Weil die Küken vom schmalen Giebelbalken oft in den Tod stürzten, installierten Vogelschützer in Hangelar eine sichere Nisthilfe aus Holz.
Oft in den Tod gestürztFeuerwehr bringt mit Drehleiter Nisthilfe für Falken an Sankt Augustiner Haus an
Stolze Besitzer eines nigelnagelneuen Ein-Zimmer-Apartments ist seit wenigen Tagen ein Turmfalkenpärchen in Sankt Augustin. Dafür rückten sogar die Feuerwehr samt Drehleiterfahrzeug und ein Fahrzeug der Bauhof-Schreinerei an. Seit etwa sechs Jahren nutzen die Vögel den Giebelbalken der Doppelhaushälfte von Familie Jünke aus Hangelar zum Brüten.
Aus dem Fenster in seinem Arbeitszimmer kann Holger Jünke die wendigen Flieger oft beobachten, und er hat zahlreiche Brutversuche verfolgt. Weil die Tiere jedoch nach dem Schlüpfen auf dem schmalen Balken keinen ausreichenden Halt fanden, stürzten nicht selten Küken in den Tod – andere hatten Glück, fielen in die eigens aufgestellte weiche Wanne und konnten gerettet werden. Von dort aus übergab sie die Familie in die Obhut der Bergischen Greifvogelhilfe nach Rösrath.
Neue Nisthilfe für Turmfalken: Einsatz in acht Metern Höhe
Als das städtische Büro für Natur- und Umweltschutz von dieser misslichen Situation am Niststandort erfuhr, wurde nach Lösungen für die Situation gesucht. So kam es also, dass vor der Doppelhaushälfte von Familie Jünke schweres Gerät aufgefahren wurde.
Mit einem Feuerwehrmann bestieg Ralf Cholewa aus Troisdorf, der seit vielen Jahren ehrenamtlich im Greifvogel- und Eulenschutz aktiv ist, den kleinen Korb der Drehleiter. Im Gepäck hatten die beiden eine Turmfalken-Nisthilfe aus Holz. In etwa acht Metern Höhe schraubten sie den Nistkasten fest und versperrten der Vogelfamilie auch den unmittelbar darüber liegenden, ungeeigneten Nistplatz mit einem Brett.
Biologin lobt Hilfsbereitschaft von Hangelarer Familie
„Dass Turmfalken an Häusern brüten, ist nichts Ungewöhnliches“, erklärte Birgit Dannefelser vom städtischen Umweltbüro, die die Aktion koordinierte. „In der Natur geben sich die Vögel mit Felsnischen zufrieden. Als Kulturfolger nutzen sie nicht nur Türme – wie ihr Name andeutet –, sondern auch Nischen an Gebäuden.“
In Hangelar sind gleich zwei derartige Standorte bekannt, einen weiteren gibt es in Menden. Die Hangelarer Heide biete den Vögeln das ideale Nahrungsterrain, sagte Dannefelser. „Die Toleranz und die Hilfsbereitschaft, die die Familie ihren gefiederten Untermietern entgegenbringt, ist keinesfalls selbstverständlich“, lobt die Biologin. Vögel würden bisweilen vertrieben und Nester entfernt. Nun wird beobachtet, wie die Turmfalken die neue, sichere Nisthilfe annehmen.