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Viel SolidaritätSankt Augustin beherbergt sechs Mal mehr Geflüchtete als vorgesehen

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Die Verwaltung leiste „wirklich gute Arbeit bis an die Grenzen der Belastung“, betont Bürgermeister Max Leitterstorf. 

Sankt Augustin – „Für uns ist es wichtig, dass die Geflüchteten erst einmal gut versorgt werden“, betonte Bürgermeister Max Leitterstorf am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Und das sei zurzeit gewährleistet. „Wir beobachten weiterhin eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.“ Bis zu 50 Personen könnten noch bei der Stadt in den nächsten Tagen registriert werden. Um diese Anmeldungen zu vereinfachen, waren im Rathaus bei einem Tag ähnlich der offenen Tür die Schalter für die Geflüchteten geöffnet. 30 neue Anmeldungen aus privaten Unterkünften kamen deswegen hinzu.

Mehr als die Hälfte der Menschen aus dem Kriegsgebiet der Ukraine seien privat untergebracht, erläuterte Leitterstorf. Zum Teil nutzten Geflüchtete Kontakte zu Freunden, die vor Jahren die Kriegsregion verlassen hätten.

„Offiziell sind in der Erfassungsliste der Stadt insgesamt 310 Geflüchtete eingetragen worden“, sagte der Erste Beigeordnete Ali Dogan. Diese Zahl könne sich aber in den nächsten Tagen noch deutlich nach oben verändern. Bis zur Registrierung durch die Ausländerbehörden hätten die Geflüchteten zwar eine Sicherstellung von Notfallbehandlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, nicht jedoch eine grundsätzliche, umfängliche Krankenversicherung und keine Arbeitserlaubnis, auch nicht für Mini-Jobs.

107 Männer, Frauen und Kinder leben in Übergangsheimen

Insgesamt seien zurzeit 107 Personen, davon acht Männer, 48 Frauen und 51 Kinder, in Übergangsheimen der Stadt untergebracht, so Dogan. Fünf Menschen lebten in der Bahnhofstraße, acht in der städtischen Wohnung in der Michaelsbergstraße und 94 am Schützenweg. Hinzu kämen 600 Geflüchtete aus anderen Ländern in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE).

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Wie viele Geflüchtete eine Kommune aufnehmen muss, wird nach dem Königssteiner Schlüssel errechnet. „Für Sankt Augustin sind das zurzeit 94 Personen“, erläuterte Dogan. Die Stadt liege also weit über dem, was sie leisten müsse. Wobei die ZUE als Landeseinrichtung mit 300 Personen beim Königssteiner Schlüssel für die Stadt angerechnet werde. 610 Menschen haben also in der Stadt offiziell Zuflucht nach diesen Vorgaben gefunden, mehr als das Sechsfache des Schlüssels.

Bürgermeister Leitterstorf sagte, er habe jetzt den Blick darauf, wie „die Dinge des täglichen Lebens“ für die Geflüchteten organisiert werden könnten. Dazu gehöre zum Beispiel die Eröffnung eines Girokontos, um die Unterstützungszahlungen der Stadt nicht mit einem Barscheck bezahlen zu müssen. Die Verwaltung leiste „wirklich gute Arbeit bis an die Grenzen der Belastung“, um der „Herausforderung dieses Themas“ gerecht zu werden, betonte Leitterstorf.