Marode Holzteile und bröckeliger Mörtel im Glockenstuhl der Pfarrkirche von St. Servatius werden von einer Fachfirma erneuert.
KircheZu Weihnachten sollen die Glocken von St. Servatius in Siegburg wieder erklingen
Das Gerüst am Dom ist seit etlichen Jahren ein gewohnter Anblick, und Sankt Servatius in Siegburg bietet dieser Tage einen ganz ähnlichen Anblick: Die auffällige Stahlkonstruktion dient dem Transport von Baumaterial in die Höhe, denn dort bereitet der Glockenstuhl: Der Gebäudepatin und ehemaligen Stadtarchivarin Andrea Korte-Böge zufolge hätten abgebrochene Holzstücke auf morsches Gebälk hingewiesen.
Die insgesamt vier Glocken seien in Gegenschwingungen geraten und hätten nicht in er gleichen Richtung. Schon vor drei Jahren seien sie daher stillgelegt worden. Die Küsterin habe früh genug bemerkt, dass mit den Glocken nicht stimmte, und so Schlimmeres verhindert. Das Verstummen der Glocken sie nicht einmal vielen Menschen aufgefallen, wohl wegen der Nähe von Abteikirche und evangelischer Auferstehungskirche.
Kampf gegen Holzwürmer in der Siegburger Pfarrkirche
„Die Unterzüge wurden in den 1960er Jahren nicht vernünftig vermörtelt“, so die Gebäudepatin, was jetzt nachgeholt werde. Mit Chemikalien habe man zudem damals Holzwürmer bekämpft, was aber auch das Holz in Mitleidenschaft gezogen habe. Zuvor habe der Glockenstuhl einige Jahrhundert lang gehalten, der zuletzt nach dem Stadtbrand von 1647 saniert worden sie.
Verzögert hätten sich die Arbeiten jetzt, da man erst die Finanzierung habe sicherstellen müssen. „Weihnachten läuten die Glocken wieder“, versichert Korte-Böger. Der Auftrag ging an die Manufaktur „Petit und Gebrüder Edelbrock“ aus dem münsterländischen Gescher, die vor 18 Jahren zwei Glocken für die Abteikirche neu gegossen hatte.
In der Servatiuskirche tun die beiden großen Glocken „Sankt Servatius“ und „Allerheiligen“ ihren Dienst, hinzu kommen die kleine „Sankt Anna“ und eine kleine Totenglocke. Für die Sanierung mussten sie das Gestühl nicht verlassen, sondern konnten lediglich hochgebockt werden, so Korte-Böger. Auch jetzt hätten sich Löcher von Holzwürmern und auch noch angekokeltes Holz gefunden. Ein Gerüst findet sich auch vor dem großen Fenster des Chors, das für Arbeiten an den Gläsern errichtet wurde. Auch dort ist Korte-Böger zufolge der Abbau in Sicht, lediglich die Endabnahme der Arbeiten fehle noch.
Bereits vor rund 1000 Jahren gab es am gleichen Ort eine Vorgängerkirche, die ebenfalls dem heiligen Servatius, dem Bischof von Maastricht geweiht war. 100 Jahre nach der Abteigründung auf dem Michaelsberg 1064 wurde auch unten in der Stadt eine größere Kirche gebraucht, die als dreischiffige Basilika mit zwei Emporen und dem 60 Meter hohen Westturm zwischen 1150 und 1170 gebaut wurde. Massive Mauern und kleine Fenster weisen darauf hin, dass die Kirche auch Zufluchtsort und Schutzburg war, wie aus einer Broschüre der Pfarrgemeinde zur Kirchengeschichte hervorgeht.
Früher dürfte der Haupteingang an der Nordseite gelegen haben, an der sich heute die Marienkapelle findet. Auf die frühere Funktion weisen vier Marmorsäulen, die bei einer Sanierung 2014/2015 unter Putz- und Farbschichten entdeckt wurden. Ein barocker Altar im nördlichen Seitenschiff stammt aus dem 18. Jahrhundert, Servatius ist dort mit liturgischem Gewand, Mitra, Brustkreuz, Buch und Bischofsstab dargestellt.