Robert Dohmen hat seinen Betrieb geschlossen. Mit der Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz verlor er die Hoffnung, den Laden retten zu können.
GastronomieMehrwertsteuererhöhung war „Genickbruch“ für Eierkuchen-Manufaktur in Sankt Augustin
Auch vier Tage nach der Schließung seiner Eierkuchen-Manufaktur merkt man Robert Dohmen deutlich an, wie schwer ihm der Entschluss gefallen sein muss: Am Abend des 30. Dezember hatte er den Betrieb abgeschlossen – für immer. „Der letzte Tag war extrem schlimm“, erinnert sich der 47-Jährige. Viele Stammgäste seien ihm bis zum Schluss treu geblieben, hätten sogar Blumen vorbeigebracht. Dohmen hatte das Lokal erst 2019 eröffnet, bis zur Schließung war es ihm aber nicht gelungen, finanziell über die Runden zu kommen.
„Wir waren nach der Übernahme des Ladens so stolz, dann ging es aber sofort in den Krisenmodus“, sagt der Gastronom, der auch heute noch von dem Konzept der Eierkuchen-Manufaktur überzeugt ist. Die Räumlichkeiten, die Kreationen und der überschaubare Wareneinsatz – alles habe gepasst. „Die Pandemie und die damit verbunden Schließungen, konnten wir mit Staatshilfen noch überbrücken, dann haben uns die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise aber schwer getroffen“, berichtet Dohmen und gibt einen Einblick in seine Kalkulation.
Sankt Augustiner Gastronom lebte zuletzt vom Ersparten
Demnach seien die Energiekosten von 1029 auf über 3100 Euro gestiegen. Die Eierpreise seien um mehr als 200 Prozent in die Höhe geschnellt, die Kosten für Milch um 25 Prozent gestiegen. „Da sind Preise entstanden, die einfach nicht mehr funktionieren“, bilanziert der ehemalige Geschäftsführer des Siegburger Brauhauses. Um das aufzufangen, hätte er die Preise in der Eierkuchen-Manufaktur deutlich anheben müssen. „Das hätte niemand bezahlt, die Leute hätten mich für bekloppt erklärt“, sagt Dohmen. „Wenn ich rückblickend ganz ehrlich zu mir selbst bin, hätten wir schon vor zwei Jahren die Reißleine ziehen sollen.“
Zwei weitere Ableger der Eierkuchen-Manufaktur in Bonn-Endenich und Spich, die er gemeinsam mit der Filiale an der Bonner Straße in einer GmbH führte, schloss Dohmen schon früher. An „sein Baby“, die Filiale im historischen Lindenhof in Sankt Augustin, glaubte der Steuerfachgehilfe bis zuletzt.
In den letzten Monaten schmiss er den Laden mit einer Rumpfmannschaft, nur der Koch und eine Küchenhilfe waren ihm treu geblieben. Das hinterließ mehr und mehr seine Spuren: „Alles wurde ein bisschen realitätsfern, ich hatte kaum noch Zeit für meinen zehnjährigen Sohn, bekam gesundheitliche Probleme“, sagt der 47-Jährige. Geld habe er sich nicht mehr auszahlen können, lebte vom Ersparten.
Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer brach Gastronom „das Genick“
„Der Genickbruch“, so beschreibt es der Gastronom, sei für ihn die Entscheidung zur Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz gewesen. Bis zuletzt habe er gehofft, dass die Regierung einlenken und die Mehrwertsteuer bei sieben Prozent belassen würde, entwickelte sogar noch ein neues Speisenkonzept. Als schließlich die Absage kam, habe seine Entscheidung fest gestanden: „Es gibt einen Punkt, an dem es für jeden Gastronomen unattraktiv wird – der ist für mich endgültig erreicht“, sagt Dohmen.
Der Gastronom erwartet eine Pleitewelle in der Gastronomie, „die Deutschland so noch nie erlebt hat.“ Das Ausgehverhalten der Leute habe sich verändert, die Preise für Energie, Personal und Lebensmittel gestiegen. „Jeder soll Geld verdienen, aber wer soll das denn mit den 19 Prozent Mehrwertsteuer noch stemmen?“, fragt der 47-Jährige resigniert.
In den kommenden Monaten will sich Robert Dohmen erstmal um seine Gesundheit und die Familie kümmern. Seinen Traum vom eigenen Gastronomiebetrieb will er aber trotz aller schmerzlichen Rückschläge noch nicht aufgeben: „Ich bleibe in Lauerstellung.“