Serie „Prima Klima“David Moretto wird Schritt für Schritt plastikfrei
- Die Umweltschäden durch weggeworfenes Plastik sind verheerend.
- David Moretto weiß das. Und tut etwas dagegen.
- Zusammen mit seiner Frau verzichtet er komplett auf Plastik. Das ist nicht einfach, aber machbar.
Sankt Augustin – Verschmutzte Meere, Kunststoffteppiche an Stränden – die Umweltschäden durch weggeworfenes Plastik sind verheerend. David Moretto will etwas dagegen tun: Mit seiner Frau versucht er seit drei Jahren, im Alltag auf Plastik zu verzichten.
Die Serie
Müll vermeiden, regional einkaufen, weniger Fleisch essen, aufs Fliegen verzichten – viele kleine Schritte sind nötig, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu drosseln. In unserer Serie „Prima Klima“ stellen wir Menschen und Initiativen vor, die sich um einen nachhaltigen Lebensstil bemühen.
Vor neun Jahren machten David Moretto und seine Frau eine Reise, die ihr Leben verändern sollte. Umweltschutz war für beide damals noch kein großes Thema gewesen. Sie wollten die Arktis sehen, „bevor sie kaputt ist“, erinnert sich Moretto.
„Ich habe einfach angefangen zu weinen“
Dann sah er das erste Mal einen Eisbären in der Wildnis. „Ich habe einfach angefangen zu weinen.“ Fortan wollten die beiden etwas aktiv gegen die Umweltzerstörung tun. Nur was?
In den ersten Jahren spendeten die Morettos Geld an Umweltorganisationen. Dann dachte David Moretto über die Grafiken nach, die er fürs Fernsehen machte – er arbeitet als Grafiker und „Concept Artist“ für Sendungen wie „Quarks und Co.“ oder „W wie Wissen“.
Es fing an mit dem neuen Futtertisch
„Immer wieder wurde in diesen Sendungen das Plastik in den Weltmeeren und unserem Trinkwasser gezeigt.“ Mit seiner Frau entschied er schließlich vor drei Jahren: Ab jetzt versuchen wir, so weit wie möglich auf Plastik zu verzichten.
Es fing mit dem neuen Futtertisch für die Katzen an. Moretto kaufte nicht einfach einen aus Kunststoff, er baute ihn selbst: aus Holz. Es folgten Ständer für den Tablet-Computer, Regale für Getränkekisten und Badewannenablagen.
Moretto verkauft ökologische Produkte
Inzwischen betreibt Moretto den Online-Shop „Polartraum“, über den er ökologische Produkte verkauft. Alles selbst gemacht, vor allem aus Holz, in jedem Fall ohne Plastik.
Wenn Moretto heute etwas Neues kauft, schaut er sich genau an, ob Plastik drin ist. Das ist häufiger der Fall, als man denkt. Vor einiger Zeit wollte er zum Beispiel sein Haus streichen. „Ich habe überall in Baumärkten nach Farbe gefragt, die kein Plastik enthält. So etwas gab es nirgendwo in der Region.“ Erst nach mehreren Wochen Suche fand er welche bei einem Spezialhersteller.
Plastikfreie Produkte oft deutlich teurer
Plastikfreie Produkte zu finden, braucht Zeit – und sie sind oft teuer. Morettos Bürostuhl aus Holz hat ihn rund 100 Euro mehr gekostet als ein vergleichbarer Stuhl aus Plastik. Lebensmittel kauft er in Bioläden, wo er sie unverpackt bekommt.
Alte Dinge wegzuschmeißen, sagt Moretto, ist sinnlos, das Plastik ist ja schon eingebaut. „Ich schmeiße zum Beispiel keine alten Rucksäcke weg, nur weil sie Plastik enthalten.“ Bei manchen Produkten gibt es auch gar keine Alternative.
Verzicht wird nicht zur Stilfrage
„Zuhause bei mir fliegt auch Plastik rum, das lässt sich bei Handys, Computern und generell bei Technik nicht vermeiden.“ Zur Stilfrage wird der Verzicht nicht: Moretto trägt einen schicken Kapuzenpullover, Stoffschuhe und eine Jeans aus Baumwolle – „alles frei von Plastik“.
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Seit einigen Jahren hält Moretto in der Region Vorträge und gibt Kurse zu Themen wie Bio-Ernährung, die ihn privat interessieren. Vor vielen Menschen zu sprechen, liege ihm eigentlich nicht, sagt Moretto. „Das bin nicht ich.“ Aber er wird einfach immer wieder gefragt. „Alleine wäre ich nie darauf gekommen, so etwas zu machen.“
Vortrag in der Stadtbücherei
Obwohl das Thema Plastik eine so große Rolle in seinem Leben spielt, spricht er in diesem Jahr zum ersten Mal öffentlich darüber: In der Stadtbücherei von Sankt Augustin hält David Moretto einen Vortrag zum plastikfreien Leben. „Ich will den Menschen nicht sagen, was sie zu tun haben, das war immer eher eine Sache für mich selbst.“
Er ist schon zufrieden, wenn er nur einen seiner Zuhörer zum Nachdenken anregt. Auch als Experte will er nicht bezeichnet werden. „Meine Informationen hole ich mir über die Medien und werde dabei genauso häufig überrascht wie jeder andere auch.“
Erdöl für eine einzige Plastikverpackung
Als er vor dem Publikum steht, ist zu spüren, wie ernst David Moretto das Thema nimmt: Bildstark erzählt er den Zuhörern von seinen Reisen und davon, dass nur 30 Prozent des Plastiks in Deutschland recycelt werden.
Er hält eine kleine Ampulle Erdöl in die Höhe. Daraus kann man eine einzige Plastikverpackung herstellen. Oder Benzin für eine Fahrt von Sankt Augustin bis Dortmund. Moretto hat viele Grafiken dabei, um komplizierte Themen einfacher darzustellen. Genauso aufwendig wie die, die er fürs Fernsehen macht.
Plastikfreie Alternativen wecken großes Interesse
Das Thema Plastik ist aktuell wie nie, rund 70 Menschen kommen an diesem Abend in die Stadtbücherei von Sankt Augustin . Ein großer Teil des Publikums scheint sich selbst schon länger mit dem Thema beschäftigt zu haben. Die Leute stellen Fragen, diskutieren angeregt.
Besonders die plastikfreien Alternativen, die David Moretto vorstellt, wecken großes Interesse: Gartenschläuche aus Kautschuk oder Tüten aus Maisstärke zum Beispiel.
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David Moretto selbst hat am Ende nur einen Wunsch: Er hoffe, dass sich etwas verändert, sagt er. „Denn wenn wir alle auf Plastik verzichten, werden auch die Hersteller etwas ändern.“
Drei Tipps zum Umgang mit Plastik
1. Aufs Material achten: Kaufen Sie keine Kleidung aus Polyester und anderen Kunstfasern, sondern vor allem aus Naturmaterialien wie Baumwolle. Die gibt es fast überall.
2. Zeit nehmen: Ist das wirklich schon das umweltschonendste Produkt? Suchen Sie bei jedem Produkt nach Alternativen, die weniger Plastik enthalten. Dann heißt es vergleichen, vergleichen, vergleichen.
3. Verzichten: Verpackungen sind der Plastik-Umweltsünder Nummer eins. Für Plastiktüten, Geschenkpapier und anderes Verpackungsmaterial existieren zahlreiche Alternativen. Tüten etwa gibt es auch aus Maisstärke und natürlich aus Papier.