AboAbonnieren

JVA SiegburgHäftling erhängt aufgefunden – vermutlich kein Fremdverschulden

Lesezeit 2 Minuten

Am Mittwochnachmittag wurde in einer Zelle der Justizvollzugsanstalt Siegburg ein Häftling erhängt aufgefunden.

Siegburg – In einer Einzelzelle der Justizvollzugsanstalt Siegburg ist am Mittwochnachmittag ein Häftling erhängt aufgefunden worden. Der 28 Jahre alte Mann deutscher Herkunft hätte noch bis zum September eine Strafe wegen Fahrens ohne Führerschein verbüßen müssen, heißt es in einer Pressemitteilung der Anstalt an der Luisenstraße. „Nach den hiesigen Erkenntnissen erscheint ein Fremdverschulden äußerst unwahrscheinlich“, teilte die stellvertretende JVA-Leiterin Jennifer Rybarczyk auf Anfrage der Redaktion mit.

Keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden

Dr. Karen Essig von der Staatsanwaltschaft Bonn bestätigte den Todesfall. Die Ursache werde noch genau untersucht. „Es gibt aber keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden“, sagte sie in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Alle weiteren Fragen seien offen und könnten erst nach Abschluss der Untersuchungen beantwortet werden. Damit sei erst nach den Osterferien zu rechnen.

Nach Informationen dieser Zeitung gab es keine Hinweise auf eine Eigengefährdung etwa durch einen Selbstmord. Gilt ein Häftling als labil oder selbstmordgefährdet, wird er intensiv, aber in unregelmäßigen Abständen beobachtet. Bedienstete schauen durch eine Luke in der Tür ins Zelleninnere und reagieren sofort, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt. Außerdem bekommen Inhaftierte in solchen Situationen Angebote für eine psychologische Betreuung. Der 28-Jährige war in dieser Hinsicht aber unauffällig. Ob Drogen oder Mobbing unter Häftlingen eine Rolle bei der Selbsttötung gespielt haben, ist Teil der laufenden Ermittlungen.

Erinnerungen an „Foltermord“

Das Stichwort Suizid löst in Zusammenhang mit der Siegburger JVA böse Erinnerungen aus. Im November 2006 hatte die Anstalt vermeldet, dass sich ein junger Mann das Leben genommen habe. Damals waren dort auch Jugendliche untergebracht. Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, war das Opfer von Mithäftlingen in der Nacht auf den 12. November in den Tod getrieben worden. Als „Foltermord“ erregte der dramatische Vorfall, bei dem der damals 20-Jährige von drei jungen Männern in einer Gemeinschaftszelle über mehrere Stunden gefoltert und vergewaltigt worden war, bundesweit Aufsehen und wurde später verfilmt. Im Anschluss daran wurden Strukturen in der JVA geändert, die das Martyrium begünstigt hatten. So ist heute die Unterbringung in einer Einzelzelle der Standard. Jugendliche sind inzwischen nicht mehr in Siegburg inhaftiert.