Bis 1. Mai im Stadtmuseum SiegburgHeike Negenborn zeigt imposante Wolkenbilder
Siegburg – Heike Negenborn liebt Wolken, ganz besonders den Cumulus, die Bilderbuchwolke. Die flüchtigen Gebilde aus Wasser und Luft sind das dominierenden Sujet auf den Bildern der rheinland-pfälzischen Malerin.
Über einer flachen oder sanft hügeligen Landschaft mit niedrigem Horizont spannt sich ein weiter Himmel, durchzogen von markanten Wolkenballungen. Das Szenario erinnert an die niederländische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts.
In Washington, Texas und Mainz studiert
Zumindest auf den ersten Blick wecken Heike Negenborns Bilder, die im Stadtmuseum Siegburg zu sehen sind, solche Assoziationen. Tatsächlich ist die Künstlerin (Jahrgang 1964), die in Washington, Texas und Mainz studierte, tief in die Kunstgeschichte eingetaucht – auch in die Renaissance, die sich erstmals die Welt in ihrer räumlichen Tiefe und ihrem Volumen mit Hilfe von Gitterstrukturen zeichnerisch erschloss.
Nach diesem historischen Vorbild konstruiert Negenborn ihre Gemälde, indem sie die Landschaft durch ein Netz exakt gezogener Linien vermisst. Das bleibt in ihrer Malerei oft sichtbar, wird zunehmend ersetzt durch digitale verpixelte Raster. Sie blitzen zwischen Farbschichten hervor, überlagern sie zuweilen sogar und durchbrechen so die landschaftliche Illusion.
Historischer Bezug zu den unentdeckten Gebieten
„Terra Cognita“ hat Museumsleiterin Dr. Gundula Caspary diese Schau betitelt, die schon 2020 geplant war und im letzten Moment wegen der Corona-Pandemie verschoben wurde. Das Motto spielt an auf den historischen Begriff „Terra Incognita“, der auf alten Karten unentdeckte Gebiete markierte.
Heike Negenborn dagegen kartographiert, zeichnet und malt bekannte Kulturlandschaften – das pfälzische Weinbaugebiet beginnt vor ihrer Haustür in Windesheim.
Dennoch vermittelt sie stets von einem erhöhten Standpunkt aus den Eindruck einer menschenleeren, unberührten Weite. Bäume, Felsformationen oder Rebstöcke sind minuziös erfasst. Überhöht werden sie vom Wolkenhimmel, in der Kunsttradition Sinnbild für eine transzendente Dimension.
Letztere peilt Heike Negenborn aber keineswegs an. „Mir geht es um die pure Malerei“, sagt die Künstlerin, die von einer künstlerischen „Erleuchtung“ spricht bei einer Exkursion 1987 nach Südfrankreich. Auf einer Hochebene habe sie sich in diese Landschaft verliebt.
So realistisch wie kolorierte Fotografien
Das Fotografieren, Skizzieren, Zeichnen und Malen im Freien gehört seitdem zu ihrem Alltag. Oft sucht Heike Negenborn sehr lange, bis sie ein passendes Motiv gefunden hat, das sich dafür eignet, das Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit zu erzeugen.
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Ihre Bilder wirken manchmal so realistisch wie kolorierte Fotografien, wäre da nicht die gezeichnete Struktur, die einer vollkommenen Illusion im Wege steht. Noch stärker abstrahiert wirkt die jüngst entstandene Werkgruppe „Net-Scapes“, große Formate in Schwarz-Weiß und Grautönen, in denen Wolkentürme die Landschaft geradezu überborden.
Vernissage ist am Sonntag, 20. März, um 11.30 Uhr. Die Ausstellung ist zu sehen bis 1. Mai, dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonntags bis 18 Uhr.