Das stand so nicht im Drehbuch: Mitten in der Jahresübung der Jugendfeuerwehr auf dem Sankt Augustiner Freibadgelände lösten die Alarmmelder der zahlreich anwesenden Feuerwehrleute aus. Ein Brand in einem neungeschossigen Gebäude in Menden mit Menschenleben in Gefahr machte sofortiges Handeln erforderlich – gleichzeitig war es das abrupte Ende der Übung, auf die sich der Feuerwehrnachwuchs intensiv vorbereitet hatte.

Bis dahin hatten gut einhundert Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr im Mittelpunkt gestanden. Gut 200 Angehörige und Freunde konnten erleben, wie sich der Parkplatz vor dem Schwimmbad binnen Minuten in ein Krisenzentrum verwandelte.

Jugendfeuerwehr ist eine wichtige Säule für Sankt Augustin

Für die Jahresübung hatte sich Mitorganisator und Jugendwart Daniel Brücken ein herausforderndes Szenario ausgedacht: Ein Spaziergänger bemerkt eine Verpuffung im technischen Bereich des Schwimmbads, bei der Chlorgas austritt. Auf dem Areal gibt es mehrere, teilweise lebensgefährlich Verletzte, die von Mitgliedern des Jugend-Rot-Kreuz gespielt wurden und die entsprechend furchteinflößend geschminkt waren.

Das Szenario ist durchaus realistisch, betonte Brücken: „Chlorgas führt zu Haut- und Atemwegsreizungen bis zur Bewusstlosigkeit, die Verpuffung kann Verbrennungen verursachen.“ Für die Jugendfeuerwehrleute im Alter zwischen 10 und 18 Jahren, die aus den zahlreich anrückenden Einsatzfahrzeugen strömten, galt es also keine Zeit zu verlieren.

Für eine Stadt wie Sankt Augustin, die sich bei Bränden und anderen Notfällen ganz auf Ehrenamtler verlässt, ist die Jugendfeuerwehr eine wichtige Säule: „Wir sind in einigen Ortsteilen sehr gut aufgestellt, aber natürlich können es immer mehr Mitglieder sein“, meinte Brücken: „Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, mitzumachen.“

Freiwillige Feuerwehr rückte mit weiten Teilen ihres Fuhrparks aus

Für den Nachwuchs ist die Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr, einschließlich der aufwendigen Ausrüstung, kostenlos. Erforderlich ist die Einwilligung der Eltern und das Okay des Hausarztes. Im Alter vom 16 Jahren kann die erste Prüfung abgelegt werden, anschließend dürfen die Nachwuchskräfte schon bei echten Einsätzen außerhalb des Gefahrenbereichs verwendet werden. Mädchen sind inzwischen stark vertreten. „Und es werden immer mehr“, freute sich Stadtjugendfeuerwehrwartin Katarzyna Kratz.

Um ihren Nachwuchs bei der Jahresübung etwas zu bieten, war die Freiwillige Feuerwehr mit weiten Teilen ihres Fuhrparks ausgerückt. So wurde das vermeintlich austretende Chlorgas mit dem Wasserstrahl vom Leiterwagen aus gebunden, gleichzeitig durchkämmten kleine Trupps die Technik- und Umkleideräume auf der Suche nach verletzten oder hilflosen Personen.

„Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen habe“, lobte Katarzyna Kratz. Wie fit die Augustiner Brandbekämpfer und ihr Nachwuchs sind, zeigte sich in dem Moment, in dem die Übung abgebrochen werden musste: Mit nur wenigen Handgriffen waren die Einsatzfahrzeuge wieder so hergerichtet, dass sie mit Blaulicht zum echten Einsatzort weiterfahren konnten.