Schülerinnen und Schüler am Rhein-Sieg-Gymnasium verhandelten die Ziele des Pariser Klimaabkommens in einer Aktionswoche.
„Ihr seid jetzt Delegierte!“Was die simulierte Klimakonferenz in Sankt Augustin bringt
![Ein Mann steht neben einer Präsentation vor jungen Menschen.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/661c710c-51ff-4a2a-b4d8-61b4044f9aa3.jpeg?q=75&q=70&rect=0,357,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=6bab5cffff3fbe0bdabb041c5879be13)
Innerhalb der Aktionswoche am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin wurde eine Klimakonferenz simuliert. Moderator Stefan Simonis spielte den UN-Generalsekretär
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Meinungsstark und kompromissbereit sein und dabei einen kühlen Kopf bewahren: Bei den Schülern der neunten Klasse ist an diesem Tag Verhandlungsgeschick gefragt. Innerhalb der Aktionswoche am Rhein-Sieg-Gymnasium wird eine Klimakonferenz simuliert, in der sich alle so einigen sollen, dass am Ende die Ziele des Pariser Klimaabkommens eingehalten werden.
Moderator Stefan Simonis vom Verein Multivision aus Hamburg erklärt zunächst die Grundproblematik: Je mehr Treibhausgase, desto wärmer wird die Erde. Die Folge sind schmelzende Gletscher und Extremwetterereignisse. Soweit ist alles klar, das haben die Schüler schon im Erdkundeunterricht gelernt. „In einer Simulation bleibt das Gelernte nochmal viel besser hängen, als wenn man das rein akademisch behandelt“, erläutert Schulleiterin Birgit Fels, die sich als Fan von Simulationsspielen zur politischen Bildung bekennt.
„Am Ende betrifft euch die Klimaproblematik alle im Alltag“, appelliert Simonis an die Schüler, bevor er den lässigen Hoodie abstreift und sich in den UN-Generalsekretär verwandelt, mit Hemd und Sakko gekleidet. Seine Botschaft an die Schüler: „Ihr seid jetzt Delegierte!“ In fünf Delegationen eingeteilt wird verhandelt: China, Indien, Entwicklungsländer, die Europäische Union (EU) und weitere Industrieländer, darunter Russland und Australien.
Sankt Augustin: Schüler versetzen sich in Delegierte
Es braucht ein bisschen, bis die Schüler in Fahrt kommen. Die EU möchte etwa eine nachhaltige Energieversorgung fördern und gleichzeitig die Wirtschaft pushen. Auch Indien will wirtschaftlich aufsteigen, bedauert aber den hohen Anteil an Kohleverstromung. „Wir fordern kein Geld, sondern Zeit für die Energiewende“, heißt es aus der Delegation.
Aus den Entwicklungsländern ist schon eher die Forderung nach Geld zu hören. Sie wollen auf fossile Energieträger setzen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Üppiges Bäumepflanzen soll den Schaden am Klima ausgleichen.
Die EU zeigt sich hilfsbereit. „Wir haben Geld, ihr braucht Geld, das ist doch das Schöne“, findet Mina (14). Sie möchte die finanzielle Unterstützung aber an Bedingungen knüpfen: Keine fossilen, sondern erneuerbare Energien sollen gefördert werden. „Ihr sollt unsere Wirtschaft ankurbeln und profitiert dann von unseren Exporten“, bietet ein Delegierter aus den Entwicklungsländern an. Die Aushandlung der Details wird in die nächste Runde vertagt.
![Innerhalb der Aktionswoche am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin wurde eine Klimakonferenz simuliert. Mina verhandelt für die EU.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/6be15c1d-9d1d-463b-9105-88eb03df34b3.jpeg?q=75&q=70&rect=0,209,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=2dd18d3c0aae1e33e10d0ebc7ade4d13)
Innerhalb der Aktionswoche am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin wurde eine Klimakonferenz simuliert. Mina verhandelt für die EU.
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Die Delegationen müssen nach jeder Verhandlungsrunde Zahlen vorlegen. Etwa ab welchem Jahr sie Emissionen reduzieren wollen, wie viel abgeholzt werden soll oder wie viel sie in den Klimaschutzfonds einzahlen wollen. Der soll am Ende mindestens 100 Milliarden Euro umfassen.
Herausforderungen durch Klimakrise werden deutlich
Nach der ersten Runde stehen die fiktiven Vereinten Nationen recht blass da: Die Rechnung ergibt eine globale Erwärmung von plus 2,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Deutlich unter zwei Grad ist das Ziel. Es wird fleißig weiter verhandelt. „So langsam hat sie der Ehrgeiz gepackt, die Temperatur runterzubringen“, beobachtet Simonis.
Die EU-Delegation streitet heftig darüber, wie viel Geld sie zum Fonds beisteuern möchten. Immerhin haben die Entwicklungsländer mittlerweile angekündigt, 70 Milliarden Euro aus dem Topf beziehen zu wollen.
Die Industrieländer haben derweil scheinbar gute Handelsbeziehungen zu China aufbauen können. „China liefert uns Solarpanels, und wir bauen die in Entwicklungsländern auf“, gibt ein Delegierter bekannt. „Das klingt nicht nur nach einem guten Klimaprogramm, sondern auch nach einem guten Wirtschaftsdeal“, meint Simonis in seiner Rolle als UN-Generalsekretär. Die Bilanz der zweiten Runde: nur noch ein Plus von 2,1 Grad.
Leider scheitert die Konferenz aber nach Runde drei ausgerechnet an den Entwicklungsländern. Hätten sie nicht ihren geplanten Emissionsrückgang 15 Jahre nach hinten verschoben, wäre das Ziel mit plus 1,9 Grad erreicht worden. So sind es 2,2 Grad. Eine kleine Enttäuschung, der Lerneffekt dürfte aber umso größer sein. Die Schüler lernen, dass die Klimakrise ungeahnte Herausforderungen mit sich bringt, vor allem für die Weltpolitik.