Was bleibt bei einer Karnevalsparty liegen, wenn die Lichter ausgehen? Wir haben das nächtliche Aufräumen im Sion im Carré begleitet.
Großes AufräumenWas nach der Weiberfastnachtsparty im Siegburger S-Carré liegen bleibt
Bei jedem Schritt knirschen die Glasscherben, der Boden klebt. Kehren, Wischen und Scherben aufsammeln ist angesagt. Wenn die Jecken nach einem langen Weiberfastnachts-Tag durch die Siegburger Innenstadt ihren Weg nach Hause suchen, beginnt bei Augustin Bagaric das große Aufräumen. Der Inhaber des Sion im Carré hatte gestern von 11 bis 23 Uhr geöffnet, 30 Mitarbeiter waren insgesamt im Einsatz, um dem großen Aufkommen gerecht zu werden.
Bei der Weiberfastnachts-Party fließt in dem Lokal viel Alkohol, Biergläser werden zu Scherben und viel Müll bleibt zurück. „Mir macht das total viel Spaß“, sagt Bagaric trotzdem. Das Aufräumen sei mit Sicherheit nicht das Spaßigste, aber gehöre nun mal dazu.
Einen genauen Bauplan gebe es dabei nicht, wie Mitarbeiter Marco Jacobs berichtet. Sinnvoll sei es allerdings, sich von oben nach unten zu arbeiten. „Zuerst die Tische, dann der Boden“, erklärt er. Mit Besen kehren die Mitarbeiter die Scherben und den groben Dreck zusammen. Zerplatzte Gläser, zerplatzte Luftballons, alles kommt in große Müllbeutel und die Tische werden gewischt.
Viel Alkohol, viel Chaos: Jacken, Schirme und anderes bleibt im Siegburger Sion zurück
Beim Aufräumen findet Bagaric und sein Team auch Jacken, Regenschirme und andere Gegenstände, die die Feiernden zurückgelassen haben. „Wir bewahren das alles in der Garderobe auf, sodass die Gäste sich ihre Sachen wieder abholen können“, erklärt Jacobs. Am gestrigen Tag seien aufgrund des Regens allein etwa 15 Schirme in dem Lokal zurückgeblieben. Auch konnte der Mitarbeiter beobachten, wie jemand beim Rausgehen eine andere Jacke angezogen haben soll, weil er seine eigene nicht mehr wiedergefunden habe.
Dass Feiernde unangenehm werden, gehöre dazu, dafür gebe es aber Security. „Wir haben wahnsinnig viele Kunden an Weiberfastnacht, die Störenfriede verschwinden dabei in der Masse“, so Jacobs. Inhaber Bagaric sieht sich davon keineswegs gestört: „Das Feiern macht Spaß und liegt im Blut der Deutschen. Das Leben ist so kurz, man muss es genießen“, sagt er.
Inhaber des Siegburger Sion: Augustin Bagaric hätte gerne noch länger gemacht
Wenn es nach ihm gehe, würde er sein Lokal an solchen Tagen auch bis weit nach Mitternacht geöffnet lassen. Doch regelmäßige Ruhestörungen der Anwohner würden ihm das nicht möglich machen. „Im Grunde zerstört das die Gastronomie“, meint er. Früher habe er jeden Anlass genutzt, um das Sion für Partys zu öffnen, an Silvester und beim Oktoberfest etwa. Jetzt mache er dies nur noch an Karneval und bei großen Fußballspielen.
Im Außenbereich war gestern eine große Theke aufgebaut, 100 Stehtische und Musikanlage dazu. Ab 22 Uhr musste dieser Teil wegen der offiziellen Ruhezeiten schließen, eine Stunde später war schon alles abgebaut, denn am Morgen muss alles blitzblank sein. Eine Reinigungsfirma übernimmt ab 5 Uhr die Grundreinigung, sowohl innen als auch außen.
Irgendwann ist Schluss: letzte Kundschaft verlässt gegen Mitternacht das Siegburger Lokal
Einige Jecke stehen während dem Aufräumen noch daneben und gönnen sich ihre letzten Bierchen. Bagaric schmeißt seine Kunden nämlich nicht um 23 Uhr einfach raus. „Irgendwann kriegen die Gäste halt nichts mehr zu trinken und gehen von alleine“, so Mitarbeiter Jacobs. Für das Personal endet der Tag um 1 Uhr nachts. „Jetzt beginnt die Mitarbeiter-Party“, scherzt Bagaric.
Den längsten Arbeitstag hatte er selbst: Der Inhaber war um 7 Uhr der Erste in dem Lokal und hat alles vorbereitet. Die Nacht auf Donnerstag habe er kaum geschlafen, er hätte die Abläufe nochmals genau geplant. Der Kroate pendelte nämlich den ganzen Tag zwischen Siegburg und Bonn hin und her, auch das Sion in der Bundesstadt betreibt er. Wenn alles wieder blitzblank ist, öffnet sein Lokal am Freitag um 17 Uhr.