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Ordnungsdienst SiegburgHorst hat immer eine Antwort

Lesezeit 4 Minuten

Mit Horst Schulze (49) vom Ordnungsamt in Siegburg unterwegs in der Fußgängerzone.

Siegburg – Horst kennt fast jeder – wenn man mit ihm durch die Siegburger Innenstadt geht, ist zügiges Vorankommen unmöglich. Überall wird er freundlich gegrüßt und zu einem kleinen Schwätzchen animiert. Der 49-Jährige ist für das Ordnungsamt der Stadt unterwegs. Und das schon seit acht Jahren. Starke Nerven braucht man in dem Job und auch viel Gelassenheit. Beides hat Horst in sich vereint.

Wie kommt man zum Ordnungsdienst bei der Stadt? Horst Schulze begann als Aushilfe auf dem Friedhof, dort schaute er nach dem Rechten. Ihm gefiel die Arbeit mit Menschen und nach einem Jahr wurde er in eine Festanstellung übernommen. „Immer nur im Büro sitzen, das kann ich nicht“, sagt er. „Ich bewege mich gerne und schätze den Umgang mit Menschen, da ist der Job im Ordnungsdienst genau das Richtige für mich.“ Horst Schulze ist präsent, wenn er unterwegs ist. Ganz früher war er noch täglich im Fitness-Studio anzutreffen, das ist Jahre her – seine athletische Gestalt hat er bis heute behalten. „Jetzt gehe ich noch einmal in der Woche zum Boxtraining, denn in dem Job muss man fit sein“.

Noch gut in Erinnerung ist ihm ein Einsatz mit Kollegen vor Jahren auf dem Markt. Ein betrunkener Mann hatte ein Schwangere in den Bauch getreten und daraufhin Platzverbot von der Polizei in der Innenstadt bekommen. Verärgert urinierte er ans Rathaus und randalierte in der Fußgängerzone weiter. „Ich war beim Einsatz dabei und musste den wild um sich schlagenden Mann sichern“, so Horst Schulze. „Passanten beschimpften mich, weil sie dachten, ich würde einen harmlosen Betrunkenen drangsalieren“. Das sei oft ein Problem. Unbeteiligte würden nur Bruchteile des Geschehens mitbekommen und dann die falschen Schlüsse ziehen. Zum Glück sind solche Einsätze eher die Ausnahme. Das Tagesgeschäft besteht aus profanen Dingen. So muss ab elf Uhr morgens kontrolliert werden, ob die Autos in der Fußgängerzone die vorgeschriebene Ausnahmegenehmigung haben, um sie zu befahren.

Gute Ortskenntnisse sind für den Job unabdingbar. Beim Gang vom Marktplatz zum Bahnhof bitten immer wieder Passanten um Hilfe. Da wird gefragt, wo die nächste Postfiliale ist oder wo man einen Supermarkt finden kann. Geduldig erklärt Horst Schulze den Weg, beschreibt anschaulich markante Gebäude, die auf dem Strecke zum Ziel liegen. „Wenn sie an der Buchhandlung am Markt vorbei sind, noch zweihundert Meter geradeaus, links ist dann die Post“. Dann fallen Horst Schulze Kundenstopper vor einem Geschäft auf. Das sind die allseits bekannten Werbeflächen. Diese hier stehen in der Fußgängerzone, also auf städtischem Grundstück. Dazu braucht es eine Genehmigung. Und in diesem Fall ist nur ein Kundenstopper angemeldet, drei Stück sind aber zu sehen. „Wir gehen dann in die Geschäfte und machen die Inhaber darauf aufmerksam“, so Horst Schulze. Erst beim dritten Mal wird dann ein Bußgeld fällig: 35 Euro.

Gelernt hat Horst Schulze den Beruf des Installateurs. Das gefiel ihm aber nicht. Als Türsteher in Diskotheken verdiente er sich etwas nebenbei. Dann machte er die Prüfung zur Sicherheitsfachkraft nach Paragraf 34a. Ihm war wichtig, eine Grundlage für seinen neuen Beruf zu haben. Der Umgang mit Menschen in Krisensituationen ist nicht einfach. „Auf Fragen der Passanten gibt es immer eine klare Antwort“, so Horst Schulze. Damit könnten oft schon erste Probleme entschärft werden. Und wenn die Fragen eher ins Beleidigende zielen? „Jeder Mensch kann einen schlechten Tag haben. Das ist so im Leben. Man überhört dann einfach vieles, auch das vermeidet Konflikte“.

Deeskalation ist ganz wichtig in dem Job. „Man braucht sich aber nicht beleidigen zu lassen. Es gibt eine Grenze. Und wenn die überschritten wird, dann kommt es zur Anzeige“. Bewaffnet sind die Sicherheitskräfte der Stadt nicht. Aber sie haben Pfefferspray dabei. „Ich habe es in den acht Jahren aber noch nicht gebraucht“, so Horst Schulze.

Die Tätigkeit umfasst nicht nur den Blick auf die Ordnung. Zu den Aufgaben des städtischen Sicherheitsdienstes gehört es auch, die Gebühren an den Marktständen zu kassieren. Das sind pro Tag zehn Cent pro Quadratmeter. Keine enormem Summen. „Der Markt ist auch eine Institution“, so Horst Schulze, „deshalb sind die Gebühren moderat. In anderen Städten ist das deutlich teurer“.

Was macht Horst Schulze privat? Er hat ein tolles Hobby. Mit Hingabe bastelt er an seiner Harley herum. Er kennt jede Schraube persönlich. Mit den Rockerkreisen aus dem Milieu, die diese Marke schätzen, will er nichts zu tun haben. Mit einigen Freunden trifft er sich regelmäßig für ausgiebige Touren. „Im vorigen Jahr waren wir in Rom. Da wurde 110 Jahre Harley Davidson gefeiert“. Seine Maschine ist zurzeit nicht einsatzbereit. Sie steht auseinandergebaut in der Garage. „Es gibt immer was zu basteln“, so Horst Schulze. „Aber im Frühling ist sie fertig und dann geht es los“.