerdings werden nicht nur zwei Geschosse, sondern auch das durch Gauben erweiterte Dachgeschoss genutzt. „Die Häuser sind nun dreistöckig“, monierte Gawellek im Ausschuss. Auch ihre Kubatur füge sich nicht in die ortsübliche Bebauung ein.
Den Anwohnern bleibe der Rechtsweg, meinte Karl-Heinz Schütze (FDP). Marc Knülle (SPD) äußerte Bedenken, er habe einerseits „Bauchschmerzen“, andererseits gebe es eine klare Meinung der Fachverwaltung. Dass der Investor den Nachbarn entgegengekommen sei, betonten CDU und Aufbruch. Der Grundkonflikt sei nicht zu lösen, sagte Aufbruch-Chef Wolfgang Köhler: Wohnraum werde benötigt, die Nachverdichtung sei dem Bauen auf der grünen Wiese vorzuziehen, gleichzeitig müsse aber innerstädtisches Grün erhalten bleiben – und der nachbarschaftliche Frieden. Die Anwohner erwägen nun den Klageweg.