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„Barbaras Rhabarber-Bar“Bodo Wartke begeistert im ausverkauften Rhein-Sieg-Forum in Siegburg

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann in rotem Anzug sitzt am Klavier.

Am Klavier lieferte Bodo Wartke humorige Spitzen gegen Gesellschaft und Donald Trump.

Der 47-Jährige präsentierte auch seinen Zungenbrecher, der ihn weltbekannt gemacht hatte – und bestach mit Klavierstücken voller Wortwitz.

Vielleicht wäre „Barbaras Rhabarber-Bar“ der breiten Weltöffentlichkeit vorenthalten geblieben, hätte Bodo Wartke nicht mit acht Jahren eine Fingerkuppe bei einer Reise mit der Deutschen Bundesbahn eingebüßt. Abgeklemmt in einer Abteiltür, ermutigte ihn dieser Vorfall erst recht zum Klavierspielen.

Knapp 40 Jahre später erbringt der wortgewandte Klavierkabarettist der deutschen Sprache mehr Aufmerksamkeit als jedes Goethe-Institut. Am Donnerstagabend trat Wartke im Siegburger Rhein-Sieg-Forum auf – und hinterließ Begeisterung bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern.

Bodo Wartke in Siegburg: Weltweite Aufmerksamkeit mit „Barbaras Rhabarber-Bar“

Der 47-Jährige gilt als Ausnahmetalent der Dichtkunst. Begleitet von Klavierklängen sprudeln seine Stücke nur so über von Doppelreimen und Wortwitz. Sein deutschlehrerhaftes Auftreten kommt nicht von ungefähr, reimt er doch alle Pädagogen, Logopäden und Linguisten schwindelig. So widmete er ein Stück dem Regen, der ihn niedergeschlagen mache – und schlug den Bogen zu „Reagan“ und weiter zu Donald Trump, der generell die ein oder andere Spitze abbekam.

Zur Hochform lief Wartke auf, als er seine Zungenbrecher-Erweiterungen vorstellte, die ihm im vergangenen Jahr weltweite Aufmerksamkeit bescherten. Das Video von „Barbaras Rharbaber-Bar“ – der Zungenbrecher selbst stammt übrigens nicht von ihm – wurde sogar in Australien geklickt und mit einem Tanz versehen, den Wartke dem Publikum nicht vorenthielt.

Zungenbrecher-Erweiterungen begeistern das Publikum

„Was passiert eigentlich mit Fischer Fritzes Fischen, nachdem er sie gefischt hat?“, fragte er. Die Antwort: „Jetzt sitzt der Fritz am Küchentisch, wo er den frischen Fisch erhitzt. Vorm Fenster sitzt 'ne Miezekatze, die ist auf Fritzes Fische spitz, sodass sie gewitzt, mit ihrer Tatze, Fritzes frischen Fisch stibitzt.“

Lauter Jubel brandete im Rhein-Sieg-Forum auf, „das ist großartig“, rief eine Frau in den Applaus hinein. Und Wartke? Legte noch einen drauf, indem er sich unfallfrei durch das „dichte Fichtendickicht“ manövrierte und die „Dachdecker-Didaktik“ durch deklinierte. „Das Schöne ist: Das reimt sich nicht nur, das ist sogar inhaltlich korrekt“, bekannte er.

Wartke präsentierte sich auch als feinsinniger Beobachter der Musikindustrie respektive Industriemusik: „Was sind die beiden erfolgreichsten Genres in Deutschland?“, wollte er vom Publikum wissen. Das kam schnell auf Schlager und Gangsta-Rap.

Wunderbar albern: Gangsta-Raptext auf die Melodie von „Atemlos“ von Helene Fischer

„Es ist ja so, dass Schlagerfans mit Gangsta-Rap nichts anfangen können, weil sie ihn für stumpfsinnig halten“, begann Wartke und ließ die Doppeldeutigkeit dieses Satzes einen Moment wirken. „Dabei hat der eine Musikstil das, was der andere nicht hat: Gangsta-Rap kann man nicht mitsingen und Schlager ist so schön beschwingt.“

Also zeigte Wartke seinen „Hybridmusikstil“: Gangsta-Schlager. Auf die Melodie von Helene Fischers „Atemlos“ spielte er Zeilen wie: „Ich hänge den ganzen Tag mit anderen Gangstern ab und habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich den Längsten hab?“ So dichtete und witzelte sich Wartke durch den Abend – und lieferte den Beweis, wie vielseitig die deutsche Sprache sein kann.