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SiegburgGastronomen lassen in historischen Gebäuden neue Zeiten anbrechen

Lesezeit 4 Minuten

Nach langen Jahren des Leerstands im Nordbahnhof stehen Robert (links) und Alexander Rossa vor der Eröffnung ihres Restaurants.

Siegburg – Zum Fass, Felders, das sind Namen, die ob ihrer langen Geschichte einen Klang in der Kreisstadt haben – und entsprechend genau schauen die Siegburger hin, wenn sich hinter den alten Mauern Neues tut. Das gilt auch für das Gebäude des alten Nordbahnhofs an der ehemaligen Trasse nach Lohmar, wo dieser Tage auf Hochtouren für die bevorstehende Eröffnung hingearbeitet wird. Wir sahen uns um.

Nordbahnhof

1984 wurde der Nordbahnhof als Baudenkmal eingetragen. Entsprechend behutsam wird beim Umbau in ein Restaurant vorgegangen.

Vor gut zehn Jahren bereits war die Rede davon, dass ein Lokal in der alten denkmalgeschützten Station eröffnet. Seit kurzem gibt es sichtbare Ergebnisse: Pächter Robert Rossa und sein Küchenchef und Schwager Alexander Rossa sind mit den letzen Arbeiten in ihrem neuen Restaurant beschäftigt. In der Küche warten Edelstahlgeräte auf den Anschluss, im Gastraum herrscht bereits elegant-gediegene Atmosphäre: Auf einem Parkettboden aus heller Eiche sind Tische mit umgekehrt darauf gesetzten Stühlen platziert. Die alte denkmalgeschützte Architektur kommt mit Sprossenfenstern und hohen Türen bestens zur Geltung.

„In wenigen Wochen“ steht Robert Rossa zufolge die Eröffnung bevor. Bis dahin muss unter anderem noch eine neue Treppe in den Keller hinunter gebaut werden. Platz ist für rund 80 Gäste an den À-la-carte-Tischen, hinzu kommen gemütliche Sofas und Sessel in einer Lounge und die Plätze an der Theke, hinter der Robert Rossa Cocktails auf der Höhe der Kunst zubereiten und „Barkultur“ erlebbar machen will, ohne dass man dafür nach Köln oder Bonn fahren muss. Noch einmal 80 Plätze wird die Außengastronomie bieten. Cross-over-Küche plant Alexander Rossa für seine Karte, die im Monatswechsel Neues bieten soll: Je nach Saison kann Spargel oder Wild darauf Platz finden, deftiger Grünkohl, echtes Wiener Schnitzel vom Kalb oder auch selbstgemachte Tortellini.

Aus Kaisers Zeiten

1883/84 wurde die Aggertalbahn in Betrieb genommen und bekam 1887 einen eigenen Bahnhof im Norden der Stadt. Zuvor gab es an dieser Stelle den Haltepunkt Driesch, der aber wenig repräsentativ war. 1907 wurde umgebaut und das Gebäude an der Kronprinzenstraße mit klassizistischen Gestaltungselementen versehen.

1893 begrüßte Ferdinand Becker seine ersten Gäste im Lokal Zum Faß an der Luisenstraße und machte im Veedel durch das beste Essen, die „größten Portionen und das frischeste Bier“ von sich reden. Die Nachfrage war groß, denn fast zeitgleich eröffnete die nahe gelegene Munitionsfabrik.

1896 wurde das Hotel Felder an der Wilhelmstraße in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs eröffnet. Mit seinem markanten Zwiebelturm und dem Spiegelsaal galt es schnell als eine der feinsten Adressen in der Kreisstadt galt. Bis in die 60er-Jahre wurde es als Hotel geführt.

(Quellen: Siegburger Blätter, Nr. 56 August 2016, Kreuz und quer durch Siegburg, 2005)

Zum Fass

Im September 2017 übernahm Nicole Wientzek das Lokal Zum Faß.

Traditionskneipe ist kein schlechter Begriff für das schmucke Eckhaus an der Luisenstraße Nummer 1, in dem Pächterin Nicole Wientzek stolz auf mehr als 125 Jahre kontinuierliche Gastronomie ist. Im September vergangenen Jahres übernahm sie das Lokal, das sie sich Monate zuvor genau angesehen hatte: Sie besuchte einen Jazzabend und war von Stimmung und Atmosphäre sofort begeistert.

125 Jahre Kneipengeschichte: das Lokal Zum Faß

„Einfach urig“, sei das Faß, in dem sie auf eine bodenständige Küche mit feinen und internationalen Akzenten setzt. So finden sich auf der viermal im Jahr wechselnden Karte ein Wildragout mit Tagliatelle oder Feldsalat mit Gänseleber, Kürbiskernen und einer Vinaigrette vom Kürbiskernöl ebenso oder ein echtes Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurken-Salat. Einen etablierten Reibekuchentag hat die 29-Jährige, die auf neun Jahre Gastronomie-Erfahrung in Berlin zurückblicken kann, beibehalten.

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Felders/Cofi Loco

Eine Kaffee-Rösterei mit Café zieht ins ehemalige Hotel Felder.

Im Felders an der Wilhelmstraße brechen neue Zeiten an. Betreiber Sven Trautwein, der in Bahnhofsnähe auf moderne Küche mit mediterranem Akzent setzte, schloss unlängst, aus „privaten Gründen“, wie er selbst sagt. Allerdings will er schon zum 1. Februar sein nächstes Projekt eröffnen, im Winzerhäuschen unterhalb des Drachenfelsen in Königswinter.

Uwe Prommer im Spiegelsaal des Felders an der Wilhelmstraße

Für das Felders hat Uwe Prommer (52), der Anfang der 90er Jahre in Siegburg das Poco Loco und das Poco Latino gründete, ein ganz neues Konzept: Er will dort eine Kaffeerösterei für seine aus Indonesien und Mexiko importierten Spezialitäten etablieren und seinen Kunden mit einem Café auch die Möglichkeiten bieten, verschiedenste Zubereitungsarten zu kosten: Kaffee aus der Espressomaschine etwa, mit Pads, als Filtercafé oder mit dem derzeit besonders angesagten Aeropress-Verfahren.

Dazu zieht er mit seiner Firma Cofi Loco, die auch Kleinröstereien nebst Zubehör für die Gastronomie anbietet, von Hennef in die Kreisstadt. Den legendären Spiegelsaal will der Unternehmer für Veranstaltungen zugänglich machen. Prommer will nach den Karnevalstagen eröffnen.