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Dschungelbuch als MusicalMit Mut und Toleranz in den Urwald

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Nicht mit den Wölfen heulen, sondern mit ihnen tanzen war die Devise von Möglichkeiten.

Siegburg – Die meisten der rund 750 Gäste im Rhein-Sieg-Forum haben die Geschichte von Mogli, Balu, Baghira und Shir Kahn aus den Real-Verfilmungen oder dem berühmten Walt-Disney-Zeichentrickfilm wahrscheinlich gekannt. Umso überraschter dürften sie gewesen sein, wie spannend und unterhaltsam eine Bühnenfassung sein kann.

Das Bochumer Tourneetheater Liberi hat sich auf „unterhaltsame Familienmusicals“ spezialisiert, wie Friederike Flüß vom Tourneemanagement berichtete. Märchen wie Aschenputtel und Schneewittchen und eben Moglis Geschichte wurden neu inszeniert und sind von Musik, Text, Bühnenbild bis zum Kostüm durch und durch Eigenproduktionen.

Wenngleich sich die Erwachsenen „blendend unterhalten fühlten“, wie zwei Hangelarer Familien einräumten, richte sich das Arrangement des Musicals in erster Linie an die Kinder. „Werte wie Selbstvertrauen, Mut und Toleranz stünden im Vordergrund sowie positive Lebenseinstellung“, sagte Flüß.

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Der Affe war für den Tiger nicht so interessant wie Mogli.

So gewann der forsche Mogli (Dominik Tiefgraber) von der ersten Szene an die Sympathien der jungen Besucher. Auch Balu und der kluge Panther Baghira verkörperten Charaktere, die es wert sind, nachgeeifert zu werden. Das Ensemble legte ein gut dosiertes Tempo an den Tag und hielt sich nicht an langen Dialogen fest.

Die Mischung aus Liedern, Tanzeinlagen, Action und Slapstick passte. Für letzteres war freilich der unbekümmerte Balu (Marcus Mundus) zuständig, der sich der Erziehung des bei Wölfen aufgewachsenen Mogli angenommen hatte. Dazu gehörte zum Beispiel die Unterrichtung in der menschlichen Sprache. Gestik und Körperverrenkungen sorgten dabei ebenso für Begeisterung wie die Verballhornung der Sprache.

Obwohl der Tiger Shir Khan (Markus Peters) zu verstehen gab, es ernst mit dem Vertreiben des Menschenkinds aus seinem Revier zu meinen und es final auch zum turbulenten Kampf kam, musste sich der kleine Zuschauer keine allzu großen Sorgen machen. Mit dem bedächtig handelnden Baghira (Mareike Heyen) oder dem Erscheinen des Mädchens Narami (Lisa Marie Breithaupt) schufen die Autoren mit viel Fingerspitzengefühl Gegenpole, wodurch die Stimmung nicht allzu bedrohlich wurde.

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Die Schlange Kaa sorgte mit ihrer Körperlänge für Aufsehen.

Effektvolle Momente gab es im Stück. Etwa beim Anschleichen der mysteriösen Schlange Kaa (Anna Lucy Dekker), der sie ein Kleid verpasst hatten, das bezüglich der Länge einer Anakonda in nichts nachstand. Sehr gelungen waren zudem die den Tieren nachempfundenen Bewegungen der Schauspieler und Schauspielerinnen, etwa die Hockstellung der Affen oder die Begrüßungsrituale der Wölfe. Überhaupt war dem Ensemble die Freude am Spiel anzumerken.

Die Mimen identifizierten sich spürbar mit ihren Protagonisten und den Botschaften des Dschungelbuchs. Wie Mogli Dominik Tiefgraber, der den Kindern mitgeben möchte, „dass man jeden, auch wenn er am Anfang vielleicht ein bisschen komisch ist, einfach aufnimmt in die Gruppe und jedem auch eine Chance gibt, der zu sein, der er sein möchte.“