Siegburg – Normalerweise setzt sich die FDP für den möglichst freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen ein. In Siegburg haben die Liberalen im Vorfeld des Kommunalwahlkampfes aber ein Thema ausgemacht, in dem sie den Staat als Verhinderer von Geschäften sehen wollen: Es geht um das älteste Gewerbe der Welt, die Prostitution.

Am Siegdamm auf der Zange gibt es den Club Maxim. Er liegt unauffällig hinter einem Holzzaun, ist aber auch dezent ausgeschildert. Den Club betreibt der Siegburger Mustafa Dilek (44). „Wir haben uns in den letzten Jahren einen guten Ruf erworben“, sagt er. Mit der Stadt und der Polizei gebe es keine Probleme. „Ich bin einer von hier“, berichtet Dilek über sich. Er kenne viele Menschen in der Kreisstadt. Zusätzlich zu den Angeboten der Frauen in seinem Club will er sein Geschäft in den kommenden Monaten noch ausweiten.

Eine Halle hinter dem rot-schwarzen Haus, das im Gewerbegebiet liegt, wird in zehn Zimmer umgebaut, die Dilek für jeweils knapp 100 Euro pro Tag vermieten möchte. „Laufhaus“ nennt man das im Beamtendeutsch. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass Dilek einen rechtlichen Anspruch auf die Genehmigung dieses Vorhabens hat. Die FDP hingegen fordert von der Stadtverwaltung, die Erweiterung des Etablissements zu unterbinden.

Die Stadt ist zu einem solchen Eingreifen aber nicht bereit. Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Eine Ablehnung hätte Schadenersatzansprüche gegen die Stadt und die beteiligten Mitarbeiter zur Konsequenz gehabt.“

Dilek ist die Aufregung um sein Projekt natürlich nicht recht, er sieht die ganze Sache aber auch recht gelassen. Die Liberalen entwerfen unterdessen ein Szenario von sich bekriegenden Zuhältern der Frauen, die sich in den Zimmern ihren Freiern anbieten. Dilek dazu: „Das war bisher nicht so und wird auch nicht der Fall sein.“ Sein Betrieb sei bisher „sauber“ gewesen und werde es auch künftig sein.