Die unbebaute Fläche des Seidenbergs in Siegburg wird als Wald ausgewiesen. Der Beschluss setzt einen Schlusspunkt unter einen jahrelangen Konflikt um eine mögliche Bebauung des Areals.
Areal bleibt WaldBebauungspläne für den Siegburger Seidenberg sind endgültig Geschichte
Kein Gewerbe, kein Wohngebiet: Die unbebaute Fläche des Seidenbergs wird als Wald ausgewiesen. Die Änderung des Bebauungsplans mit den Stimmen von CDU und Grünen im Planungsausschuss setzt einen Schlusspunkt unter einen Konflikt, in dem vor allem die Bürgerinitiative „Rettet den Seidenberg“ für ihr Anliegen trommelte und auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Rhein-Sieg Stellung bezog.
Als Wohnbaufläche hatte 2018 Michael Keller (SPD) den Seidenberg ins Gespräch gebracht. Der alte Deponiestandort, einst auch als Potenzialfläche für ein Schulzentrum ins Auge gefasst, sei eines der wenigen größeren zusammenhängenden Areale der Stadt. Das bekräftigte er in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses: „Davor ist Bebauung und dahinter.“
Tausende Unterschriften gegen Abholzung der Fläche am Seidenberg
Zwischenzeitlich war die Fläche als Gewerbegebiet vorgesehen: Mitte 2021 veröffentlichte Holz Bauer, ansässig rechts und links der Zeithstraße, seine Umzugs- und Erweiterungspläne, beantragte die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Die damalige Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und FDP unterstützte das Vorhaben, sah auch Platz für die derzeit im Sanierungsgebiet Haufeld ansässige Firma Kohr Fahrzeugtechnik. Die CDU positionierte sich dagegen, die Grünschneise sei zu wichtig für den Klimaschutz.
Wenige Wochen später regte sich Protest, unter anderem von jungen Mountainbikern, die den Wald als Freizeitgelände nutzten. Mit der Jugend starteten die Eltern eine Online-Petition, Tausende Unterstützer unterschrieben. Der Wald am Seidenberg sei der letzte natürliche Abenteuerspielplatz, die mehr als sechs Hektar große Fläche sichere eine gute Frischluftqualität und sei Rückzugsgebiet für Vögel, Kleintiere, Fledermäuse, Rehe und Wildschweine.
65.000 Quadratmeter abzuholzen widerspreche einer klimapositiven Politik. Im Mai 2022 hatte der Planungsausschuss die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens beschlossen, noch mit alter rot-grün-gelber Mehrheit. Nur sechseinhalb Monate später sind (fast) alle Pläne für eine Bebauung durch den neuen Beschluss perdu. Lediglich der Holzhandel erhält eine begrenzte Erweiterungsmöglichkeit.
Siegburg: Kooperation aus CDU und Grünen feiert Richtungsänderung
Diese Richtungsänderung feiert die Kooperation von CDU und Grünen: Man habe das „Wahnsinnsprojekt“ von Bürgermeister Stefan Rosemann (SPD) „und seiner Verwaltung“ gestoppt. Die neue Ratsmehrheit nach dem Ausscheiden der Grünen aus der „Siegburg-Koalition“ mit SPD und FDP sieht sich auch bestätigt durch die Bedenken des Kreisumweltamts sowie des Landesbetriebs Holz und Wald.
Die Festlegung auf Wald solle in den überregionalen Plänen wie Landschaftsplan und Regionalplan verankert werden. Die planungspolitische Sprecherin der CDU, Ursula Muranko, und die Umweltausschussvorsitzende Astrid Thiel (Grüne) dankten ausdrücklich der Bürgerinitiative. Diese habe „entscheidend mitgeholfen, den Seidenberger Wald zu retten“.