Schlangen im Rhein-Sieg-KreisScheue Tiere mit Schauspieltalent

Ringelnatter, fotografiert von Benny Trapp
Copyright: Benny Trapp Lizenz
Rhein-Sieg-Kreis – Wohl kaum eine heimische Tierart ruft bei den Menschen so viele Ängste hervor wie die Schlange. Kommt es zu einer überraschenden Begegnung, schrillen oft bei der Feuerwehr die Telefone: Schlangenalarm! Mehrfach in diesem Sommer mussten Feuerwehrleute im Kreis ausrücken, um aufgeregte Anrufer zu beruhigen und verirrten Tieren zu helfen. In der Regel sind es Ringelnattern. Was nicht ausschließt, dass auch mal ein Exot den Weg in die Freiheit gefunden hat. Das Unwissen über diese Reptilien führt leicht zu Missverständnissen. Zum Beispiel meldete ein Anrufer in Ruppichteroth, "eine große, grüne Schlange" sei in seinem Garten. Beim Einsatz der Feuerwehr entpuppte sich die vermeintliche Gefahr als harmlose Ringelnatter.
Sechs Arten in Deutschland
In Deutschland kommen sechs Arten von Schlangen natürlich vor, vier ungiftige Nattern- und zwei giftige Vipernarten. Dazu gehören die Äskulap-, Würfel-, Schling- und Ringelnatter sowie die Kreuzotter und die Aspisviper, die nur im Südschwarzwald lebt.
Im Rhein-Sieg-Kreis sind die Ringel- und die Schlingnatter am häufigsten anzutreffen. Und natürlich gibt es auch noch die Blindschleiche, die oft mit Schlangen verwechselt wird, aber in Wirklichkeit eine Echse ist und völlig harmlos.
Die Ringelnatter hat ihre typischen Lebensräume entlang der Bäche und Flüsse. Aber auch an Teichen und sumpfigen Wiesen oder in naturbelassenen Gärten ist sie anzutreffen. Es sind tagaktive Tiere, die sich gerne sonnen, um die Körpertemperatur zu regulieren. Im Winter suchen sie Ruheplätze auf, wie Totholzhaufen oder Erdlöcher. Ihre Paarungszeit beginnt Ende April und die Eier werden im Sommer abgelegt: Da kann auch mal ein Nest im Komposthaufen liegen. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Fröschen, Kröten, Molchen und Fischen. Die Männchen werden bis zu 75 Zentimeter, die Weibchen knapp über einen Meter lang. Ringelnattern sind sehr scheue Tiere. Ist eine Flucht nicht möglich, versuchen sie durch Aufblähen ihres Körpers Feinde zu erschrecken und entwickeln beachtliche schauspielerische Fähigkeiten. Zischen und Scheinbisse gehören auch zum Abwehrverhalten. Oder aber sie stellt sich tot und sieht dabei schlaff und leblos aus. Wer sie anfasst und festhält, muss mit einer weiteren Reaktion rechnen. In dieser Situation sondert sie ein übel riechendes Sekret aus einer Drüse ab.
Für den Menschen sind sie ungefährlich und beißen nicht. Ringelnattern sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt und dürfen nicht gefangen, verletzt oder gar getötet werden. Durch den weitgehenden Verlust ihrer natürlichen Lebensräume gilt die Art als gefährdet.
Die Schlingnatter erreicht Längen von 60 bis 75 Zentimetern. Zu ihren Lebensräumen zählen Hochmoore, lichte Kiefernwälder, Heidegebiete, Blockschutthalden und sonnenexponierte Hanglagen entlang von Flüssen und Bächen. Sie kommt auch in Weinbergen, Steinbrüchen, an Bahndämmen oder naturnahen Gärten vor. Sie ist die in Europa am weitesten verbreitete Art und führt eine sehr versteckte Lebensweise.
Weil ihre Lebensräume auch immer seltener werden, wird die Schlingnatter als in ihrem Bestand gefährdet eingestuft. Laut der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gilt sie als streng geschützte Art. Sie darf weder getötet noch an ihren Fortpflanzungs- und Ruhestätten gestört werden. Die Schlingnatter ist für den Menschen völlig harmlos.
Die giftige Kreuzotter ist zur Unterscheidung mit der ähnlichen Schlingnatter gut am "grimmigen Gesichtsausdruck" und ihren senkrecht geschlitzten Pupillen zu erkennen. Sie ist die seltenste Schlangenart in Nordrhein-Westfalen und lebt nur im Tiefland. Typischerweise bewohnen Kreuzottern Wald-Heide-Moor-Komplexe im Münsterland südlich bis zur Lippe sowie das nördliche Mindener Flachland und die Diepholzer Moorniederung.
Gedrungener Körperbau
Auch die Kreuzotter ist in ihrem Bestand gefährdet und unterliegt dem strengen Schutz. Sie hat ein X- oder V-förmiges Abzeichen auf dem Kopf, ein Zickzackband auf dem Rücken sowie Längsstreifen an den Kopfseiten. Variabel ist die Grundfarbe: Sie reicht von fast silbern bis grau, von gelb bis braun oder von rot bis kupferfarben. Manche sind komplett schwarz. Auch an ihrem gedrungenen Körperbau, ihrem kurzen Schwanz, dem abgesetzten Kopf und den senkrechten Pupillen sind Kreuzottern zu erkennen. Ausgewachsen sind sie 50 bis 80 Zentimeter lang.