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Stationen, Schließfächer, LeihräderWie Siegburg den Fahrradverkehr verbessern will

Lesezeit 4 Minuten

Die neue Mobilitätsstation am Bahnhof wird auch bei trübem Winterwetter bestens angenommen.

  1. Die Stadt Siegburg will die Quote des Radverkehrs von 9 auf 25 Prozent innerhalb von fünf Jahren anheben.
  2. Dafür wird etwa in Reparaturstationen, Schließfächer und Leih- und Lastenräder investiert.
  3. Doch sind die ehrgeizigen Pläne umsetzbar? Jetzt alle Hintergründe lesen.

Siegburg – Gerade einmal neun Prozent aller zurückgelegten Wege in der Kreisstadt werden mit dem Fahrrad erledigt, das soll besser werden: Binnen fünf Jahren soll die Quote bei 25 Prozent liegen, und dazu wird die Infrastruktur verbessert. Am ICE-Bahnhof, am Rathaus und neun weiteren Stellen in der Stadt sind erste Ergebnisse zu sehen: Am Europaplatz können Räder unter einem Dach abgestellt und bequem an Rahmen abgeschlossen werden, gleich daneben gibt es eine Reparaturstation mit Luftpumpe und durch Kabel gegen Diebstahl gesichertes Werkzeug.

So oder etwas sparsamer ausgestattet sollen Mobilitätsstationen bald in der ganzen Stadt sein, hinzu kommen Gepäckschließfächer, Ladeeinrichtungen und ab September Leihfahrräder und Leihlastenräder.

Mit Stahlseilen ist das Werkzeugsortiment am Bahnhof gesichert, mit dem sich kleine Fahrradpannen schnell beheben lassen.

„Wir sehen da großes Potenzial“, sagt die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger, und die Situation am Bahnhof gibt ihr Recht. Unter dem neuen Dach knubbeln sich selbst an einem nasskalten Februartag die abgestellten Räder, im Sommer dürfte es noch weit voller werden. „Die Nachfrage können wir am Bahnhof nicht zu 100 Prozent abdecken“, fürchtet die Dezernentin. „Da war es sofort knallvoll“, ergänzt Elisabeth Hertel, Leiterin Kommunales Mobilitätsmanagement. Sie hat bei dem Projekt die Federführung und arbeitet mit der Verbraucherzentrale zusammen.

Bewerbung um Zuschüsse

„Das alles fußt auf einem Wettbewerb“, erläutert Barbara Guckelsberger. Die Stadt habe sich erfolgreich um Fördergeld vom Bund beworben, der den Klimaschutz durch mehr Radverkehr verbessern will und Maßnahmen mit 70 Prozent bezuschusst. Das Motto in Siegburg heißt „Fahrrad = berechtigt“. Der Fokus liegt auf den Mobilitätsstationen, an denen mehrere Angebote und Serviceelemente gebündelt werden. Wichtig ist auch ein Leitsystem, das Radfahrer zu den Punkten führt: Die rot-weißen Wegweiser für Radfahrer wurden durch entsprechende Symbole ergänzt.

Eine deutliche Steigerung des Radverkehrs in der Kreisstadt streben Elisabeth Hertel (links) und Barbara Guckelsberger an.

Mit Blick auf die Leihräder ist Guckelsberger vor allem die „letzte Meile vom Bahnhof ins Gewerbegebiet wichtig“. Wie ein Leihsystem in Siegburg und darüber hinaus aussehen könnte, hat sie sich in Freiburg angesehen, „dort funktioniert das einwandfrei“, so ihre Beobachtung. In der ersten halben Stunde solle die Nutzung kostenlos sein und die Räder nicht nur an ihren Stationen, sondern auch auf eigens dafür markierten Flächen zurückgegeben werden können. Mit Hilfe von GPS und einer App lassen sich die Räder lokalisieren und buchen. „Das ist ein sehr nutzerfreundliches System.“

Die Leihsysteme finanzierten sich noch nicht selbst, da müssten sich Kommunen engagieren, stellt die Beigeordnete fest. „Der Markt wird sich in den nächsten Jahren immer weiter entwickeln und verändern.“ In der Region werde die Organisation von RSVG und Kreis übernommen, zunächst für Siegburg, Troisdorf, Sankt Augustin und Königswinter. Später könne daraus vielleicht ein Verbundgebiet werden, das auch Bonn und das Linksrheinische umfasst.

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„Transportieren ist ein ganz wichtiger Punkt“, betont Elisabeth Hertel, weshalb die beiden schon darüber nachdenken, auch die Fußgängerzone zu bestimmten Zeiten für die Lastenfahrräder zugänglich zu machen. Barbara Guckelsberger weist zudem drauf hin, dass derzeit durch viele „punktuelle Maßnahmen“ einiges für Radfahrer getan werde, durch Bordsteinabsenkungen etwa oder mit einer kleinen Fräse, die die Stadt beschafft habe, um Schlaglöcher zu beseitigen. Für Elisabeth Hertel ist eines jedenfalls klar: „Auch Radverkehr ist eine Form von Öffentlichem Personennahverkehr.“

Die Radstationen im Siegburger Stadtgebiet

1. Bahnhof: 100 Radständer/ –bügel, Servicestation mit Luftpumpe und Werkzeug, je eine Überdachung an Europaplatz und Wilhelmstraße. In den kommenden Wochen neun Gepäckschließfächer, drei mit Ladeeinrichtung. Ab September 15 Leihräder, ein Lastenrad

2. Markt: in den kommenden Wochen 13 Radständer/-bügel und zwölf Gepäckschließfächer, ab September fünf Leihräder, ein Lastenrad

3. Rathaus: 16 Radständer und -bügel, eine Überdachung, in den kommenden Wochen drei Gepäckschließfächer. Ab September fünf Leihräder, ein Lastenrad

4. Kaiserstraße/Ringstraße: in den kommenden Wochen elf Radständer/ –bügel, sechs 6 Gepäckschließfächer. Ab September fünf Leihräder, ein Lastenrad

5. Mühlentorplatz: drei Radständer/–bügel, Servicestation, in den kommenden Wochen drei Schließfächer/Ladeeinrichtung

6. Katholisch-Soziales Institut: fünf Radständer/ –bügel, ab September fünf Leihräder

7. Johannesstraße: zwei Radständer/–bügel, Überdachung, in den kommenden Wochen eine Servicestation mit Luftpumpe und Werkzeug, drei Gepäckschließfächer mit Ladeeinrichtung

8. Brückberg: Adolf-Kolping-Platz, zwei Radständer/-bügel, eine Überdachung, ab September fünf Leihräder und ein Lastenrad

9. Luisenstraße, Barbarossaplatz: in den kommenden Wochen vier Radständer/ –bügel, ab September ein Leihrad, ein Lastenrad

10. Stallberg: Kaldauer Straße, in den kommenden Wochen drei Radständer/–bügel, ab September fünf Leihräder, ein Lastenrad

11. Kaldauen: Geschäftszentrum, in den kommenden Wochen zehn Fahrradständer/–bügel, ab September fünf Leihräder, ein Lastenrad.