Italienisch mit Vanessa PalermoGesten sagen mehr als Worte
Siegburg – „Italienisch ist eine Gebärdensprache, deren Verständlichkeit durch Worte erschwert wird.“ Als Akteur des Fellini-Klassikers „La Strada“ musste Anthony Quinn das wissen. Ganz so weit wie der Schauspieler will Dr. Vanessa Palermo zwar nicht gehen, aber das Zitat hat sie bewusst an den Anfang ihres Abends in der VHS gestellt.
„Wie die Italiener mit den Händen reden“, so der Titel, brauchen sie ihren Landsleuten nicht groß erklären. Wohl aber den Urlaubern, die diese von südländischem Temperament befeuerte nonverbale Kommunikation zwar hinreißend , aber oft rätselhaft finden.
Kölner Bodenkundlerin aus Sizilien
„Un poco“, nur ein bisschen Italienisch sprachen einige aus dem kleinen Teilnehmerkreis. Deshalb verwarf Palermo ihren gewagten Plan, „I gesti degli italiani“ in der eigenen Muttersprache zu gestalten. Die promovierte Bodenkundlerin, die seit fünf Jahren in Köln lebt, stammt aus Sizilien – wenn auch nicht aus Palermo, sondern aus San Cataldo.
„Wir können nicht mit den Händen an der Hosennaht sprechen – unmöglich“, sagt Palermo über ihre Landsleute. Eine Theorie besage, dass das Gestikulieren ein geheimer Code war, den die Einheimischen in der Zeit der griechischen Kolonisation entwickelten.
„Kennen Sie eine italienische Geste?“ fragte Palermo in die Runde, worauf sich ihr eine mano cornuta entgegenreckte. Doch wer nicht machohaft wirken will wie Silvio Berlusconi, sollte das Hörnchen unbedingt vermeiden. Palermo präsentierte ein Foto, auf dem der einstige Regierungschef bei einem G8-Gipfel mit dieser vulgären Geste zu sehen ist. „Ihre Frau geht fremd mit einem anderen Mann“, die Botschaft habe der Minister, dem das galt, entweder nicht wahrgenommen oder nicht verstanden.
„Ma che vuoi?“ Eine einfache Alltagsgeste hingegen sollte man kennen: Die Fingerspitzen werden aneinandergelegt, die Hand bewegt sich auf und ab und signalisiert die Frage: „Was willst du denn?“, die je nach Intensität und Gesichtsausdruck auch ironisch oder aggressiv gefärbt sein kann.
Handkantenbiss als Ärgeranzeichen
Ärger steht ins Haus, wenn Mutter sich in die Handkante beißt: Dann droht den Sprösslingen ein Donnerwetter, das durch heftiges Aufstampfen unterstrichen wird. Dabei vermeidet es La Mama, sich von der Stelle zu bewegen. Vanessa Palermo demonstrierte das eindrucksvoll, hat sie als Kind doch selbst noch solche Zornesausbrüche erlebt.
80 Gesten kann die Dozentin im eigenen Repertoire abrufen, nach Siegburg hatte sie sogar ein ganzes Buch mitgebracht – so komplex ist das Thema. Touristen sollten überhaupt nur gestikulieren, so schärfte Palermo den Teilnehmern ein, wenn sie ihrer Sache ganz sicher sind. Andernfalls machen sie sich nur lächerlich.
Läuft alles gut, kann man getrost Daumen und Zeigefinger zum Ring formen, die anderen Finger abspreizen und die Hand vor dem Körper tänzeln lassen – das Lächeln nicht vergessen: perfetto!