Ein Streit auf dem Fußballplatz des Bröltaler SC eskalierte – ein 20-Jähriger schlug einen Gleichaltrigen, der einen Kieferbruch erlitt.
Faustschlag bei FußballspielJugendgericht Siegburg schickt 20-Jährigen zu Anti-Gewalt-Training
Es war ein Derby der A-Jugend des Bröltaler SC gegen die Nachbarn aus Neunkirchen-Seelscheid. Kurz vor Abpfiff entbrannte ein handfester Streit, der nun ein Nachspiel vor dem Siegburger Jugendgericht hatte. Auf der Anklagebank ein 20-Jähriger, sichtlich aufgeregt. Der junge Mann im weißen Hemd hatte strafrechtlich gesehen bislang eine ebenso weiße Weste.
Er schilderte das Wortgefecht auf dem Platz am 9. März des vergangenen Jahres, das gegenseitige Schubsen und seinen folgenschweren Faustschlag: Sein Gegenspieler wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, der Kieferbruch dann in einer Spezialklinik operiert. „Ich habe eine Sekunde nach dem Schlag gewusst, dass das falsch war“, sagte er bedröppelt.
Geschädigter: „Es ist nicht in meinem Interesse, dass der Angeklagte hart bestraft wird“
Der Zeuge, ebenfalls 20 Jahre alt, schilderte, er habe drei Wochen lang durch die Schrauben und Drähte den Mund nicht öffnen und nur Flüssignahrung zu sich nehmen können. „Ich habe Glück gehabt, alles ist gut verheilt.“ Der Angeklagte habe sich noch am selben Abend über Instagram bei ihm entschuldigt. „Es ist nicht in meinem Interesse, dass er hart bestraft wird“, sagte der Geschädigte, der im ersten Semester Jura studiert.
„Es war ein Fußballspiel, sehr körperlich, eine banale Situation.“ Ein Wort habe das andere ergeben. Es ging zu diesem Zeitpunkt um nichts mehr, der Bröltaler SC führte 2:0. Vor dem Zivilgericht war bereits ein Vergleich geschlossen worden: Der Angeklagte, der Fachabitur hat und bald eine Ausbildung zum Industriekaufmann beginnt, zahlt 2000 Euro Schmerzensgeld an den Geschädigten in monatlichen Raten zu 100 Euro. Es kämen einige Tausend Euro Behandlungskosten hinzu, die die Krankenkasse sich von dem Täter erstatten lasse, erklärte Richterin Richterin Alice Weismann: „Das ist schon der größte Denkzettel.“
Der Spieler wurde zudem für ein halbes Jahr vom Sportgericht gesperrt, der Verein zu einer Geldstrafe verurteilt. Die arbeitet der 20-Jährige derzeit ab, als unbezahlter Trainer der C-Jugend. Strafrechtlich käme bei einem solchen Schlag durchaus Arrest in Frage, sagte die Staatsanwältin.
Das Jugendgericht sah mildere erzieherische Mittel als ausreichend an. Auf Anregung der Jugendgerichtshilfe muss der Angeklagte ein Anti-Gewalt-Training absolvieren, um zu üben, auch in hitzigen Situationen die Kontrolle zu behalten. Der Angeklagte atmete sichtlich auf, bat das Opfer nochmals um Entschuldigung: „Ich verspreche, dass wird nie wieder passieren.“ Und die beiden reichten sich die Hand.