Der Tourismus in der Region hat sich vom Corona-Einbruch erholt und profitiert von kurzentschlossenen Gästen.
Tourismus„Bei gutem Wetter wird gebucht“ – Immer mehr kurzentschlossene Gäste in Rhein-Sieg
Der Tourismus an Rhein und Sieg hat seine Umsätze gesteigert und das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Das berichten auf Nachfrage übereinstimmend Sprecherinnen von Naturregion Sieg, das Bergische und IHK-Vizepräsidentin Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen, Vorsitzende des IHK-Ausschusses für Kultur und Tourismus. Auch wenn die Zahlen einer laufenden Umfrage in den Betrieben erst Ende November ausgewertet werden, ist durchweg von einer positiven Stimmung in Region und Branche die Rede.
„Die Nachfrage ist gut, allerdings kommen viele Besucher gern kurzfristig“, berichtet Carmen Döhnert von der Naturregion Sieg von einem neuen Trend, der sich aus ihrer Sicht dauerhaft etablieren wird: „Wenn das Wetter gut ist, wird gebucht.“ Langfristige Buchungen gingen dagegen zurück. Durch technische Möglichkeiten und flexible Betriebe in der Region werde das aufgefangen. Ältere Anbieter würden durch die Mitarbeiter der Naturregion im Siegburger Rathaus unterstützt. „Es funktioniert“, resümiert Döhnert.
Angelscheine sind in Rhein-Sieg zunehmend beliebt
Immer wichtiger geworden seien auch in der vergangenen Sommersaison Angebote für Familien mit Kindern. Grafenschatzweg und Auenlandweg zum Beispiel seien gefragt, Kinderwandern kombiniert mit Angeboten, wie sie der Bienenlehrpfad auf dem Hüppelröttchen in Eitorf bietet, ebenso.
„Das Thema Familien ist gerade sehr im Fokus“, beschreibt Döhnert, „wir gehen diese Zielgruppe bewusst an, auch über unsere Webseite und die Social-Media-Kanäle.“
Bewährt habe sich der Blick auch über die Grenzen der eigenen Region. So kämen Familien, die in der Jugendherberge des Naturerlebnisparks Panarbora übernachteten, auch gern an die Sieg, um sich dort umzusehen und Angebote wahrzunehmen.
Überrascht hat Döhnert ein Trend, den ihre Kollegin Martina Schneider im Windecker Tourismuspavillon beobachtet hat: Zunehmend seien dort Angelscheine gefragt. Auch Besucher von weiter her, beispielsweise aus der Schweiz oder aus Norddeutschland, kämen gezielt an die Obere Sieg, um dort ihre Ruten auszuwerfen, berichtet Döhnert. „Dass es da eine Nachfrage gibt, war uns nicht bewusst“, gibt die Touristikerin zu. „Aber vielleicht sollten wir das noch einmal vertiefen.“
Attraktiv sei das Siegtal nicht zuletzt wegen des Nahverkehrstickets für den erweiterten Verkehrsverbund Rhein-Sieg, das bei einer Buchung über die Webseite der Naturregion automatisch im Preis enthalten sei. Das gebe es in Deutschland so nur selten. Der Fahrschein gelte sogar schon bei der Anreise zum Urlaubsziel. Den Aufwärtstrend für den Tourismus kann auch Stephanie Kröber von „Das Bergische“ für die vier Kommunen Ruppichteroth, Much, Neunkirchen-Seelscheid und Lohmar bestätigen.
Inflation bereitet Gastronomen in Rhein-Sieg weiter Probleme
Das Paket „Well-Aktiv, vier Tage für Ihre Gesundheit“ sei im Bergischen von den Gästen positiv angenommen worden. „Im Bereich Wandern läuft es sehr gut“, berichtet Kröber. Gut angenommen würden auch die Geburtstagsaktionen für die Bergischen Streifzüge und die Wanderwochen. Die Wege des Wanderlandes würden viel genutzt.
Während die Gastronomie nach wie vor auch aufgrund der Inflation Probleme habe, erholten sich Übernachtungsbetriebe zunehmend. Vor allem am Wochenende werde gut gebucht. Kröber: „Die Gäste bleiben inzwischen länger als zwei Tage. Wir sind eigentlich eine Region für Tagesgäste.“ Die Leute länger hier zu halten, sei das erklärte Ziel.
Mehrwertsteuererhöhung schwebt über der Gastro-Branche
„Sehr positiv“: So fasst Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen die Stimmung im Hotelgewerbe zusammen. Aus dem eigenen Betrieb in Bonn und von Kollegen berichtete sie, dass die Umsätze im Vergleich zum Jahr 2019 wieder ordentlich gestiegen seien. Auch sie berichtet von kurzfristigen Buchungen. Die Geschäftskunden aus der Zeit vor der Pandemie seien noch nicht alle wieder zurück. Aber Tagungen und Konferenzen, Tourismus und Messen wie die Anuga in Köln trügen zum Erfolg bei.
Bei allen positiven Ansätzen schwebe über der Branche die Rückkehr zum höheren Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie, die Beherbergungssteuer ab 1. Januar 2024 und die drohende kommunale Verpackungssteuer, erklärt Winterwerp-van den Elzen.
Mit IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers will sie Ende November die Ergebnisse einer Umfrage unter den Betrieben der Tourismus-Branche veröffentlichen. Dann gebe es belastbare Ergebnisse zur zurückliegenden Saison.