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„Café Meridian“Frank Baake schildert in seinem Erzählband magische Orte

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Als passionierten Kaffeehausbesucher bezeichnet sich Autor Frank Baake. Das spiegelt sich in seinen Geschichten. 

Siegburg – „In einer Seitenstraße nicht weit von der Oper lag das berühmte Café Meridian“, in dem vor 150 Jahren ein Anarchist den Premierminister erschossen hatte. „Seitdem trafen sich im Meridian die Damen und Herren der Kunst, der Halbwelt und der Politik, soweit sie auseinanderzuhalten waren, Gestrandete und Touristen, um sich an der Aura des Hauses zu besaufen.“

Blinde Spiegel, runde Marmor-Tischplatten, eine stuckverzierte Decke mit verblassten Liebesszenen – dazu eine syrische Kellnerin, die sich selbst den literarischen Namen Effi gegeben hat: All das macht dieses Café zu einem „Anderswo“, zu einem „Sehnsuchtsort“. So schildert es Frank Baake in der Titelgeschichte seines Bandes „Café Meridian“. Damit gibt der Direktor des Rhein-Sieg-Forums zwar nicht sein Debüt, macht sich dem hiesigen Publikum aber erstmals als Erzähler im Bernstein-Verlag bekannt.

Frank Baake

Zur Person

Frank Baake, geboren 1964 in Rendsburg, studierte an der Universität Bonn Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte. Seit 1984 trat er mit Happenings und Lesungen in Bars, Theatern und im öffentlichen Raum hervor. Erste literarische Veröffentlichungen im Berliner Rabenschnabel-Kalender.

1997 brachte er mit Martin Schneider den Kriminalroman „Pompidous Röhren“ heraus. 2006 erschienen unter dem Titel „Und nun zu etwas völlig Anderem“ Satiren Baakes. Im Dezember 2010 wurde der Kulturmanager Direktor der Rhein-Sieg-Halle, die kürzlich erweitert und in Rhein-Sieg-Forum umbenannt wurde. Frank Baake ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Düsseldorf. (as)

Das Buch

Frank Baake: Café Meridian. Vier Erzählungen. Bernstein-Verlag, Siegburg, 194 Seiten, 12 Euro.

Der 57-Jährige selbst ist „passionierter Kaffeehaus-Besucher“. Ihm gefällt, „dass die Menschen Muße haben und ansprechbar wirken“. Das Kaffeehaus ist für ihn ein Ort, an dem man nicht einsam und doch für sich ist. Hier kann man sich Träumereien hingeben, welche ganz anderen Wendungen das Leben nehmen könnte. Auch die Literatur bietet solch einen Ort der Möglichkeiten, an den Baake sein Publikum einlädt.

„Alles schien, als könnte es auch ganz anders sein“, lautet ein Schlüsselsatz in der Titelerzählung. Sie schildert die unerwartete Begegnung von vier Personen vor dem Hintergrund eines aufziehenden Bürgerkriegs. Andere Geschichten erzählen von einem Mann, dessen Kopf nach einem Unfall nur von einem Hut zusammengehalten wird – „die Linie seines Kiefers glich einem Konzertflügel“– , von einer Frau, die Sängerin werden wollte, oder von einem Bankier, der von der rosafarbenen Handtasche einer Cafébesucherin magisch angezogen wird.

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„Café Meridian“ ist im Bernstein-Verlag Siegburg erschienen.

All diese Schicksale kreisen um die Sehnsucht, die ein „strukturelles Defizit“ des Lebens ausgleichen soll. Denn das, so reflektiert der Erzähler, sei geprägt durch „Tatsächlichkeit, Übergriffigkeit, Banalität, existenzielle Einsamkeit und zu allem Überfluss auch noch gnadenlose Tödlichkeit“.

Diese Zerbrechlichkeit des Daseins spiegelt sich in Baakes Prosa, die an experimentelle Formen wie etwa den Nouveau Roman anknüpft. Als studierter Philosoph interessiert ihn, „wie der Mensch tickt“. Dazu gehört die Unfähigkeit, die Innenwelt eines anderen zu verstehen. „Mit einem linearen Erzählen, das auf Spannung und Unterhaltung zielt, erfasst man unsere fragmentierte Welt nicht“, sagt Baake.

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Die Lektüre verlangt also eine gewisse Anstrengung. Und doch lässt man sich von diesem Erzähler, der Sinn für Ironie ebenso wie für pointierte Formulierungen, für Sprachmelodie und Rhythmus beweist, gern in diesen surrealen Mikrokosmos entführen. Darin erinnert ein Sonnenschirm an Darth Vader, eine Kartenabreißerin murmelt als Mantra „Zinedine Zidane“, oder ein Stück Fisch auf der Gabel wirft Identitätsfragen auf.

Regenschirme, Laternenpfähle, blaue Schuhe und ein Gedicht von Baudelaire spielen ebenfalls eine große Rolle; wie aus einem Theaterfundus bestückt der Opernfan Baake damit eine Welt, in der Überraschungen die Regel und nicht die Ausnahme sind. Das macht die Lektüre erfrischend und regt an, die „Selbstverzauberung“ der Figuren dank geschärfter Wahrnehmung im eigenen Alltag zu erproben. Auf Baakes Roman „Pancaldis Fall“, der im Herbst im Bernstein-Verlag erscheinen wird, kann man jedenfalls gespannt sein.