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Ran an den SpeckIm Rhein-Sieg-Kreis ist Fitness angesagt

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann hält Sportschuhe in die Höhe.

Wandern liegt nach wie vor im Trend, sagt Gerd Schmidt aus dem Siegburger Sportgeschäft Intersport Dreschmann, stark im Kommen sieht er Padel-Tennis.

Die Weihnachtstage sind vorbei, der Winterspeck ist da, die guten Vorsätze auch. Wie merken das Sportläden und Fitnessstudios aus Rhein-Sieg?

„Zum Jahresbeginn melden sich grundsätzlich viele neue Leute an, Neujahrsvorsätze sind ja jedes Jahr das gleiche Thema“, sagt Erikson Gerlach, Geschäftsführer und Inhaber des Fitnessstudios Baegersport in Eitorf. „Dieses Jahr sind es nochmal mehr Neuanmeldungen als in den Vorjahren“. Spezielle Vergünstigungsangebote zum Jahresstart brauche das Fitnessstudio nicht, so Gerlach.

Erfahrungsgemäß stimme das Klischee nicht, dass sich die für das neue Jahr motivierten Kunden spätestens nach Ostern wieder abmelden, so Erikson Gerlach: „Die Leute bleiben meistens dran und kommen das Jahr über regelmäßig.“ Die neue Kundschaft sei bezüglich Altersgruppen bunt gemischt, so der Fitnessstudio-Inhaber. Sportbegeisterte kommen laut Gerlach nicht nur aus Eitorf in das Baegersport, sondern aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis.

Intersport in Siegburg: Padel-Tennis ist schwer im Kommen

„Kaum ist Weihnachten vorbei, zieht das Geschäft an“, sagt Gerd Schmidt vom Sportgeschäft Intersport Dreschmann in der Siegburger Holzgasse und beschreibt damit eine langjährige Beobachtung. Insgesamt sei man aber grundsätzlich mit dem Jahr zufrieden.

Das Weihnachtsgeschäft sei auch in diesem Jahr wie all die Jahre zuvor nicht so gut gewesen. „Der Amateur-Fußball hört Anfang Januar auf und fürs Wandern ist das Wetter zu schlecht“, so vermutet er die Gründe. Auch würden immer seltener Sportartikel unter dem Baum liegen.

Jetzt kämen nach den Festtagen die Kunden mit Gutscheinen oder würden Geldgeschenke umsetzen. Bevorzugt für Wander- oder Lauf-Kleidung. Wandern würde in der Nachfrage bei den Kunden von Jahr zu Jahr eh immer stärker. Allgemein läge Outdoor-Aktivitäten im Trend.

Die meisten Kunden um den Jahreswechsel: Anfänger mit guten Vorsätzen für das neue Jahr

Und dann gebe es noch einen Trend, der absolut im Kommen sei, nämlich Padel-Tennis. Die moderne, neue Sportart, die vom Tennis abgeleitet worden ist, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. „Es kommen immer häufiger Kunden rein und fragen nach der Ausrüstung“, so Schmidt.

Noch habe man sich aber nicht entschieden, eine Abteilung dafür einzurichten. Schwerpunkt bleibt Fußball und Wandern. Die Ski-Abteilung hat Intersport Dreschmann indes von sechs Jahren aufgegeben.

Die „einigermaßen umsatzstärkste Zeit“ sind die Tage um den Jahreswechsel für David Longert, Inhaber des Bunert Laufladens in Siegburg, und seine Kollegen. „Mindestens ein Drittel“ der Kunden, wenn nicht sogar jeder zweite, sei ein Anfänger mit guten Vorsätzen für das neue Jahr. „Da ist das Beraten und Probieren am wichtigsten“, daher sind sie am ersten Samstag 2025 auch zu dritt im Laden an der Mühlenstraße.

Daniel weise (auf dem Laufband) und David Longert (Inhaber) aus dem Laufladen Bungert in Siegburg

Daniel weise (auf dem Laufband) und David Longert (Inhaber) aus dem Laufladen Bungert in Siegburg

Bunert Laufladen in Siegburg: Videoanalyse für Lauf-Neulinge

Gerade für Lauf-Neulinge sei die Videoanalyse besonders wichtig, sagt Longert, der das Geschäft seit mehr als zehn Jahren führt: Danach richten sich die Empfehlungen für das passende Modell. „Eher was Gedämpftes, das Stabilität bietet“, sucht er dann an der Wand heraus, auf die verschiedensten Modelle präsentiert werden. „Für jemanden, der anfängt, sind bestimmte Schuhe nicht geeignet“, weiß Longert.

Die Schuhe mit Carbonsohlen beispielsweise, die seit einiger Zeit in der Wettkampfszene für Furore sorgen: „Die verlangen eine gute Lauftechnik“, ein richtiger Anfänger „verletzt sich eher“. Außerdem seien diese Schuhe pro Kilometer viel teurer.

Daniel weise (auf dem Laufband) und David Longert (Inhaber) aus dem Laufladen Bungert in Siegburg

Daniel weise (auf dem Laufband) und David Longert (Inhaber) aus dem Laufladen Bungert in Siegburg

800 bis 1000 Kilometer halte ein guter Laufschuh, ab 120 Euro pro Paar beginnen für Longert die seriösen Angebote. Im Durchschnitt werden 150 Euro fällig – es sei denn, man findet ein reduziertes Modell zum Beispiel aus der Vorjahreskollektion. Ambitionierte Läufer hätten längst nicht nur ein Paar zuhause, sagt Longerts Mitarbeiter Daniel Weiser. „Mindestens zehn“ Paare hat Weiser zuhause, erfolgreicher Wettkämpfer und Organisator des „Drachenlaufs“ im Siebengebirge.

„Wichtig ist, dass Anfänger den inneren Schweinehund zurücklassen“, empfiehlt er zum Start ins neue Jahr. „Vornehmen kann man sich vieles“. Und David Longert rät: „Man muss Routinen entwickeln“, das Training in den Alltag einbauen.

Viele Menschen wollen zum Neuen Jahr auch lernen, den Stress abzubauen

„Die Zeit der neuen Vorsätze“ beobachtet dieser Tage auch Anke Marenbach von Better Yoga in Hennef. Winterspeck abtrainieren sei das eine, alte Gewohnheiten ändern das andere, sagt sie: „Viele möchten im Neuen Jahr Stress reduzieren und zu entspannen lernen, sich etwas Gutes tun. Ich vermittele das Handwerkszeug dazu. Denn es ist ja kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem!“

Mit ihrer Geschäftspartnerin Ute Steinhauer bietet die Henneferin Yogakurse in Bewegungsräumen zweier Kitas an, aber auch Online. „Wir bekommen aber zurückgespiegelt, dass viele es in der Gruppe besser finden.“ Der Schwung der Gruppe und die Anleitung machten es wohl aus, sagt sie. „Man muss raus aus der gewohnten Umgebung“ - allein das helfe. Auch wenn sie besonders im Winter und zu Jahresbeginn viele Anmeldungen habe, ein paar freie Plätze gebe es noch.

Das Team von Better Yoga aus Hennef: Ute Steinhauer (l.) und Anke Marenbach

Das Team von Better Yoga aus Hennef: Ute Steinhauer (l.) und Anke Marenbach

„Wir können uns vor Zulauf kaum retten“, berichtet Thomas Eickmann, Sportlicher Leiter des Leichtathletikzentrums an Rhein und Sieg LAZ. Allerdings seien es vor allem die Kinder, die das ganze Jahr über beim Verein anklopften. Es gebe keine Trainingseinheit, an der weniger als 28 Kinder teilnähmen. Knapp 1200 Mitglieder habe der Verein derzeit, 75 Prozent davon seien Kinder und Jugendliche.

Der gute Vorsatz, eine Beach-Figur zu bekommen, das ist für 90 Prozent der Menschen unrealistisch.
Thomas Eickmann, Sportlicher Leiter des LAZ in Siegburg

Erwachsene meldeten sich eher im Fitnessstudio an, beobachtet Eickmann. Ob die dann auch wirklich dahingingen, sei allerdings fraglich: „Sich Anzumelden hat noch niemanden fit gemacht. Der gute Vorsatz, eine Beach-Figur zu bekommen, das ist für 90 Prozent der Menschen unrealistisch.“ Joggen sei eine gute Anfängersportart, die man mit einer Kombination aus 100 Metern Laufen und 100 Metern gehen, gut beginnen und immer weiter steigern könne.

Laufe man allein, würden allerdings viele Abende doch auf der Couch enden. Selbst er als ehemaliger Leistungssportler müsse mit dem inneren Schweinehund kämpfen, gesteht der 63-Jährige, der riesengroß werde, wenn das Wetter schlecht sei. Deswegen sei es sinnvoll, sich einer Gruppe anzuschließen - das LAZ bietet für Berufstätige mittwochabends um 18 Uhr am Siegburger Stadion eine Laufgruppe an - oder zumindest einen Laufpartner zu finden. „Dann ist man verabredet und muss raus!“

Eickmanns Tipp: Neu-Sportler sollten sich ein erreichbares Ziel vornehmen, die Teilnahme am Osterlauf in Ruppichteroth oder an einem Halbmarathon. „Wenn man das schafft, ist es eine echte Belohnung!“