Kloster in Sankt AugustinSteyler Missionare stellen ihre Arbeit vor
Sankt Augustin – Nachdem sich der Orden der Steyler 1913 in Hangelar angesiedelt hatten, wurden vor hier aus Missionare in die ganze Welt geschickt. Inzwischen missionieren die Patres aber auch vor der eigenen Haustüre.
„Es stimmt, Deutschland ist Missionsgebiet geworden“, sagte Ordenssprecherin Sabine Brockmann beim „Tag der offenen Klöster“ am Samstag. Angesichts des Priestermangels sind vielerorts Steyler Ordensleute in die Gemeindearbeit eingebunden, dazu kommen Projekte wie die Arbeit mit ehemaligen Strafgefangenen oder der Betrieb von Suppenküchen. „Missionsarbeit wandelt sich eben ständig. Das genau macht das Wesen der Aufgabe für die Steyler aus“, so Brockmann.
Unter dem Motto „Gut. Wir sind da“ hatten zum zweiten Mal Klöster in ganz Deutschland ihre Türen geöffnet.
90 Ordensmitglieder leben derzeit dauerhaft an der Arnold-Janssen-Straße, 150 weitere studieren hier. Mit dem vom Vatikan verordneten Ende des Magisterstudiengangs Theologie steht die ordenseigene Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) vor einer Neuausrichtung.
Kleine Gemeinschaft
Von Krisenstimmung war beim Tag der Offenen Tür dennoch nichts zu spüren: Im Laubengang am Klostergarten roch es nach frischgebackenen Waffeln, Jungen und Mädchen lachten beim Kinderschminken.
Führungen und Schautafeln illustrierten die vielfältigen Aktivitäten des Missionsordens, in den Seminarräumen diskutierten die Patres mit Besuchern darüber, was mönchisches Leben heute bedeutet: „Wir Steyler haben zwar nur 6000 Mitglieder. Aber es ist ein wunderbares Gefühl, Teil dieser kleinen Gemeinschaft zu sein“, beschrieb es einer der Referenten.
Steyler betreiben angesehene Forschungsinstitute
Weniger bekannt ist, dass die Steyler neben ihrer Deutschlandzentrale in Sankt Augustin mit dem Missionswissenschaftlichen Institut, dem Anthropos Institut und der auf China spezialisierten Monumenta Serica drei Forschungseinrichtungen betreiben, die weltweit hohes Ansehen genießen.
Ein Geheimtipp ist auch das ordenseigene Völkerkundemuseum auf dem Klostergelände. Hier werden die Artefakte wissenschaftlich ausgewertet und ausgestellt, die die Mönche von ihren Auslandseinsätzen mitbringen. Jeden ersten Sonntag im Monat zwischen 10.30 und 17 Uhr ist die gut 3500 Exponate umfassende Sammlung auch öffentlich zugänglich.
Nachwuchsprobleme
Während es in den klassischen Missionsgebieten Afrika, Südamerika und Südostasien stabile Bewerberzahlen für die Ordensberufe gibt, tun sich die Steyler wie die anderen Orden mit der Nachwuchsgewinnung in Deutschland schwer: „Wir müssen da neue Wege gehen“, räumte Sabine Brockmann ein.
Eine Initiative heißt „Missionar auf Zeit“ (MaZ), bei der junge Menschen als Freiwillige ein Jahr lang in einem Missionsprojekt mitarbeiten: „Die Einsätze werden sehr sorgfältig vor- und nachbereitet“, erläuterte Brockmann, natürlich mit der Hoffnung, dass sich manche Teilnehmer anschließend für ein Noviziat entscheiden. Eine Erwartung, die immer wieder tatsächlich erfüllt wird, wie sich auch beim Tag der offenen Türe zeigte.
Gleichzeitig diente die Veranstaltung als eine Art Generalprobe für das im Juni 2019 geplante große Klosterfest, zu dem 10 000 Besucher erwartet werden. Hierfür suchen die Steyler Missionare noch ehrenamtliche Helfer.