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Abriss WaldhotelSiegburger befürchten Verkehrsprobleme durch neue Wohnanlage

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Bestens gepflegt ist das Foyer. Doch das Waldhotel Grunge soll abgerissen werden.

Siegburg – Der Boden ist gewienert, das dunkle Holz von Rezeption und Bar im großzügigen Foyer glänzen im Licht der Lüster, nur das Personal scheint zu fehlen, um anreisende Gäste im Waldhotel Grunge zu begrüßen. Doch tatsächlich steht das Haus seit zwei Jahrzehnten leer, und das wussten auch die mehr als 100 Teilnehmer einer Bürgerinformation, die sich vor Ort im großen Saal über das weitere Schicksal der Immobilie informierten.

Lockerer und bescheidener

Wie berichtet, soll das Hotel abgerissen werden und auf der Tiefgarage sieben Wohnhäuser mit einem gemeinsamen Innenhof errichtet werden. Reinhard Gerlach vom Büro PBS Architekten in Aachen stellte die Details vor. Die Gebäude mit jeweils zwei Voll- und einem Staffelgeschoss würden mit 19.030 Kubikmetern weniger Bauvolumen einnehmen als das derzeitige Hotel mit 23.690 Kubikmetern. „Wir werden den Standort deutlich entlasten“, sagte Gerlach, die neue Bebauung werde lockerer und bescheidener.

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Zwei Jahrzehnte lang stand das Hotel am Waldrand leer.

Vorgesehen sei, die untere der beiden Tiefgaragenebenen für Autos vorzusehen, die obere Etage möglicherweise für Keller. Der ganze Komplex werde etwa 52 bis 58 Wohnungen bieten, wie Dirk Fröse von der Immobilienfonds Waldhotel GbR des Troisdorfer Unternehmers Josef Esch erläuterte. Noch stehe nicht fest, ob Eigentums-, Miet- oder Sozialwohnungen geschaffen würden.

Hotel mit schwieriger Vergangenheit

Schlappe vor Gericht

Wegen des Waldhotels hat die Kreisstadt schon einmal eine Schlappe vor Gericht erlitten: Im Juni 1998 hob das Oberverwaltungsgericht den Bebauungsplan für die neue Herberge auf. Interessen der Anwohner seien nicht gewahrt worden. Geschlossen und abgerissen werden musste das Haus allerdings nicht. Dennoch kam 2003 das Aus für den Betrieb, nachdem im September 2002 Insolvenz angemeldet werden musste. „Laut Auskunft des Bonner Insolvenzverwalters überstieg schließlich die Pacht, die Grunge an den Esch-Fonds abführen musste, den Spielraum, den die Erträge ließen“, berichtete die Zeitung am 6. Februar 2003.

Das Aus kam 2003

Dennoch kam 2003 das Aus für den Betrieb, nachdem im September 2002 Insolvenz angemeldet werden musste. „Laut Auskunft des Bonner Insolvenzverwalters überstieg schließlich die Pacht, die Grunge an den Esch-Fonds abführen musste, den Spielraum, den die Erträge ließen“, berichtete die Zeitung am 6. Februar 2003. Verhandlungen um eine Anpassung der Pachtzahlungen an die wirtschaftlichen Möglichkeiten hätten das Blatt nicht wenden können. Der Fonds hatte das Hotel, das zuvor als „Sommerrodelbahn“ bekannt war, deutlich erweitert und luxuriös ausgestattet. Das Betreiber-Ehepaar übernahm das Hotel Restaurant „Zur alten Fähre“ in Lohmar.

Aufsehenerregender Prozess

Schlagzeilen machte der Bauunternehmer Josef Esch zuletzt im Februar 2020, als einer der aufsehenerregendsten Wirtschaftsprozesse in Köln abgeschlossen wurde. Der Bundesgerichtshof bestätigte eine Geldbuße gegen den Immobilienentwickler, der 2018 wegen Steuerhinterziehung vom Landgericht zu einer Zahlung von 100 Tagessätzen zu je 4100 Euro verurteilt worden war. Esch, ein Ex-Chef der Sparkasse Köln Bonn und ein weiteres Vorstandsmitglied des Instituts hatten sich wegen wegen Bestechung, Bestechlichkeit, Untreue und Steuervergehen verantworten müssen. Den Bestechungsvorwurf sah das Gericht dagegen als nicht erwiesen an. Es ging um 9,9 Millionen Euro, die die Sparkasse laut Staatsanwaltschaft von Esch erhalten hatte, damit sich der damalige Sparkassenchef beim Bau der neuen Messehallen für Esch einsetze. Laut Gericht war das aber ein Scheingeschäft, mit dem die Sparkasse einen Mietzuschuss für ein anderes Geschäft erhielt, und damit keine Bestechung. (ah/rö/raz)

Die Reaktionen der Teilnehmer fielen höchst unterschiedlich aus. Vor allem trugen Anwohner und Anwohnerinnen Bedenken wegen der Verkehrssituation vor. Befürchtet wird, der Buchenweg könne den Baustellenverkehr nicht verkraften, und da auf dem Höhenweg keine Wendemöglichkeit geplant sei, ergäben sich Probleme für Paketdienste oder die Müllabfuhr. In dem Zusammenhang schlugen Anwohner vor, einen Wendehammer einzurichten, etwa auf dem Grundstück des ebenfalls leerstehenden Grunge-Wohnhauses oder indem man die Wohnanlage mit einem Haus weniger plane.

Bedrohlicher Leerstand

Das Vorhaben fand auch Fürsprecher, etwa durch einen Teilnehmer, der das leerstehende Hotel als Bedrohung empfindet. Mehrfach wurde aber der gute Zustand des Gebäudes gelobt, das von einem Hausverwalterservice gepflegt wird.

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Großes Interesse: Mehr als 100 Teilnehmer kamen zur Bürgerinformation. 

Der Technische Beigeordnete Stephan Marks betonte, das Verfahren stehe noch am ganz am Anfang: „Es ist noch nichts beschlossen.“ Auch einen Bauantrag gebe es noch nicht. Am 1. Dezember seien das Projekt und Einwendungen der Bürgerinnen und Bürger Thema im Planungsausschuss.

Geäußert wurde die Sorge, durch neue Bewohnerinnen und Bewohnerinnen am Waldrand könne der Druck auf das Landschaftsschutzgebiet zunehmen, ebenso die Brandgefahr. All das, wie auch Lärm, Verkehr oder zusätzlicher Bedarf an Kita- und Schulplätzen, werde im Laufe des Verfahrens erarbeitet, so Marks.

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Architekt Reinhard Gerlach stellte die Planung für die Wohnanlage vor. 

Die Kaldauerin Ingrid Rumland ärgerte sich nach eigenem Bekunden, dass Josef Esch nicht persönlich erschienen sei. Immerhin stehe das Hotel seit 20 Jahren leer. „Wir wissen alle, wie der gestrickt ist, mehr muss ich hier nicht sagen.“ Bürgermeister Stefan Rosemann bat, auf solche Anspielungen zu verzichten (siehe „Hotel mit schwieriger Vergangenheit“). „Jeder, der einen Antrag stellt, hat das Recht, gleich behandelt zu werden. Wir können inhaltlich mit jeder Idee umgehen. Aber nicht mit etwas, das nichts mit der Sache zu tun hat.“

Dirk Fröse ging auf die Vorgeschichte des Hotels ein. Über die Jahre habe es „vielfältige Überlegungen“ für eine Wiedernutzung gegeben. Es habe sich aber niemand gefunden, der es weiterführen wollte, vor allem, weil es lediglich 65 Zimmer habe. Auch Pläne für eine Reha-Klinik hätten sich nicht realisieren lassen oder für eine Seniorenresidenz: „Senioren gehören nicht an den Waldrand“, diese Erkenntnis habe sich damals durchgesetzt. Ein Umbau zu einem Wohngebäude hätte „zu viele Kompromisse“ erfordert.

Stephan Marks erläuterte, dass eine Zwischennutzung bis zum Abriss geplant sei: So könne eventuell der Theaterschatz mit der Siegburger Studiobühne, der Schauspielschule und dem Kinder- und Jugendtheater Tollhaus dorthin umziehen, wenn deren Domizil im VHS-Gebäude in der Innenstadt saniert werde. Marks: „Das hat mit dem Planverfahren aber nichts zu tun.“