Kühlräume kaum gebrauchtBilanz der Siegburger Leichencontainer
- Die Stadt hat am Anfang der Corona-Pandemie einen Kühlcontainer angemietet.
- Grund hierfür waren die Bilder aus Italien. Man wollte möglichen Corona-Toten einen würdevollen Ort bis zur Beisetzung bieten.
- Eine Bilanz des 15600 Euro teuren Projektes.
Siegburg – Es waren vor allem die Bilder aus dem italienischen Bergamo, die den städtischen Corona-Krisenstab zu einem ungewöhnlichen Schritt bewogen: Die Verantwortlichen bestellten einen Kühlcontainer mit Platz für 23 Leichen. Mit dem Thermobil, das unter großem Medieninteresse per Kran auf dem Nordfriedhof „einschwebte“, wurden die Kapazitäten der Stadt mehr als verdreifacht.
Im schlimmsten Fall, so hieß es, sollten die möglichen Opfer der Corona-Krise bis zur Beisetzung einen würdevollen Aufenthaltsort haben. Man hoffe indes, dass dieser Fall gar nicht erst eintrete. So war es auch bislang: Die elf Kühlkammern, die es vor der Pandemie gab, reichten völlig aus. Nur zwei Menschen in Siegburg starben seit Mitte März an den Folgen von Covid 19. Der Container, der ohne Pause läuft und im Innern eine Temperatur von höchstens sieben Grad Celsius hält, stand in den ersten vier Monaten überwiegend leer.
Anmietung für sechs Monate
Für sechs Monate hat die Stadt ihn angemietet, Kostenpunkt inklusive Transport: etwa 15 600 Euro. Nur einzelne Bestatter aus dem Umkreis griffen auf das Angebot für 88 Euro pro angefangenem Nutzungstag zurück. Sechs Corona-Tote seien insgesamt 24 Tage dort gelagert worden, teilte die Siegburger Pressestelle auf Anfrage mit: „Daraus ergeben sich laut Gebührensatzung Einnahmen von 2112 Euro.“
Wie beurteilt die Stadt aus heutiger Sicht die Anmietung? Bürgermeister Franz Huhn hält die Investition auch im Nachhinein für richtig: „In einer solchen Krise kam und kommt es uns darauf an, vor der Lage zu sein, also gewappnet für alle Eventualitäten. Wir standen im Siegburger Krisenstab unter dem Eindruck schlimmer Bilder unter anderem aus Italien und New York, wo Krankenhäuser und Leichenhallen durch die vielen Toten an ihre Kapazitätsgrenzen gerieten.“ Die durch die Situation erzwungene unwürdige Art des Umgangs mit den Toten habe zur Entscheidung des Krisenstabs geführt.
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Ob der wenig schmückende Metall-Container für eine mögliche zweite Pandemiewelle am Nordfriedhof bleibt, stehe noch nicht fest, so die Stadtpressestelle. Dann müsste der Mietvertrag über den September hinaus verlängert werden.